Der heilige Gral

Die Legende um den Heiligen Gral, erschien im späten 12. Jahrhundert in der mittelalterlichen König Artus-Sage. In allen Überlieferungen wird der Gral als ein wundertätiges Gefäß in Form einer Schale, eines Kelchs oder eines Steins beschrieben. Die Steinversion basiert auf der Legende, dass der Kelch aus einem grünen Edelstein (wahrscheinlich ein Onyx) gefertigt wurde, den der Erzengel Luzifer Morgenstern in seiner Krone trug, bevor er sich gegen Gott erhob und dafür zur Strafe in die Hölle verbannt wurde. Das mag auch der Grund dafür gewesen sein, dass der Gral von der Kirche niemals als Reliquie anerkannt wurde, sondern im Gegenteil als Häresie betrachtet wurde.  Ausgerechnet ein solcher ketzerischer Gegenstand soll von Jesus beim Letzten Abendmahl gesegnet und anschließend gar dazu benutzt worden sein, das Blut des Heilands unter dem Kreuze aufzufangen. Vielleicht wird der Kelch wohl deshalb aber auch als „Heiliger“ Gral bezeichnet. Irgendwann nach der Kreuzigung muss der Gral schließlich nach England gelangt sein.  Josef von Arimathäa ein Anhänger des Jesus von Nazareth soll der Legende nach bei der Kreuzigung das Blut Christi in einem Kelch gesammelt haben. Das Blut stammte aus der Seitenwunde, die der römische Hauptmann Longinus Jesus mit der Heiligen Lanze zugefügt hatte. Dazu verwendete Josef den Kelch vom letzten Abendmahl.  Dieser Joseph von Arimathia, soll den Kelch mit sich geführt haben, als er in Sachen Zinnhandel ins englische Cornwall reiste.  In der Stadt Glastonbury soll er nicht nur die erste christliche Kirche auf englischem Boden gegründet, sondern dort auch den Gral in einem sicheren Versteck verwahrt haben.  Hier auf dem Glastonbury Tor soll auch das legendäre Avalon, Rückzugsort König Artus gelegen haben.

In der Kathedrale von Valencia in Spanien,  wird ein Kelch aufbewahrt, der sogenannte Heilige Kelch (spanisch Santo Cáliz), von dem die Überlieferung ebenfalls annimmt, dass er der Kelch des letzten Abendmahles Jesu Christi mit seinen Jüngern sei. Er befindet sich dort seit 1437. Der Apostel Petrus soll diesen Kelch mit nach Rom gebracht haben, wo er von den Päpsten bis zu Sixtus II. (257/258) verwahrt worden sei. Papst Sixtus II. beauftragte seinen Diakon Laurentius (* Hueska (Hispanien); † 258 Rom), mit der Verwaltung der Kirchenschätze, zu denen auch der Kelch von Jesu Christi gehörte. Laurentius brachte einige dieser Reliquien nach Huesca unter anderem den Heiligen Kelch, um das Gefäß vor der Christenverfolgung des römischen Kaisers Valerius zu retten. Der Kelch befand sich danach im Kloster San Juan de la Peña in Aragonien, unsicher ist allerdings, seit wann. 1399 soll er vom Kloster an König Martin I. von Aragon, im Tausch gegen einen königlichen Freibrief oder einen goldenen Becher übergeben worden sein. Sowohl Martin I. als auch sein Vater, Peter IV. waren aufgrund ihrer religiösen Hingabe als Sammler großer christlicher Reliquien bekannt. Sie hatten es im Laufe ihrer Herrschaft geschafft, Dornen aus der Krone Christi zu sammeln, die Tunika, die er getragen haben soll, Holzsplitter des Kreuzes, den Schwamm, der angeblich das Blut Christi während der Kreuzigung gereinigt hat, eine Reliquie mit dem Blut Jesu sowie die am meisten verehrte Reliquie, den Heiligen Kelch. Im Reliquienbestandverzeichnis des Königs (Manuskript 136, Archiv der Krone von Aragonien, Barcelona) sind der Kelch und seine Geschichte aufgezeichnet. Im Jahr 1424 nach dem Umzug von Aragon nach Barcelona beschloss König Alfons V. de Aragon, die Reliquie in seinen Palast in der Stadt zu verlegen. Obwohl der Heilige Kelch zunächst in der Kapelle Santa Catalina im Königspalast von València aufbewahrt wurde, wurde er später der Kathedrale als Sicherheit für ein Darlehen des Königs übergeben. Während des Bürgerkriegs wurde der Heilige Kelch in Carlet in der spanischen Provinz Valencia versteckt und Ende März 1939 vom Ausschuss zur Wiedererlangung des nationalen Kunstschatzes offiziell an die Kathedrale von Valencia zurückgegeben. Dort wird er bis heute aufbewahrt.

