Die Ninjas

Darstellung eines Ninja, Farbholzschnitt von 1817.

Ninjas gehören, wie auch die Samurai zu den bekanntesten Gestalten der japanischen feudalen Kriegerkultur. Samurai und Ninjas waren verschiedene Kämpfer. Ein Samurai durfte der Ehre wegen nicht im Dunkeln kämpfen, sondern nur von Angesicht zu Angesicht. Der Ninja, der übersetzt „Verborgener” heißt, operierte im Hintergrund. Nach dem Ende des Ônin -Krieges (1467-1477), in dessen Verlauf die alte Reichsordnung des Ashikaga-Shôgunats unter Shôgun Yoshimasa zusammenbrach, begann im feudalen Japan ein fortgesetzter Wettkampf unter den lokalen Herrschern, den Daimyô. Das Land zerfiel in autonome Territorien, die von den Daimyô beherrscht wurden. Die Daimyō waren vor allem Mitglieder des Schwertadels (buke) und unterstanden formal dem Shōgunat. Sie hatten ihrerseits Samurai als Vasallen. In dieser Zeit etablierte sich ein neuer Söldnertyp, der Ninja, ein in Geheimbünden organisierter Krieger, der sich spezieller Waffen und eines besonderen Kampfstils bediente. Ihr Waffenarsenal umfasste nicht nur die üblichen Samurai-Waffen, wie Schwert, Bogen und Speer, sondern auch ein großes Sortiment an Spezial-Waffen und Ausrüstung. Gifte, Sprengstoffe, Brandbeschleuniger, Rauch- und Blendpulver wurden nach geheimen Rezepten selbst hergestellt. Als Fernwaffen nutzte man kleine Armbrüste, zerlegbare Bögen und, mit dem Aufkommen der ersten Feuerwaffen, auch Pistolen und Gewehre. Untrennbar mit den Ninja verbunden sind auch die versteckten Wurfwaffen wie Shuriken und Shaken. Die metallene Handkralle gehört zu den typischen Ninja-Waffen. Damit kletterten sie einen Baumstamm hoch und stoppten ein Schwert mitten im Schlag. Dann rammten sie die Kralle in die Schwerthand des Gegners und drehten sie so, dass er auf dem Boden landete. Dem Ninja ging es eher um das Verteidigen als um das Töten. „Ein Ninja will zuallererst überleben. Das unterscheidet ihn von den Samurai, die einen Weg in den Tod suchen.“ Der sechste Sinn eines Ninjas ist dabei essenziell für seinen kriegerischen Erfolg. Durch ihn kann er eine Attacke erahnen, bevor sie passiert. Trainiert wird dieser Sinn u. a. durch intensive Konzentration auf Geräusche und optische Fixierung auf einen Punkt. An historischen Quellen über die Ninja existieren unterschiedliche, ab dem 17. Jahrhundert entstandene geheime Lehrtexte, von denen die drei bekanntesten das Bansenshūkai, das Shoninki und das Ninhiden sind. Das Bansenshūkai ist eine 22-bändige Sammlung von Weisheiten und Taktiken der Ninja. Das Shōninki ist eine mittelalterliche Schrift der Ninja in der die Spionagestrategien der Ninja beschrieben werden.

In den Ninja-Familien herrschte eine strenge Rangfolge. An der Spitze eines Clans stand der Jonin, das Familienoberhaupt, gefolgt von den Chunin, den Verbindungsoffizieren und den Genin, den eigentlichen Ninja. Die Ninja-Clans siedelten von Koga im Norden bis zur südlichen Kii-Provinz und Himeji im Südwesten. Das Zentrum des Ninjutsu lag auf der Hauptinsel Honshu. Die Region um die Stadt Iga gilt zusammen mit Kōga (heute Kōka) in Ōmi als Geburtsstätte des Ninjutsu (Sammelbegriff für die Kampfkünste der Ninja) und war eine Hochburg dieser Kriegerkaste. Als der japanische Feldherr Oda Nobunaga (* 1534; † 1582) begann Japan zu vereinen, sah er die Ninja-Hochburgen in Iga und Koga als Bedrohung an. Nobunaga befahl einen Überraschungsangriff auf Iga und zwang die Ninja zu einer offenen Schlacht, in der sie geschlagen und in benachbarte Provinzen oder die Berge von Kii zerstreut wurden. Obwohl ihre Machtbasis zerstört wurde, verschwanden die Ninja nicht ganz. Auch heute noch gibt es nicht nur alte Samurai-Schulen sondern auch solche, die sich mit den Ninja identifizieren und sich auf die alte Kunst der Ninja (Ninjutsu) berufen.