Hexen

Hexen waren mit Zauberkräften ausgestattete, die Schadenzauber ausüben konnten. In der europäischen Kultur wurden sie  in einer Verbindung in Form eines Paktes oder einer Buhlschaft mit Dämonen oder dem Teufel gesehen.

Die HexeIn der antiken Literatur sind Hexen zauberkräftige Menschenfrauen, die mit Magie und Giften angeblich Menschen und Tiere verzaubern konnten. Beispiele aus der Antike sind Medea und Kirke. Letztere ist eine Zauberin der griechischen Mythologie. Sie ist die Tochter des Sonnengottes Helios und der Okeanide Perse und die Schwester des Königs Aietes von Kolchis und der Pasiphaë. Medea ist die zauberkundige Tochter des Königs Aietes von Kolchis an der Ostküste des Schwarzen Meeres und seiner Frau Idyia. Aietes war der Hüter des  Goldenen Vlies, das später von Iason mithilfe der Medea erbeutet wurde. Der Hexenglaube ist ein paneuropäischer Aberglaube, dessen Wurzeln hauptsächlich im vorchristlichen Götterglauben zu finden sind. Er ist allerdings auch im afrikanischen Kulturkreis, animistischen Religionen etc. nach wie vor verbreitet. Historische Quellen zum Hexenglauben liegen aus Mittelalter und Neuzeit vor, einschließlich der Akten zu den Hexenprozessen. Diese sind vom regionalen Volksglauben, aber auch der biblischen Tradition beeinflusst. Von etwa 1300 bis 1550 kam es in Europa zu einem Anwachsen des Hexenglaubens, wobei auch Astrologie, Magie bzw. Zauberglauben und Traumdeutung eine zunehmende Bedeutung erlangten. Der Kirche im Mittelalter gelang es nicht den Hexenglauben aus dem Volksglauben auszulöschen. Während der europäischen Aufklärung wurde die Verfolgung von Hexen vielerorts als ein zu überwindendes Übel angesehen. Der Hexenglaube war weit verbreitet. Die nachweisbare neuzeitliche Hexenverfolgung konzentrierte sich aber hauptsächlich auf das Territorium des Heiligen Römischen Reiches (incl. der Schweiz, Niederlande, Lothringen), ferner England, Schottland und Polen. Hingegen Spanien, Portugal und Italien blieben vom Phänomen der Hexenverfolgung nach der Katharerverfolgung weitgehend verschont. Einzelfälle sind auch in den britischen Kolonien Nordamerikas (Hexenprozesse von Salem) dokumentiert. Im Alten Testament der Bibel wird Zauberei mit der Todesstrafe bedroht. Besonders die Stelle (2 Mos 22,) die Zauberinnen sollst du nicht am Leben lassen diente den Hexenverfolgern als Rechtfertigung. Jesus wurde nach dem Neuen Testament mehrfach von seinen Gegnern der Zauberei, etwa wegen seiner Wunderheilungen, bezichtigt. Den von jüdischer Seite erhobenen Vorwurf eines Teufelspaktes wies die Kirche aber energisch zurück. Der römische Bischof Augustinus von Hippo schloss bereits im 4. Jahrhundert von der physikalischen Unmöglichkeit des Zauberns auf eine implizite Einladung des Teufels zur Bewerkstelligung der sonst unmöglichen Aufgabe. Die wohl berühmteste Hexe der Welt ist zweifellos die Hexe von Endor aus der Bibel. Sie wird in den Büchern Samuel als Frau beschrieben, die den Geist des Propheten Samuel beschwört. 

Im Zuge der frühneuzeitlichen Hexenverfolgung wurde der aus biblischen und anderen Quellen hergeleitete, bei Augustinus auch bei Thomas von Aquin genannte Pakt mit dem Teufel (bzw. mit Dämonen, insbesondere als Inkubus bzw. Sukkubus) gemäß der damaligen christlichen Dämonologie („Hexenlehre“) als Ursprung der Kräfte einer Hexe angesehen. Die Päpste des Hochmittelalters, so Innozenz III. und insbesondere Gregor IX., verschärften die Lehre vom Teufelspakt und schufen bis 1233 die Grundlagen der Inquisition. Im 15. Jahrhundert begann das Zeitalter der legalen Hexenverfolgungen. Ab etwa 1400 bildeten folgende fünf Merkmale den dann ausgearbeiteten Hexenkodex:

1)der Hexenflug auf Stöcken, Tieren, Dämonen oder mit Hilfe von Flugsalben,
2)das Treffen mit dem Teufel und anderen Hexen auf dem sogenannten Hexensabbat,
3)der Pakt mit dem Teufel,
4)der Geschlechtsverkehr mit dem Teufel  (in Gestalt von incubus und succubus, der sogenannten Teufelsbuhlschaft) 
5)der Schadenzauber.

