Massenstrandungen

Zu den großen Rätseln der Tierwelt zählt die Frage: Warum stranden Wale?

Massenstrandungen werden als Ereignis definiert, an dem zwei Tiere– außer einer Mutter und ihrem Jungtier – bis hin zu einer ganzen Gruppe von Walen beteiligt sind. In Extremfällen können sogar hunderte von Tieren betroffen sein. In vielen Fällen, insbesondere bei Massenstrandungen, bleiben die Ursachen im Verborgenen. Das Phänomen sogenannter Massenstrandungen von Walen kommt immer wieder vor.  Damit ist gemeint, das unbeabsichtigte Auflaufen eines Wals auf den Strand oder eine Untiefe. Aus Westaustralien, England (bis zu 600 Tiere), Neuseeland (mit jährlich bis zu 300 gestrandeten Walen), Cape Cod (USA) oder Patagonien (Chile) werden die meisten Massenstrandungen verzeichnet. Die Ursachen solcher Walstrandungen werden bereits seit den 1980er Jahren erforscht, sind aber immer noch ein Rätsel . Am bekanntesten sind Massenstrandungen von Grind- und Pottwalen. Man spricht von Massenstrandungen wenn mindestens drei Wale zeitgleich an einem Küstenabschnitt stranden. Die größte bekannte Massenstrandung war im 1918 als rund 1000 Wale auf den Chathaminseln strandeten. Zu einer ungewöhnlich großen Zahl von Walstrandungen kam es zwischen Januar und Februar 2016 an der Nordseeküste. Dabei verendeten in der südlichen Nordsee 30 Pottwale. In den Jahren 2017 und 2018 gab es besonders viele Walstrandungen an der Küste von Haast auf der Südinsel von Neuseeland. Ende November 2018 sind mehr als 140 Grindwale in Stewart Island, der drittgrößten Insel Neuseelands gestrandet. Auch in neuerer Zeit gab es Walstrandungen. Im September 2023 verendeten fast 100 Grindwale strandeten die in der Nähe der ehemaligen Cheyne Beach Whaling Station, bei Albany vor Australiens Küste gestrandet waren. Im Juli 2024 strandeten auf der Orkney-Insel Sanday, ganz im Norden Schottlands 77 Grindwale. 65 waren tot, 12 mussten eingeschläfert werden. 2020, genau zwei Jahre nach der bislang größten bekannten Massenstrandung von Grindwalen in Australien sind in der gleichen Bucht erneut hunderte Meeressäuger an Land gespült worden. Insgesamt seien etwa 230 Tiere in der flachen Macquarie-Bucht im Westen von Tasmanien entdeckt worden, Fast auf den Tag genau vor zwei Jahren waren in der gleichen Region schon einmal hunderte Wale gestrandet. Damals hatten sich 470 Grindwale in die abgelegene Bucht verirrt. Bei einer aufwendigen Rettungsaktion konnten nur 111 Tiere gerettet werden. Die Wale waren in flachen Gewässern auf Sandbänken aufgesetzt und konnten sich nicht mehr in tieferes Wasser fortbewegen.

Küstentopografie und Tidenhub machen einige Regionen zu regelrechten Fallen für Meeressäuger. Massenstrandungen treten regelmäßig an Orten wie der Farewell Spit in Neuseeland, den Küsten der Nordsee und Cape Cod im Osten der USA auf. Diese Regionen  sind für Wale zu flach, um dort zu navigieren. Ihre natürliche Echoortung ist für tiefes Wasser ausgelegt. Außerdem kann sich das Wasser während eines Gezeitenzyklus in nur wenigen Minuten um mehrere Kilometer zurückziehen, sodass einige Meerestiere eingeschlossen werden könnten. Die meisten Wale, insbesondere Grind- und Finnwale sind sehr soziale Tiere und leben in Gruppen, den sogenannten Schulen zusammen, die in der Regel aus 10 bis 50 Tieren bestehen, aber während Nahrungsbooms und Paarungszeiten auch über 1000 Tiere umfassen können. Sie gehen gemeinsam auf Jagdzüge und haben ein ausgeprägtes Kommunikationsverhalten. Langflossen-Grindwale  verständigen sich über ein umfangreiches Tonrepertoire von Pfiffen und leben in Gruppen – Schulen genannt – mit etwa 20 Tieren. Bei Nahrungsreichtum sind saisonal Zusammenschlüsse von Hunderten Tieren unterwegs. Dabei folgen die Gruppen einzelnen Leittieren. Diesen schwimmen sie selbst in zu flaches Wasser nach, wo sie sich nicht mehr orientieren können. Bei solchen Strandungen, deren Ursachen noch weitgehend unklar sind, stirbt meist ein Großteil der Tiere. Der sogenannte Herdentrieb, die auch bei Walen vorhandene eigene Tendenz, in Herden (Gruppen) zusammenzuleben, hat zur Folge,  dass die gesamte Gruppe zusammen bleibt, auch wenn eines oder mehrere der Tiere krank oder geschwächt sind. Wenn nun ein kranker, verletzter oder seniler Wal, ein verirrter oder desorientierter  Wall, strandet oder wenn ein geschwächtes Tier mit der Strömung oder von starken Winden an Land gespült wird, kann es passieren, das die gesamte Gruppe strandet, weil  während sie versuchen, dem in Not geratenen Individuum Gesellschaft zu leisten oder zu helfen. Wie stark ihre soziale Bindung ist, zeigt sich manchmal bei Tiere, die gerettet und wieder ins tiefere Wasser gebracht wurden. Wenn sie ein Mitglied ihrer Gruppe vom Ufer aus rufen hören, schwimmen sie wieder an Land, um bei diesem Tier zu sein. 