Der heilige Gral wird auch mit den Templern in Verbindung gebracht. Letztere sollen ihn zumindest eine Zeitlang besessen haben. Sie wurden von König Philipp IV. von Frankreich und der Inquisition, (angeblich wegen des Grals) unter Anklage der Häresie verfolgt und vernichtet. Bei Phillipp war es wohl eher Geldgier. Er wollte den Schatz der Tempelritter für sich haben. Doch die Mönchsritter waren nicht die erste Gemeinschaft, die wegen des Grals verfolgt wurden. Auch die Katharer, ein christlich-gnostischer Orden, die man ebenfalls mit dem Gral in Verbindung brachte, fielen der Inquisition zum Opfer. Angeblich brachten einige wenige Ordensbrüder während der Belagerung der Katharerfestung Montségur ein geheimnisvolles, heiliges Objekt vor den Häschern des Papstes in Sicherheit. Durchaus möglich, dass dieses Objekt (bei dem es sich um den Gral gehandelt haben könnte) dann in die Hände von Templern gelangte, die als „Armee in päpstlichen Diensten“ an der Belagerung teilgenommen hatten.

Der Heilige Kelch in der Kathedrale von Valencia ist von vier Päpsten als Kelch des letzten Abendmahls anerkannt und bestätigt worden. Mehrere Handlungen der Päpste Johannes XXIII., Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus hielten Messen mit dem Heiligen Kelch in der Kathedrale ab und waren der ausschlaggebend für die Validierung als Kelch des letzten Abendmahls . Eine andere Legende berichtet das Maria Magdalena, die Gefährtin Jesu Christi nach der Kreuzigung aus Angst um ihr Leben nach Frankreich floh,  weil sie ein KInd von Jesus erwartete.  Denn es gibt die Vermutung, dass das französische „Saint Gréal“ (Heiliger Gral) eigentlich als „Sang Réal“ (Heiliges Blut) gelesen werden müsste (beides wird gleich ausgesprochen). Dieser Übersetzungsfehler könnte die Annahme bekräftigen, das Maria Magdalena mit Jesus verheiratet gewesen sei. Dann wäre der Gral also in Wahrheit die „Blutlinie“, also Nachkommenschaft von Jesus Christus. So soll sowohl das Geschlecht der Merowinger, als auch die Königshäuser der Stewarts und Habsburger vom Heiland selbst abstammen. Vielleicht ist alles aber auch nur Legende. Gleichermaßen zu sehen ist wahrscheinlich die Deutung der dargestellte Apostel Johannes auf dem Gemälde „Das letzte Abendmahl“ von Leonardo da Vinci, sei Maria Magdalena. Diese abstruse Interpretation fußt auf dem Argument, dass man den Brustansatz erkennen könne, wenn man das Bild vergrößere. Wo soll dann aber Johannes auf dem Bild sitzen. Es ist nicht anzunehmen  das da Vinci ausgerechnet den Lieblingsapostel von Jesus unterschlagen hätte. 

In der alten Dorfkirche von Rennes-le-Château (Frankreich) , die Maria Magdalenela geweiht war, soll der damalige Pfarrer bei der Restaurierung der alten Dorfkirche  Dokumente gefunden haben, die eine Heirat zwischen Jesus und Maria Magdalena bestätigen könnten.  Egal was drinstand, der Pfarrer war jedenfalls kurz nach dem Fund ziemlich reich. Er lebte plötzlich in einem Luxus, den sich ein einfacher Dorfpfarrer unmöglich leisten konnte. Es wird unter anderem vermutet dass er Schweigegeld vom Vatikan bezogen habe, um das Geheimnis des Stammbaumes Jesu zu wahren. Vielleicht hat er aber auch den Schatz der Tempelritter entdeckt.

