Spiritismus
Spiritismus (lat. spiritus ‚Geist) ist die Beschwörung von Geistern, insbesondere von Geistern Verstorbener (Totenbeschwörung), die sich über ein Medium sinnlich wahrnehmbar mitteilen sollen. Ein Medium ist eine Person, die angeblich, Botschaften von übernatürlichen Wesen wie Engeln, Geistern oder Verstorbenen empfangen kann. Das bekannteste Medium des 20. Jahrhunderts war der Brasilinaner Chico Xavier, (*1910 † 2002), der allein Brasilien etwa 4,6 Millionen Anhänger hatte. International bekannt wurde er im Jahr 1979, als im Prozess gegen einen jungen Mann in Goiânia, dem der Mord an einem Freund vorgeworfen wurde, eine von Chico Xavier psychografierte Nachricht des Toten als Beweismittel vom Gericht anerkannt wurde. Der Angeklagte wurde daraufhin freigesprochen. Weitere bekannte Medien behaupten mit Verstorbenen kommunizieren zu können, sind z. B. die deutsche Psychologin und Journalistin Alexa Kriele (* 1961), der deutsch-britische Autor Paul Meek (* 1959), der US-amerikanische James van Praagh, der Schweizer Autor Sam Hess (* 1951), die Schweizer Autorin Kim-Anne Jannes (* 1971) u.a. Letztere bekannt, da sie in einem Fernsehauftritt der Witwe von Uwe Barschel einen Kontakt zu ihrem Mann vermittelt hatte, bei der der Geist des Verstorbenen mitteilte er sei ermordet worden und sogar Einzelheiten bekannt gab. So beschrieb er Lüftungsschlitze, durch die eine Art Gas in sein Hotelzimmer geströmt sei. Der Tod von Uwe Barschel im Oktober 1987 gilt bis heute als Selbstmord. Letztlich bleibt sein Tod aber ungeklärt.
Zweifler haben die Vorstellung Lebende könnten mit den Toten kommunizieren von sich gewiesen. Dennoch können sie nicht erklären, wie Rosemarie Brown, eine Witwe mittleren Alters, in Balham, London, Werke mit klassischer Musik im Stil der alten Meister komponieren konnte, oder was einen königlichen Marineinfanteristen ohne besondere historische Interessen instand gsetzt haben mag, die Lage der verborgenen Ruinen des ehemaligen Glasgow exakt zu bestimmen, oder wie eine amerikanische Hausfrau aus St. Louis, Missouri, es geschafft haben soll, ein Epos in authentischem Mittelhochenglisch zu schreiben.
Mrs. Brown schaffte sich unmittelbar nach dem Krieg ein Klavier an, doch nach nur einem Jahr gab sie den Unterricht wieder auf. Ihre Fähigkeiten waren damals sehr bescheiden. Sie konnte sich gerade durch ein Kirchenlied hindurchkämpfen. 1964 brachte sie ein Klavierstück hervor, das von einem klassischen Meister hätte geschrieben sein können. Sie behauptete später dass der Komponis Franz Liszt, der 1886 gestorben war, ihre Hände zu den Tasten geführt hätte. Er hätte auch zu ihr gesagt: Ich komme wieder. Im Laufe der nächsten Jahre bracht Mrs. Brown fünfhundert neue Kompositionen hervor, alle im Stil alter Meister. Sie verfasste eine vierzigseitige Schubert-Sonate, zwölf Schubert-Lieder und eine Fantasie impromptu von Beethoven. Als Erklärung für ihr unwahscheinliches Talent sagte sie, Liszt und Chopin führten ihre Hände zu den Tasten, und sie schreibe das Werk später auf. Schubert versuche zu singen und Bach und Beethoven diktierten ihr einfach die Noten. Der berühmte Komponist Richard Rodney Bennet, dazu befragt sagte: Man kann eine solche Musik nicht ohne jahrelange Übung imitieren.
In Glastonbury in Somerset wurde der Legende nach König Arthur und Königin Ginevra begraben und hier soll auch der heilige Gral versteckt sein. Spiritismus soll es gewesen sein, der zur Entdeckung der Ruinen führte. Die archologischen Ausgrabungen wurden ausgelöst durch das Manuskript einer mittelalterlichen Handschrift, die offenbar aus der Feder eines Mönches stammte, doch in Wirklichkeit ein Offizier der Königlichen Marine im Trance-Zustand verfasst hatte. Weder wußte er etwas von der Sache, noch davon, wie die Handschrift zustande gekommen war, und interessierte sich auch nicht weiter für sie, nachdem sei einmal da war.
