Steinkugeln in Costa Rica
Mehr als 350 gleichmäßig runde Steinkugeln in Costa Rica geben den Archäologen Rätsel auf.
Wer hat sie hergestellt und welchem Zweck dienen sie? Die Fundorte liegen verstreut, viele im Diquis Delta und einige der Insel Isla del Caño. Die meisten Kugeln liegen jedoch in der archäologischen Stätte Finca 6 in Palmar Sur. Auf einer Fläche von 4 Hektar sind Dutzende antiker Steinkugeln in unterschiedlichen Größen verteilt. Weitere Kugeln wurden am Río Térraba und bei der Hafenstadt Golfito gefunden. Vereinzelte Funde gab es auch in Papagayo auf der Halbinsel Nicoya. Die kleinsten Steinkugeln haben einen Durchmesser von 0,7 Meter, die größten über 2,00 Meter. Auf einer Terrasse des Río Térraba gelegene Gebiet El Silencio wurde der bislang größte Felskoloss gefunden. Dieser wiegt bei einem Durchmesser von mehr als 2,50 Metern etwa 24 Tonnen. Ungeklärt ist, wie die Felsen überhaupt an ihre späteren Standorte gelangen konnten. Die Kugeln bestehen überwiegend aus einem granitähnlichen, magmatischen Gestein namens Gabbro, das am Hauptfundort im Diquis Delta selber aber nicht vorkommt. Die nächstgelegenen Steinbrüche dieser Gesteinsart sind mindestens 50 Kilometer entfernt. Etwa ein Dutzend der Steine ist aus Muschelkalk und Sandstein. Eine Altersdatierung ist schwierig, wahrscheinlich wurden die Kugeln aber in der Zeit zwischen 600 und 1200 n. Chr. hergestellt. Die Bearbeitungsspuren lassen erkennen, dass sie durch Beschlagen und Schleifen vermutlich mit Steinwerkzeugen hergestellt wurden. Auf manchen Kugeln sind Zeichnungen zu erkennen, die in die Oberfläche des Steins geritzt wurden.
Ihre gleichmäßig runde und glatte Struktur, erfordert eine hohe Kunstfertigkeit und außerdem Kenntnisse von Geometrie. In der fraglichen Zeit wohnten in der Gegend einfache Fischer, Jäger und Bauern. Werkzeuge waren zu jener Zeit nicht hoch entwickelt. Auch von einer dortigen Hochkultur wie z. B. den Mayas oder Inkas ist nichts bekannt. Die Einheimischen erzählen jedoch, dass ihre Vorfahren ein Mittel gekannt hätten, mit dem man Steine erweichen konnte. Es gibt verschiedene Theorien über die Herkunft der Kugeln. Seriöse Forscher halten die Vorfahren der dort heute noch ansässigen Boruca-Indianer für die Hersteller der Kugeln. Dagegen spricht aber, dass dieses indigene Volk nicht wie z. B. die Mayas oder Inkas für ihre herausragenden Steinmetze bekannt waren. Andere meinen, dass sie mutmaßlich zwischen 300 und 1500 n. Chr. von der Diquis Kultur angefertigt wurden, ehe diese mit der Ankunft der Spanier unterging und mit ihnen das Wissen um die Monolithen.
Weniger seriöse Theorien vermuten die Kugeln stammen von Überlebenden der Atlantis-Katastrophe. Verschwörungstheoretiker wiederum vermuten, dass Aliens die Kugeln angefertigt oder mitgebracht hätten. Manche Archäologen sehen auch eine Verbindung zwischen den Kugeln und unserem Sonnensystem. Aus der Vogelperspektive sieht man, dass einige Exemplare in geometrischen Mustern angeordnet sind. Obwohl viele der Kugeln in Costa Rica von ihrem ursprünglichen Standort entfernt wurden, haben Archäologen herausgefunden, dass sie oft in Linien oder Dreiecken angeordnet waren. Auf der archäologischen Stätte Finca 6 in Palmar Sur wurden etwa zwei Gruppen von Steinkugeln entdeckt, die in einer geraden Linie parallel zueinander angeordnet waren, von Ost nach West ausgerichtet und etwa 130 Meter voneinander entfernt. Der Hypothese der Archäologen zufolge könnten die Kugeln und ihre Anordnung Sonnensysteme darstellen oder einfach von den verschiedenen Phasen der Sonne und des Mondes inspiriert sein, wie sie mit bloßem Auge wahrgenommen werden, insbesonders aufgehende oder untergehende Sonne und Halbmonden. Jedenfalls bleibt ihre Herkunft und ihr Verwendungszweck geheimnisvoll.