Runenmagie
Als Runen bezeichnet man die alten Schriftzeichen der Germanen. Runen, vor allem in ältester Zeit, waren oft mit sakralen und religiösen Zwecken verbunden (Grabinschriften, Opfer an Götter, Amulette etc.). Runenesoterik bezieht sich dabei häufig auf die Arbeiten des amerikanischen Runenmagiers Edred Thorsson.

Dieser verwendete als Grundlage das ältere Futhark. Dieser Name leitet sich ganz einfach aus den ersten sechs Buchstaben des Runenalphabets ab: Fehu (F) – Uruz (U/V) – Thurisaz (Th) – Ansuz (A/O) – Raiðo (R)- Kenaz (C/K). Das ältere Futhark , auch Germanisches Futhark genannt, ist die älteste Runenreihe. Sie besteht aus 24 Zeichen, denen jeweils ein einzelner Laut zugeordnet ist. Das Futhark wurde bis ca. 750 n. Chr. von allen germanischen Stämmen u. a. auch von den legendären Wikingern in der gleichen Form verwendet. Das germanische Schriftsystem war eine geheime Kunst, die nur bestimmten Gruppen, wie einer Priesterschaft, zugänglich war. Die Runen wurden hauptsächlich zum Zukunftsschauen und zum Treffen wichtiger Entscheidungen eingesetzt. Sie gaben Auskunft darüber, ob es eine gute oder schlechte Periode zum Planen oder Handeln war. Heutige Runenesoterik arbeitet fast ausschließlich mit dem älteren Futhark (Fehu * Uruz * Thurisaz * Ansuz * Raidho * Kenaz * Gebo * Wunjo * Hagalaz * Nauthiz * Isa * Jera * Eihwaz * Perthro * Algiz * Sowilo * Tiwaz * Berkana * Ehwaz * Mannaz * Laguz * Ingwaz * Dagaz * Othala).
Jedes Runenzeichen ist der Träger eines Energiepotential. Zugang zur Runenmagie erhält man, indem der Laut, für den das Zeichen steht, mit den entsprechenden Schwingungen in Natur und Kosmos in Resonanz geht. Die Thurisaz-Rune ist eine der mächtigsten Runen im Futhark und steht symbolisch für Schutz, Stärke und Zerstörung. In der Runenmagie wird die Thurisaz-Rune hauptsächlich zum Schutz eingesetzt. Sie kann in Amuletten oder in Schutzritualen verwendet werden, um z. B. schädliche Energien abzuwehren.
Die einfachste Form magischer Runenanwendung ist die Visualisierung. Dabei wird die Form der Rune, wie sie als Bild erscheint, vor dem inneren Auge vorgestellt. Runen können auch gesprochen oder gesungen werden. Wirksam bei dieser Anwendung ist der Runenname (siehe oben), den man intoniert. Durch Wiederholung der Worte kann eine Verstärkung erreicht werden. Eine weitere Anwendungsmöglichkeit ist das Niederschreiben der Runennamen. Die Germanen ritzten die Runen z. B. in Waffen, Schmuck, Werkzeuge und Haushaltsgegenstände ein. Ein weiterer Aspekt, ist die Zahlenmagie. Die Zahlwerte der einzelnen Runen ergeben einen bestimmten Wert, der z. B. das Vielfache von 3, 9, 13 oder 24 ist.
Übersicht über die 24 Runen des Älteren Futhark und die mit ihnen verbundenen Themen.