Um auf den Gral zurück zukommen. Wo ist er verblieben? Eine ganz andere Theorie verweist erneut auf die Tempelritter. Diese sollen den Gral noch in Sicherheit gebracht haben, bevor die große Verhaftungswelle einsetzte. Angeblich stach die gesamte Templerflotte am Abend bevor die europaweite Verhaftung sämtlicher Brüder begann vom Hafen La Rochelle aus in See und wurde nie wieder gesehen. Außerdem sollen einige Ritter nach Schottland ins Exil geflüchtet sein und später zusammen mit dem norwegisch-schottischen Adligen und Jarl von Orkney Henry Sinclair  auf eine Expeditionen  in die Neue Welt, bis vor die Küste Neu-Schottlands aufgebrochen sein. Dort sollen sie auf einer Insel, die heute „Oak Island“ heißt, einen gigantischen Schacht angelegt haben, den sie mit verschiedenen „Sicherungsanlagen“ versehen haben. Offensichtlich sollte dort etwas gut versteckt werden. Vielleicht der Gral? Es ist aber ziemlich unwahrscheinlich, das sie ein so heiligen Objekt einfach vergraben hätten. Was liegt dann dort vergraben? Vielleicht der Templerschatz?

Der Heilige Kelch oder Gral ist insgesamt 17,5 cm hoch. Der kostbarste Teil ist der obere Teil: eine relativ schlichte Achatschale, , welche die Kuppa (= oberer Teil einer Trinkschale) bildet. Sie hat eine Höhe von 7 cm und einen oberen Durchmesser von 9,5 cm. Die dunkelrote bis braune Silikatschale besteht aus Karneol, auch Sarder genannt, einer Varietät des Chalcedons. Da die Achatschale aus der Zeit des Zweiten Tempels in Jerusalem, genauer aus der Regierungszeit des Herodes stamme und „mit einem Stein hergestellt wurde, der in der Antike als Sarder bezeichnet wird und den Stamm Juda repräsentiert, dem auch Jesus von Nazareth angehörte, wird von der spanischen Kunsthistorikerin Ana Mafé García in ihrer Doktorarbeit die These vertreten, dass der Kelch mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,9 % authentisch, d. h. von Jesus beim Letzten Abendmahl benutzt worden sei. Die Form des Kelchs deute auf eine Anfertigung im ersten oder zweiten Jahrhundert vor Christi Geburt hin. Insbesondere die Füllmenge sei typisch für jüdische Gewohnheiten jener Zeit und belege dass der Kelch hebräischer Herkunft sei.

Zeitliche Abfolge der Ereignisse:

  • ca. 33 n. Chr.: das Letzte Abendmahl – Jesus benutzt den Gralskelch, verwandelt darin u.a. sein Blut in Wein Kreuzigung Christi – Joseph von Arimathia oder Maria Magdalena fangen unter dem Kreuz die Blutstropfen Jesu im Gral auf. 
  • ca. 40 n. Chr.: Joseph von Arimathia reist mit einigen Gefolgsleuten (darunter wahrscheinlich Maria Magdalena) nach England, sie bringen den Gral mit sich; nach anderen Versionen gelangt der Gral in diesem Zeitraum mit Maria Magdalena (die von Jesus schwanger ist) nach Frankreich. 
  • 1120 bis 1128: Gründung des Ordens der Armen Ritter Christi, nach seinem ersten Quartier im (vermeintlichen Tempel Salomons) auch Tempelherren, Tempelritter oder Templer genannt.
  • 1208 bis 1244 : Albigenser-Kriege; eine christlich-dualistische Sekte, die Katharer oder Albigenser, vermutlich im Besitz des Grals, wird durch Papst Innozenz III. der Häresie angeklagt und deren Mitglieder verbrannt. Hier scheinen die Templer, die in die Kämpfe verwickelt waren, das Erbe der Katharer angetreten und den Gral an sich genommen zu haben.
  • 1307: von Papst Clemens V. verraten und dem französischen König wegen ihrer Reichtümer beneidet, wird der Orden der Tempelritter verboten, seine Mitglieder werden verfolgt, gefoltert und hingerichtet;
  • 1398 :  Henry Sinclair von Schottland soll die Neue Welt erreicht haben, mit ihm angeblich einige überlebende Tempelritter, die in Schottland Zuflucht gefunden hatten; auf der Insel „Oak Island“ sollen sie einen „Schatz“ (es wird gemutmaßt Hinweise auf den Gral oder den Kelch selbst) versteckt haben.
  • 1775 : auf „Oak Island“ entdecken Jugendliche eine komplizierte Anlage, einen Schacht der tief in die Erde reicht und durch verschiedene Vorrichtungen gesichert ist – bis heute sind alle Versuche erfolglos, dem Schacht auf den Grund zu gehen .
  • 1891 : der Pfarrer des südfranzösischen Dorfes Rennes-le-Château, Berenger Sauniére, entdeckt bei der Restaurierung seiner Kirche einige Pergamente, die er in Paris untersuchen lässt, kurz darauf gelangt er zu unerklärlichem Reichtum, er soll entweder mit Hilfe dieser Dokumente einem „Schatz“ auf die Spur gekommen sein oder Schweigegeld (von der Kirche?) kassiert haben.