Der Malleus maleficarum, zu deutsch der Hexenhammer war ein Werk des deutschen Dominikaners, Theologen und Inquisitors Heinrich Kramer das Hexenverfolgungen legitimierte und wesentlich förderte. Im ersten Teil wird definiert, was unter einer Hexe zu verstehen sei. Im zweiten Teil des Werkes dominieren die magischen Praktiken, die sich auf den Geschlechtsverkehr und die männliche Impotenz beziehen. Der dritte Teil enthält detaillierte Regeln für die Hexenprozesse und verschiedene Fälle.

Hierbei wird genau beschrieben, wie eine vermeintliche Hexe zu verhören und unter welchen Voraussetzungen und Regeln die Folter einzusetzen sei. Der Hexenhammer fand auch in Amerika Verbreitung, wobei die Hexenprozesse in Salem die bekanntesten sind.Die Römisch-katholische Kirche steht Hexerei wie auch anderen Formen der Magie und Zauberei auch heute noch ablehnend gegenüber. Solche Praktiken missachten die Tugend der Gottesverehrung und sind daher ein Verstoß gegen das 1. Gebot: Du sollst dir kein Kultbild machen und keine Gestalt von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.

Mit der europäischen Aufklärung wurden Straftatbestände, welche Zauberei, Magie und Ähnliches pönalisieren, abgeschafft. Es wird davon ausgegangen, dass ein abergläubische oder irreale Versuch nicht strafbar sei. Heutzutage sind Hexen Frauen, die sich unter anderem mit Heilkräutern und alten europäischen Religionen beschäftigen. Zu nennen ist hier vor allem die Wicca-Religion, die sich heute als neue Form einer heidnischen „Naturreligion“ der Hexen versteht. Sie hat in den USA viele Anhänger und ist dort als Religion anerkannt. Eine der letzten Frauen, die in Deutschland als Hexe des Teufelspakt und der Brandstiftung beschuldigt und öffentlich hingerichtet wurden, war Anna Schnidenwind, geb. Trutt (* um 1688 in Wyhl am Kaiserstuhl). Sie wurde am 24. April 1751 in Endingen am Kaiserstuhl im Breisgau aus ihrem Gefängnis zu Endingen vor das Breisacher Tor geführt und weil sie sich vehement den Scharfrichtern widersetzte, geknebelt und lebendig auf den Holzstoß geworfen und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Im Jahr 1782 kursiert im Schweizer Kanton Glarus ein böses Gerücht: Eine Magd soll eine Affäre mit einem angesehenen Bürger haben. Doch was als Skandal beginnt, wird bald zur tödlichen Anklage. Ein Fall von Liebe, Macht und tödlicher Willkür. Am 13. Juni 1782 wurde im Schweizer Kanton Glarus dann die letzte Frau in Europa offiziell als Hexe hingerichtet: Anna Göldi. Ihr wurde der Kopf abgeschlagen – durch das Schwert des Henkers.

Die Hexenprozesse von Salem bilden eines von vielen dunklen Kapiteln in der Geschichte der USA. Die Hexenprozesse von Salem fanden während des Winters und Frühlings von 1692-1693 in Salem, Massachusetts statt. Bis sie schließlich ihr Ende fanden, wurde 141 Verdächtigen, sowohl Männern als auch Frauen, der Prozess gemacht. Neunzehn von ihnen wurden gehängt. Einer wurde von schweren Steinen zerquetscht. Viele andere starben in den Gefängnissen. Die Hintergründe waren folgene:

Salem teilte sich in eine wohlhabende Stadt – nur übertroffen von Boston – und in ein Bauerndorf auf. Diese zwei Einheiten stritten oft über Ressourcen, Politik und Religion. Außerdem teilten sich die Dorfbewohner in verschiedene Fraktionen auf, die darüber stritten, ob das Dorf seine Unabhängigkeit von der Stadt erklären sollte. 1689 erhielten die Dorfbewohner schließlich das Recht, ihre eigene Kirche zu bauen. Sie wählten Reverend Samuel Parris, einen ehemaligen Kaufmann, als ihren Pfarrer. Dessen unbeugsame Art und sein Bestehen auf eine Vergütung – inklusive seines Eigentumsrechts auf das Dorfpfarrhaus – führten zu weiteren Spannungen. Viele Dorfbewohner sprachen sich dafür aus, Parris zu vertreiben. Sie hörten im Oktober 1691 auf, sich an seinem Gehalt zu beteiligen. Während dieser angespannten Zeit erfreuten sich Parris‘ neunjährige Tochter Betty und ihre Cousine Abigail Williams an den faszinierenden Geschichten von Tituba, einer Sklavin aus Barbados.Im Februar 1692 begann die junge Betty Parris, von Anfällen geplagt zu werden, die sich zur damaligen Zeit niemand erklären konnte. Dasselbe traf auch auf Abigail Williams zu und auf die Freundin der beiden Mädchen, Ann Putnam. Die Ärzte und Pfarrer sahen mit Schrecken zu, wie die Mädchen sich verdrehten, unter Stühlen kauerten und Unsinn schrien. Sie schlussfolgerten schließlich, dass die Mädchen verhext sein mussten. Sie setzten die Kinder so lange unter Druck, bis sie begannen, mit den Fingern auf weibliche Sonderlinge in ihrer Umgebung zu zeigen. Tituba wurde als Hexe bezeichnet, ebenso eine zerzauste Bettlerin namens Sarah Good und die alte Sarah Osburn. Nachdem sie brutal geschlagen worden war, begann Tituba zu gestehen und ebenfalls mit dem Finger zu zeigen. „Der Teufel kam zu mir und befahl mir, ihm zu dienen“, sagte sie Berichten zufolge im März 1692. Die Dorfbewohner lauschten gebannt, als sie von schwarzen Hunden, roten Katzen, gelben Vögeln und einem weißhaarigen Mann sprach, der ihr befahl, im Buch des Teufels zu unterschreiben. Es gebe mehrere unentdeckte Hexen, soll sie gesagt haben, die danach trachteten, die Puritaner zu vernichten. Als die Ermittler von Tür zu Tür gingen, nannten die verängstigten Bewohner noch mehr angebliche Hexen. Die abenteuerlichen Aussagen und Gerüchte häuften sich. Die Beschuldigten wurden gefoltert und mussten sich vor Gericht verantworten. Die Prozesse waren dabei übereilte Angelegenheiten vor einem Spezialgericht, das extra für diesen Zweck gegründet worden war. Neunzehn verurteilte ,Hexen‘ wurden insgesamt auf Gallows Hill, dem Galgenhügel, gehängt. Der Angeklagte Giles Cory wurden zu Tode gefoltert, als er während seiner Verhandlung nicht schuldig plädieren wollte. Fünf andere Menschen, darunter ein Kleinkind, starben im Gefängnis. Am 3. Oktober 1692 schritt schließlich Reverend Increase Mather ein, der Präsident des Harvard-College und Vater des berühmten Predigers Cotton Mather. Er verurteilte die Nutzung von schwachen Beweisen und das Vertrauen auf nicht nachweisbare, übernatürliche Behauptungen. Gouverneur William Phips hatte genug, als schließlich auch seine eigene Frau von den geplagten Kindern genannt wurde. Entschlossen, dem Wahnsinn ein Ende zu setzen, löste er das Spezialgericht auf und ersetzte es durch ein neues Obergericht – welches sogenannte geisterhafte Beweise nicht anerkannte. Das Gericht verurteilte nur drei von 56 Beschuldigten. Phips begnadigte sie zusammen mit fünf anderen, die auf ihre Hinrichtung warteten. Im Mai 1693 begnadigte Phips all jene, die noch wegen Vorwürfen der Hexerei im Gefängnis saßen. Mit der Zeit entschuldigten sich auch einige der Ankläger öffentlich. Der Gesetzgeber verabschiedete schließlich ein Gesetz, welches den guten Namen einiger der Verdammten wiederherstellte und ihren Erben eine Entschädigung zusprach.

Die Hexenverfolgungen forderten schätzungsweise 70.000 Todesopfer – betroffen waren vor allem Frauen, die der Magie bezichtigt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden. Sie waren nicht die Täterinnen, sondern Opfer eines fanatischen Justizsystems. Und diese Justiz wütete bis ins späte 18. Jahrhundert – mit tödlichem Ausgang.