Auch Lärmbelastung, einschließlich Schallimpulsen aus dem Einsatz von Sonar und seismischen Erkundungen, stört die Fähigkeit der Wale, zu kommunizieren und zu navigieren. Der Lärm kann sie an Land treiben, indem er sie betäubt, desorientiert oder verängstigt. Arten wie Schnabelwale, die im offenen Meer leben und in größeren Tiefen unterwegs sind, sind besonders empfindlich gegenüber Sonar, selbst aus mehreren Kilometern Entfernung. Wale sind wahrscheinlich die akustisch hochentwickeltsten Tiere der Erde. Da sich Schall im Wasser schneller ausbreitet als in der Luft und seine Intensität länger beibehält, können die Töne Verletzungen an ihrem Gehör verursachen.

Zusammenfassung möglicher Gründe für Massen- oder Einzelstrandungen (diese setzen sich meist aus mehreren Faktoren zusammen):

  • Klimatische Bedingungen, einschließlich Witterungsbedingungen, veränderter Meeresströmungen und Wassertemperaturen (z. B. aufgrund vom Klimaphänomenen wie El Niño
  • 
Biologische Gründe, z. B. gesundheitliche Gründe (Infektionen, Parasitenbefall oder Verletzungen, z. B. durch Kollisionen mit Schiffsschrauben.

  • Verhaltensbiologische Gründe; Tiere folgen, aufgrund der starken emotionale Bindungen innerhalb einer Gruppe, einem gestrandeten Tier, fliehen vor Feinden oder reagieren auf Stress, indem sie die Küste ansteuern

  • Fehlnavigation des Anführers

  • Beeinträchtigung des Lebensraumes durch toxische Kontaminationen innerhalb der Nahrungskette, sowie Unterwasserlärmverschmutzung des Wasserschalls durch Schiffsverkehr, seismische Untersuchungen und militärische Sonarexperimente.
  • 
Störung des Magnetsinns durch natürliche 1Anomalien im Magnetfeld der Erde.

 

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1Magnetische Anomalien sind lokale und regionale Störungen in der Stärke des Erdmagnetfeldes. Eine große Schwachstelle in der geomagnetischen Hülle der Erde befindet sich über dem südlichen Atlantik. Ihr Zentrum liegt vor der Küste Brasiliens, Diese Südatlantische Anomalie beeinträchtigt Satelliten und andere Raumfahrzeuge, die das Gebiet zwischen Südamerika und dem südlichen Afrika überqueren. Das liegt daran, dass dort höhere Mengen an geladenen solaren Teilchen durch das Magnetfeld sickern. Dies kann zu Fehlfunktionen in Computern und Schaltkreisen führen. Und die Anomalie wächst, sie vergrößert  sich. Etwa 32.000 Kilometer unter der Erdoberfläche erzeugt umherwirbelndes Eisen im äußeren Kern des Planeten ein Magnetfeld. Dieses Magnetfeld dehnt sich von dort bis in den vom Planeten umgebenen Raum aus. Der Wirbel wird zum Teil durch einen Prozess erzeugt, der sich Konvektion nennt. Dabei steigt heißeres, leichteres Metall aus dem Kern in den halbfesten Mantel darüber auf. Dort tauscht es den Platz mit kühlerem, dichterem Mantelmaterial. Dieses sinkt in den darunterliegenden Kern ab. Irgendetwas an der Grenze zwischen Kern und Mantel unter dem Gebiet des südlichen Afrikas stört allerdings die Konvektion. Das hat zur Folge, dass das Magnetfeld darüber schwächer ist als überall sonst. Es wird vermutet das die Schwachstelle durch Stücke eines alten Planeten verursacht worden sein könnte, die auf die Erde trafen und im Erdmantel versanken. Die Schwachstelle  soll eine Verbindung zu zwei gigantischen Blöcken aus dichtem Gestein haben, die knapp 3.000 Kilometer im Inneren unserer Erde vergraben sind und von dem Paneten stammen. Aufgrund ihrer Beschaffenheit stören die Blöcke das flüssige Metall im äußeren Kern, das das Magnetfeld erzeugt. Beide Blöcke sind „millionenfach größer als der Mount Everest in Bezug auf das Volumen“. Die Blöcke sollen Überreste eines alten Planeten namens Theia sein. Dieser Planet ist vor ungefähr 4,5 Milliarden Jahren auf die Erde geprallt – die Kollision führte zur Entstehung des Mondes. Nach dem Aufprall, so die Annahme, könnten zwei Teile von Theira in die Erdoberfläche eingedrungen und versunken sein, wo sie im tiefsten Teil des Erdmantels konserviert worden. Die Teile sind zwischen 1,5 und 3,5 Prozent dichter als der Rest des Erdmantels und auch heißer. Wenn diese Brocken in die Konvektionen geraten, könnten sie die reguläre Strömung durcheinander bringen. Das wiederum könnte dazu führen, dass das Eisen im Kern unter dem südlichen Afrika in die entgegengesetzte Richtung wirbelt, als das Eisen in den anderen Teilen des Kerns. Die Ausrichtung des Erdmagnetfeldes hängt davon ab, in welche Richtung sich das Eisen im Inneren bewegt. Um ein starkes Magnetfeld zu erzeugen, muss das gesamte Gebiet in die gleiche Richtung ausgerichtet sein. Daher schwächen alle Bereiche, die vom üblichen Muster abweichen, die Gesamtstärke des Magnetfeldes.