Totenbeschwörung gab es auch schon in der Antike. Herodot erwähnt ein Totenorakel, das Nekromanteion im Zusammenhang mit Periander, dem Tyrannen von Korinth. Dieser wollte mit seiner toten Ehefrau Melissa in Kontakt treten. Das Nekromanteion lag nahe der antiken Stadt Ephyra an der Küste von Griechenland. Es wurde 167 v. Chr. von Römern zerstört. Auch in der Bibel kommt Totenbeschwörung vor. Im 1. Buch Samuel wird erzählt, wie Saul, der erste König Israels, nach einem „Weib suchte, das einen Wahrsage Geist hat“, und dieses in der Totenbeschwörerin von Endor fand: Sam 28,7 Daher sagte Saul zu seinen Dienern: Sucht mir eine Frau, die Gewalt über einen Totengeist hat; ich will zu ihr gehen und sie befragen. Seine Diener antworteten ihm: In En-Dor gibt es eine Frau, die über einen Totengeist Gewalt hat. Diese beschwor den verstorbenen Propheten Samuel herauf. Viele Kirchenväter widersprechen dieser Darstellung und vertreten die Meinung, Saul habe nicht den Geist Samuels, sondern einen mit Erlaubnis Gottes handelnden Dämon (Shedim) gesehen, der dessen Gestalt annahm. Jedenfalls findet sich in der gesamten Bibel kein vergleichbarer Text, der in ähnlicher Weise von okkulten Praktiken handelt.
Der Begriff Spiritismus steht im weiteren Sprachgebrauch für die Lehre des französischen Spiritisten Allan Kardec (*1804 † 1869). Kardec war der Gründer des Kardecismus, eine religiöse Lehre, die auf spiritistischen Erfahrungen und einem Glauben an Reinkarnation basiert. Im Jahr 1854 hörte Kardec zum ersten Mal von einem Freund vom Phänomen der rückenden Tische bei spiritistischen Sitzungen. Zunächst war er skeptisch, ließ sich jedoch überreden, an einer solchen Sitzung teilzunehmen. Im Mai 1855 traf er einen gewissen Herrn Fortier, einen Magnetiseur, der ihn zu Madame de Plainemaison brachte, einem französischen Medium. In Anwesenheit anderer Gäste tritt er in Kontakt mit einem Geist namens Zephyr, der ihm die Mission gibt, der Sprecher der Toten zu sein. Für Kardec war es die Offenbarung. Er wurde zum ersten Mal, Zeuge des Phänomens rotierender, springender und laufender Tische. Dr. O.L.B. von der Universität schreibt in seinem Werk „Mythologie der Feen und Elfen“, das Zephyr ein Geist sei, der sich an wasserreichen Orten aufhielt, aber nie anders , als bei Nacht gesehen worden sei. In der griechischen Mythologie ist Zephyr einer der Anemoi, eine Windgottheit, die den (milden) Westwind verkörpert. Kardec der selbst kein Medium war, beruft sich in seiner spiritistischen Lehre, dass die Prinzipien und Gesetze, die ihm von „höheren Geistern“ durch verschiedene Medien übermittelt, von ihm lediglich gesammelt und thematisch geordnet worden seien. Die Nachrichten, die in verschiedenen Ländern von verschiedenen oft jugendlichen Medien empfangen wurden, belege deren Glaubwürdigkeit. 1857 veröffentlichte Kardec auf Bitte der „Geistwesen“ das Buch der Geister, ein noch heute wesentliches Werk des Spiritismus. Es beinhaltet 1019 Fragen und Antworten bezüglich Kardecs Auffassung zur Natur der Geistwesen, der Geisterwelt, der Beziehung zwischen der Geisterwelt und der irdischen Welt.
Kardecs Lehre in Kurzform: Das Universum ist von Gott als dem höchsten Geist geschaffen. Es besteht aus den materiellen Dingen und den spirituellen Wesen. Die Geister bilden als geistige, intelligente Wesen eine geistige Welt, die sich von den rein materiellen Dingen unterscheidet, diesen in der Schöpfung zeitlich vorangeht und auch überdauert. Inkarnierte Geister können mit der geistigen Welt über Medien kommunizieren. Inkarnationen finden auch auf anderen Planeten außer der Erde statt. Wichtiger Bestandteil des Kardecianismus ist dabei die Seelenwanderungslehre. Geister leben in zwei Zuständen: inkarniert und nicht inkarniert. Die Geister sind zunächst unwissend und bedürfen einer stufenweisen geistig-moralischen Entwicklung. Eine solche können sie besser im inkarnierten Zustand erfahren. In körperlichen Zustand sind die Erinnerungen an vorherige Inkarnationen und den nicht inkarnierten Zustand jedoch verdrängt. Die geistige Entwicklung geht stets in Richtung auf eine höhere Stufe oder stagniere. Einen Rückfall auf eine niedrigere Stufe gibt es nicht. Beim Aufstieg helfen die bereits höher entwickelten Geister (z. B. Schutzengel), zu denen auch Jesus als Wesen, das den gesamten Aufstieg vollständig durchlaufen hat, gezählt wird. Ein wichtiges Element kardecianischen Spiritismus sind spiritistische Sitzungen, die aber der geistigen Höherentwicklung, nicht der Vorhersage künftiger Ereignisse, dienen sollen. Die Fähigkeit, Medium zu sein, wird dabei als natürliche menschliche Gabe betrachtet, die jeder hat und die entwickelt werden kann.