- 1 ᚠ Fehu: Reichtum und Ressourcen (traditionelle Bedeutung: Vieh, Wohlstand)
- 2 ᚢ Uruz: Macht, Stärke und Energie (traditionelle Bedeutung: Auerochse, Kraft)
- 3 ᚦ Thurizaz: Konzentration und Erkenntnis (traditionelle Bedeutung: Riese, Chaos, Dorn)
- 4 ᚨ Ansuz: Inspiration und Kommunikation (traditionelle Bedeutung: Mund, Gottheit)
- 5 ᚱ Raido: Reise, Sehnsucht und Abenteuer (traditionelle Bedeutung: Rad, Reisen, Beziehungen, Reiten)
- 6 ᚲ Kenaz: Erleuchtung und Wissen (traditionelle Bedeutung: Licht, Fackel)
- 7 ᚷ Gebo: Vertrauen und Beziehung (traditionelle Bedeutung: Gabe, Ehe)
- 8 ᚹ Wunjo: Zufriedenheit und Geborgenheit (traditionelle Bedeutung: Freude, Erfüllung von Wünschen, Vollkommenheit)
- 9 ᚺ Hagalaz: Veränderung und Herausforderung (traditionelle Bedeutung: Hagel, Schneesturm, Samen, Ei)
- 10 ᚾ Nauthiz: Überlebenswille und Selbstausdruck (traditionelle Bedeutung: Schicksal, Zeit, Bestimmung, Not)
- 11 ᛁ Isaz: Erstarren und Überprüfen (traditionelle Bedeutung: Eis, Isolation, Stillstand)
- 12 ᛃ Jera: Vollendung und Erfolg (traditionelle Bedeutung: Jahr, Ernte, zyklische Veränderungen)
- 13 ᛇ Eihwaz: Energiespeicher (traditionelle Bedeutung: Lebensbaum, Ausdauer, Eibe)
- 14 ᛈ Peroth: Sexualität, Glück und Schicksal (traditionelle Bedeutung: Geheimnisse, Sorglosigkeit)
- 15 ᛉ Algiz: Schutz und Anpassung (traditionelle Bedeutung: Bogen, Verteidigung, Schutz)
- 16 ᛊ Sowolio: Führung und Orientierung (traditionelle Bedeutung: Sonne, Kern)
- 17 ᛏ Tiwaz: Wertvorstellungen und Gerechtigkeit (traditionelle Bedeutung: Beharrlichkeit, Mut, Polarstern)
- 18 ᛒ Berkanan: Regeneration und Überwindung von Toxischem (traditionelle Bedeutung: Birke, Wachstum, Geborgenheit, Schöpfung)
- 19 ᛖ Ehwaz: Grenzerfahrung und Horizonterweiterung (traditionelle Bedeutung: Pferd, Bewegung, Fortschritt)
- 20 ᛗ Mannaz: Kontakt zu unserer physischen und spirituellen Kraft (traditionelle Bedeutung: Mensch, geistige Entwicklung)
- 21 ᛚ Laguz: Wasser und Leben (traditionelle Bedeutung: Wasser, Meer, See)
- 22 ᛜ Ingwaz: Fruchtbarkeit und Kreativität (traditionelle Bedeutung: Vollendung, Erweiterung, Neuanfang, Gott Frey)
- 23 ᛟ Othala: Gemeinschaft und Familie traditionelle Bedeutung: Erbe, Traditionen, Ländereien)
- 24 ᛞ Dagaz: Licht und Übergang (traditionelle Bedeutung: Tag, Tageslicht, Hoffnung, Vertrauen)
Es gibt keine längeren Texte in Runenschrift. Die längsten zusammenhängenden Texte findet man auf Runensteinen. Runensteine sind aufrecht stehende Steine mit Runeninschriften, die häufig als Denkmäler für Verstorbene errichtet wurden. Kurze Inschriften findet man auch auf Talismanen und Amuletten. Die Vorstellung die dahintersteckt, ist die, daß durch das Tragen der eingeritzten Rune(n) deren Kraft stets präsent ist.
Generell zeichnen sich die Lehren der Runenesoterik durch einen starken Eklektizismus aus. Als Eklektizismus werden Techniken und Methoden bezeichnet, die sich unterschiedlicher Systeme bedienen und deren Elemente neu zusammensetzen. Eklektiker verbanden Elemente unterschiedlicher Positionen (z. B. Stile, Disziplinen, Philosophien) miteinander. Im sogenannten Ásatrú des germanischen Neuheidentums werden die Runen als Geheimschrift, für runenmagische Zwecke und gelegentlich für Orakelzwecke (Wahrsagen mit Runen) verwendet. Als germanisches Neuheidentum bezeichnet man zeitgenössische Bestrebungen zur Wiederbelebung einer vorchristlichen ethnischen Religion unter Berufung auf Kultur, Mythologie und Glaubenswelt der Germanen. Es existieren viele verschiedene Begriffe für die unterschiedlichen Strömungen des germanischen Neuheidentums. Eine weitere ist Rökkatrú, eine Richtung innerhalb des germanischen Neuheidentums, deren Anhänger vornehmlich die Jötunn, die Riesen der Urzeit wie zum Beispiel die Unterweltgottheit Hel, die Midgardschlange Jǫrmungandr, den Fenriswolf und den von den Göttern „adoptierten“ Riesen Loki verehren. Insbesondere bei vielen skandinavischen Funden lassen sich die Inschriften als eindeutig magisch oder als Zauberformeln deuten.
Die Frage, woher das Runenalphabet eigentlich kommt, ist bis heute umstritten. Zur Debatte stehen die römische, die griechische, die etruskische , oder die phönizische Schrift. Andere Theorien behaupten, die Runen stammen aus Atlantis oder sie hätten sich aus der Vinca Schrift entwickelt. Die Vinča-Symbole sind prähistorische Zeichen der Vinča-Kultur, die in Südosteuropa vor ca. 5300 bis 3200 v. Chr. gelebt haben. Sinn und Zweck der Symbole ist bis heute unklar. Auch, ob es sich überhaupt um ein Schrift-System handelt, ist strittig.