Geoglyphen

In Kasachstan werden derzeit gewaltige, uralte Geoglyphen (großflächige Umrisszeichnungen am Erdboden) erforscht, die nur aus der Luft zu erkennen sind und daher lange Zeit unentdeckt blieben. Eine besondere Form von Geoglyphen sind Scharrbilder. Sie entstehen durch das Entfernen der dunkleren Oberschicht von Gestein oder Erdreich, sodass die helle Unterschicht sichtbar wird. Die helleren Partien ergeben dann die Zeichnung des Scharrbildes. Beispiele für diese Geoglyphen sind die Nazca-Linien in Peru.  Als Urheber der Linien gelten die Paracas-Kultur und die Nazca-Kultur. Von der ESA-Raumsonde Proba sind die größten der vielen Nazca-Linien noch aus 600 Kilometer Entfernung  zu sehen. Petroglyphen wiederum sind in Stein gearbeitete Felsbilder. Einige von ihnen sollen um die 2700 Jahre alt sein. Sie stehen in der Regel unter Denkmalschutz und wurden in die vorläufige Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Petroglyphen findet man auf der ganzen Welt, mit Ausnahme der Antarktis. Hypothesen über den Zweck der Petroglyphen gibt es viele. So etwa eine kulturelle und religiöse Bedeutung oder eine geografische und astronomische Bedeutung.

Luftbild des Uffington White Horse

Berühmt sind die Felszeichnungen im Val Camonica in Italien. Sie bestehen aus über 140.000 individuellen Gravuren und zeigen Szenen aus dem Leben in der Bronzezeit.  Das Uffington White Horse  z. B. gilt als das älteste Scharrbild in England. Es handelt sich um das stilisierte Bild eines Pferdes, das in die Vegetation geschnitten und in den Boden gescharrt wurde. Dadurch wird die darunter liegende Kreide sichtbar.  Das Pferd ist nur aus der Luft vollständig zu erkennen. Das Alter des Scharrbildes ist umstritten.

Die größte Geoglyphe  in Kasachstan besteht aus insgesamt 101 jeweils etwa 90 Zentimeter hoch und mehrere Meter im Durchmesser Erdhügeln. Sie formen ein gigantisches Rechteck, dessen Ecken über zwei sich kreuzende Linien verbunden sind. Die Anlage bedeckt eine Fläche von mehreren Fußballfeldern. An anderen Orten in der Steppe im Norden Kasachstans finden sich weitere gigantische Kreuze, Ringe und Linien sowie eine dreiarmige Swastika, alle ebenfalls aus Erde gebaut. Manche Formationen bestehen zusätzlich aus Gräben und Wällen, mit Durchmessern von bis zu 400 Metern. Die amerikanische Weltraumagentur Nasa hat Fotos von mindestens 260 dieser geheimnisvollen Anlagen veröffentlicht. Am Boden sind die riesigen Geoglyphen genannten Strukturen nur schwer zu erkennen. Ein Forscherteam der Universität im kasachischen Qostanai untersuchte die Erdstrukturen genauer, machte erste Luftaufnahmen, setzte Georadar ein und nahm Bodenproben. Menschliche Überreste konnten in den Hügeln nicht gefunden werden. Eine Deutung als Grabanlage schied also aus. Die Anlagen konnten auf ein Alter von mindestens 8000 Jahren datiert werden. Bis heute steht nur fest, dass die Geoglyphen sehr alt und menschlichen Ursprungs sind. Wer sie wirklich gebaut hat, und zu welchem Zweck, bleibt ein Rätsel. Ebenso ist völlig unklar, warum die Erbauer geometrische Figuren als Grundmuster verwendeten. Vermutet werden Heilige Plätze für Opferrituale, Landebahnen für Außerirdische oder riesige Wegweiser.