Eine spezielle Art der Kommunikation mit übernatürlichen Wesen ist die henochische Sprache. Henochisch ist eine magische Sprache. Sie wurde dem englischen Mystiker John Dee (1527–1608), damals noch Hofastrologe der englischen Königin Elisabeth I. 1582 in London, seinem Medium Edward Kelley (1555–1597) in Trance übermittelt. Es soll sich um eine Sprache handeln, die der Kommunikation zwischen Gott und seinen Engeln diene. Kelley will sie von Engeln empfangen haben. In der henochischen Sprache gibt es neunzehn Texte, welche als henochische Rufe bezeichnet werden und auf John Dee zurückgehen. Die 19 henochischen Rufe wurden John Dee und Edward Kelley in langen Seancen von den Engeln übermittelt, allerdings wurden sie rückwärts diktiert, um sie nicht zur Wirkung zu bringen. Die ersten vier Rufe wurden zusammen mit ihren Übersetzungen diktiert, die Rufe fünf bis achtzehn danach, ihre Übersetzungen erst einige Wochen später. Als Letztes wurde der Ruf der Æthyre übermittelt, daraufhin dessen Übersetzung und die Namen der 30 Æthyre. Der 19. Henochische Ruf öffnet die Tore zu den 30 Æthyren. Der Ruf der Aethyre ist der längste der henochischen Schlüssel und wird an einer Stelle um jeweils drei Buchstaben verändert, um den gewünschten Aethyr anzurufen. Über die Aethyre schreibt Dees nur wenig. Der dreißigste Aethyr soll aber am weitesten von Gott entfernt sein, der erste Aethyr ist ihm dann am nächsten. Den Aethyren stehen jeweils drei Geister (Regenten) vor, dem Aethyr mit der Nummer 30 stehen ihrer vier vor. Der britische Okkultist Aleister Crowley (* 1875), der sich selber als das Große Tier 666 bezeichnete, war der erste Mensch, der alle Æthyre durch Visionen erschloss, sie in seiner Vision gesehen und das Gesehene in seinem Werk „Liber CDXCII – Vision and Voice“ schriftlich der Nachwelt überlieferte.

Mit der henochischen Sprache zusammen werden eine Reihe von Diagrammen, Symbolen und Tafeln genutzt. Ein spezielles Diagramm stellt dabei das rechts abgebildete Sigillum Dei Æmeth dar. Das Sigillum Dei (Siegel des lebendigen Gottes und seit John Dee Sigillum Dei Æmeth genannt) ist ein Amulett mit magischer und theurgischer Funktion, das sich aus zwei Kreisen, einem Pentagramm, zwei Siebenecken und einem Heptagramm zusammensetzt und mit den Namen Gottes und seiner Engel beschriftet ist. Die wohl älteste bekannte Beschreibung und Abbildung des Sigillum Dei ist der Liber Juratus (auch Schwurbuch) aus dem 14. Jahrhundert, der Honorius , dem Sohn des Euklid , zugeschrieben wird. Nach der Erläuterung kann ein eingeweihter Meister (magister) mithilfe des Sigillum, inmitten der Menschheit und der gesamten Schöpfung mit Geistern sowie Engeln und Erzengeln kommunizieren, schon zu Lebzeiten die sonst nur den Seligen und Engeln vorbehaltene Schau Gottes (visio beatifica) erlangen , alle Elemente kontrollieren und Macht über alle Geschöpfe, mit Ausnahme der Erzengel, gewinnen. Für John Dee, der 1582 durch sein Medium und seinen Mitarbeiter Edward Kelley die maßgebliche Beschreibung des Siegels erhielt, war wissenschaftliches Interesse letztlich dem Zweck der praktischen Anwendung untergeordnet.
Die Kirche hat häufig spiritistische Phänomene untersucht, ohne jedoch die Ergebnisse bekannt zugeben. Im Jahr 1937 hielt Cosmo Lang, der Erzbischof von Canterbury, einen Bericht von sieben Mitgliedern eines zehnköpfigen Untersuchungsausschusses unter Leitung des Bischofs von Bath und Wells geheim. In dem Bericht stand zu lesen: Gewisse außerordentliche Erfahrungen erbringen einen starken Prima-facie-Beweis für ein Leben nach dem Tode und die Möglichkeit einer Kommunikaion mit Geistern. Doch was der Bischof zu Lebzeiten nicht veröffentlichen wollte, war er geneigt nach seinem Tode zu kommentieren. Im Jahr 1559, vierzehn Jahre nachdem er verstorben war, sagte seine Stimme durch das Madium Leslie Flint: Doch es ist von lebenswichigtiger Bedeutung, dass die Menschen aller Völker wissen, daß…….. Dan verlor sich seine Stimme. Die Botschaft wurde nie vervollständigt.