Ein wichtiges Indiz verweist auf die Grabeskirche in Jerusalem als ehemaliger Aufbewahrungsort für den Heiligen Gral. In einer Inventarliste der Grabeskirche aus dem Jahr 909 n. Chr. werden zwei Wächter erwähnt, die zur Bewachung des Grals abgestellt waren. Dieser sei in einem separaten Raum aufbewahrt worden.  Auf einer von einem Pilger gezeichneten Tafel ist ein separater bisher unentdeckter Raum mit dem Gral zu sehen. Der Grundriss der Kirche wurde jedoch durch die Tempelritter und spätere Eroberer wiederholt geändert, sodas der Raum bisher nicht gefunden werden konnte. Auf der Inventarliste der Grabeskirche wurde der Heilige Gral das letztemal erwähnt. Danach verliert sich seine Spur. Im Jahr 2011, fast 3.000 Jahre nach dem letzten Abendmahl, sind Dokumente aufgetaucht, die vielleicht die Frage beantworten können, wo der Gral verblieben ist. In einem mittelalterlichen Text, der in einer ägyptischen Bibliothek gefunden wurde, stehen in arabischer Sprache folgende zwei Sätze geschrieben:

  • Das Gefäß dass die Christen Kelch des Messias nannten
  • Er wollte ihn dem König von Leon geben

Die arabischen Texte erwähnen auch dass der Kelch nicht aus der Grabeskirche nach Spanien gebracht wurde, sondern aus einer kleinen Kirche am Rande Jerusalems.  Der sechste Kalif der Fatimiden, al-Hakim ließ die Grabeskircche im Jahr 1009 bis auf die Grundmauern zerstören. Priester konnten wahrscheinlich die wichtigsten Reliquien vorher bergen und in einer anderen Kirche am Rande von Jerusalem in Sicherheit bringen. Bei dem in den  Basilika San Isidoro in der nordspanischen Stadt León ausgestellten Kelch der Doña Urraca soll es sich um den als Gral angesehenen  Abendmahlsbecher Jesu handeln.  Nachdem der Kelch zunächst nach Kairo und dann nach Spanien in die Hände des damaligen Emirs von Cordoba gelangte, schenkte dieser den Kelch König Ferdinand, um ihn von einer Invasion abzuhalten. All dies hätten Untersuchungen der 2011 gefundenen ägyptischen Dokumente aus dem Mittelalter ergeben.  Ein gewichtiges Indiz soll auch eine Gravur auf der Goldummantelung der Schale aus Achat sein. Diese lautet Urraca Ferdinandi.  Urraca war die Tochter König Ferdinands.  Das Herzstück der Basilika San Isidro, in der sich der Kelch angeblich befindet, ist ein Fresco mit dem letzten Abendmahl. Jesus hält auf diesem Bild keinen Kelch in der Hand. Am unteren Bildrand ist aber eine Person, wahrscheinlich ein Mundschenk zu sehen, der Jesus einen Kelch anbietet. Dieser sieht dem Kelch in der Basilik außerordentlich ähnlich. Ein weiteres Indiz findet sich in einem Dokument in arabischer Sprache das in Ägypten gefunden wurde und von einer Beschädigung des Kelch erzählt. Die Mauren hätten ein Stück herausgeschnitten, bevor der Kelch nach Spanien in die Hände Ferdinands gelangte. In dem Dokument steht geschrieben: Ein Stück wurde mit einem Messer herausgeschnitten.  Ein  kleines Stück fehlt tatsächlich im oberen Rand des Kelchs in der Basilika in Leon. Der  Autor des Dokuments ist unbekannt. Doch der Inhalt des gefundenen Dokuments passt in den historischen Kontext und stimmt mit anderen Quellen überein. 

Bleibt dennoch die Frage ob es sich bei dem Kelch in der Basilika San Isidro wirklich um den gleichen Kelch handelt der im Jahr 909 n. Chr. bereits seit Jahrhunderten in der Grabeskirche verwahrt wurde. Wo befand sich der Kelch in den folgenden 500 Jahren nach dem Abendmahl?  Verschieden historische Texte sagen in der Grabeskirche. Doch erstmals wieder gesehen wurde der Kelch im 6. Jhd. durch einen Pilger. Dieser schrieb er habe im Jahr 570 n. Chr. den Kelch gesehen. Dieser sei ein Steinkelch gewesen, der aus Achat gefertigt wurde. Das ist die älteste Beschreibung von Form und Material des Grals und sie passt zu dem Kelch aus Leon.