Voodoo

Voodoo stammt ursprünglich aus Westafrika. Durch den Slavenhandel kam die Religion in den atlantischen Raum bzw. in die Karibik. Voodoo wird heute hauptsächlich in den afrikanischen Staaten Benin, Ghana und Togo praktiziert, des Weiteren im Karibikstaat Haiti und in Haitis Nachbarstaat, der Dominikanischen Republik. Ferner teilweise im Süden der USA, z. B. Louisiana (New Orleans), Florida (Miami) sowie in Kanada (Montreal). In Benin ist Voodoo zusammen mit dem Christentum und dem Islam eine offiziell anerkannte Religion. Am 4. April 2003 wurde Voodoo auch in Haiti zur offiziellen Religion erhoben. In Haiti gehören schätzungsweise etwa drei Viertel der Menschen dem Voodoo an. Voodoo kennt wie das Christentum oder der Islam nur einen Gott. Dieser wird Bondye genannt. Gläubige können sich nicht direkt an ihn wenden, daher gibt es göttliche Geistwesen, die Loa als Vermittler. Während der Anruf-Zeremonien erfolgt eine Inbesitznahme der Menschen durch die angerufenen Loa. Während einer solchen rituell vollzogenen Vereinigung mit einem Loa fallen die betroffenen Menschen in Trance. Sie gelten als besessen. Ein derart „Besessener“ ist von da an sein Leben lang spirituell mit dem betreffenden Geistwesen verbunden. Es gibt gute und böse Loa. Als gefährlichster Geist wird die weibliche Loa Marinette, ein zerstörerisches weibliches Geistwesen mit Bezügen zur schwarzen Magie angesehen. Voodoo wird oft mit schwarzer Magie assoziiert, obwohl Schwarze Magie dem Voodooglauben im Grunde widerspricht. Doch es gibt den Schadenszauber und die Azetos, die Hexer, die ihn praktizieren. Dazu gehört ein sogenannter Analogiezauber, der darin besteht, das Voodoo-Puppen, die oft einem bestimmten Menschen nachgebildet sind, hergestellt werden. Durch das Stechen in die Puppe oder durch das Durchbohren mit Nadeln sollen dem Betroffenen Schmerzen zugefügt werden. Manchmal werden Voodoo-Puppen aber auch zum Heilen von Kranken benutzt. Des Weiteren gibt es Praktiken des Totenkults und den Glauben an die Wiederbelebung längst Verstorbener (Nekromantie). Menschenopfer waren und sind aber kein Bestandteil des Voodooglaubens. Es werden aber Rituale praktiziert, bei denen Tiere geopfert werden. Wer von den Geistern erhört werden will, muss dafür Opfer bringen, darunter Tiere, Schnaps, Zigarren oder Parfüms. Voodoo – ist in erster Linie Heilzauber. Um kranke Menschen zu heilen, werden zahlreiche Heilkräuter und Mixturen verwendet, deren Rezepturen von Generation zu Generation weitergegeben werden. Um ihre Mixturen herzustellen, verwenden die Priester noch weitere Zutaten, etwa Knochen oder Blut. Letzteres ist überhaupt eine magische Kraftquelle im Voodoo.
Die berüchtigtste Mixtur ist das „Zombiegift“ aus Haiti, das angeblich scheintodähnliche Lähmungen hervorrufen soll. Dazu wird ein Pulver aus atropinhaltigen Pflanzen wie Stechapfel und Tollkirsche, geraspelten Menschenknochen, gekochten Kröten und Teilen des Kugelfisches verwendet. Wer aus der Lähmung erwacht, ist danach nicht mehr er selbst, sondern nur noch ein seelenloses Geschöpf – ein Zombie. Um Fragen zu klären, benutzen die Voodoo-Priester das Fa-Orakel: Dieses besteht aus zwei Ketten mit insgesamt 16 Nussschalen oder Muscheln, die ausgeworfen werden. Aus der Lage dieser 16 Schalen lassen sich 256 Zeichen kombinieren, aus denen die Priester Situation und Aussichten des Fragenden ablesen können.
Der Völkerkundler N.S.Yawger berichtete 1936 von einer Südseeinsel, auf der „starke, gesunde, junge Eingeborene innerhalb weniger Wochen hinscheiden“, wenn ihnen gesagt wird, dass ein Voodoo-Priester von ihnen ein Bildnis geformt, mit einem spitzen Zweig durchbohrt und in einer Flamme geschmolzen hat. Doch gebe es zwei Voraussetzungen, damit der Tod durch Voodoo auch eintrete, betont Schmid: „Das Opfer muss wissen, dass es zum Tode verdammt ist; und es muss absolut davon überzeugt sein, dass dies funktioniert.“ In der Medizin wird der Tod, der aufgrund psychischer Ursachen eingetreten ist, psychogener Tod genannt. Schon lange wissen Psychoneuroimmunologen, dass seelische Veränderungen die Zellen des Nerven- und Immunsystems dazu anregen können, ihre hochwirksamen Botenstoffe auszuschütten. Beim psychogenen Tod scheinen diese den Organismus so stark durcheinander zu bringen, dass er ablebt. Der psychogene Tod ist in seiner Tatsächlichkeit nach wie vor umstritten. Rechtsmedizinische Post-mortem-Untersuchungen bieten im Einzelfall kaum Möglichkeiten, diese Form des Sterbens positiv zu belegen. Aufgrund verschiedener Indizien kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass psychogene Todesfälle insbesondere bei Kulturfremden und in psychischen Extremsituationen auftreten können.