Seltsame Lebewesen
Die Erde ist Heimat für viele skurrile Lebewesen.

Nacktmulle leben in großen unterirdischen Bauten in den Halbwüsten Ostafrikas, speziell im Süden Äthiopiens, in Kenia und Somalia. Die Art lebt in großen Kolonien in Eusozialität und zeigt mit dieser Staatenbildung ein bei Säugern sehr seltenes Verhalten.Der kleine ostafrikanische Nager besitzt gleich mehrere Superkräfte. Da ist zum einen die enorm hohe Lebenserwartung. Ein Nacktmull kann bis zu 30 Jahre alt werden – kein anderer Nager wird so alt. Zweitens können Nacktmulle praktisch nicht an Krebs erkranken. Ihr Körper verfügt über einen Schutzmechanismus, der unkontrolliertes Zellwachstum verhindert. Das Genreparatursystem und die Proteinstabilität bei Nacktmullen ist offenbar sehr gut ausgebildet. Eine Studie aus dem Jahr 2013 legt als Ursache eine spezielle Version des Glykosaminoglykans Hyaluronsäure nahe, die etwa fünfmal so groß ist wie beim Menschen oder Nagetieren und mit dem Zellunterscheidungscluster CD44 interagiere, das eine frühzeitige Erkennung von Krebszellen (und eine gesteigerte Kontaktinhibition) erlaube. Das extrazelluläre kettenförmige Glykosaminoglykan Hyaluronsäure werde zudem wesentlich langsamer abgebaut als bei anderen Tierarten oder dem Menschen. Als weitere Ursache für den Krebsschutz der Nacktmulle wird seit langem auch das Blutprotein Alpha2-Makroglobulin (A2M) u. a. an der Universität Leipzig erforscht. Vermutlich unterbricht es die Signalwege, die gesunde Zellen veranlassen, sich in Krebszellen zu verwandeln. Es kommt auch im Menschen vor, seine Konzentration nimmt aber hier ab dem Alter von 20 Jahren kontinuierlich ab. Beim Nacktmull hingegen bleibt sie lebenslang konstant hoch. Außerdem sind die Tiere nahezu schmerzunempfindlich. Ihnen fehlen bestimmte Moleküle in der Haut, die bei anderen Säugern für die Schmerzwahrnehmung zuständig sind.

Der Axolotl ist ein rein aquatisch lebender mexikanischer Schwanzlurch, der natürlicherweise nur als Dauerlarve auftritt. Axolotl erreichen die Geschlechtsreife, ohne ihre äußere Larvengestalt zu verändern und eine bei Amphibien sonst übliche Metamorphose zu durchlaufen. Dieses Phänomen wird als Neotenie bezeichnet. Ursache der neotenen Entwicklung des Axolotl ist eine evolutionär erworbene Veränderung der Schilddrüsenfunktion: Die für die Metamorphose der meisten Amphibien verantwortlichen Hormone werden beim Axolotl nicht ausgeschüttet. Kiemenäste am Hals, die an kleine Bäume erinnern, große Kulleraugen und ein riesiges, breites Maul: Der Axolotl wirkt wie aus einer anderen Welt. Und das ist längst nicht alles. Der rätselhafte Schwanzlurch aus Mexiko besitzt eine unglaubliche Superkraft. Er kann seine zerstörten Gliedmaße und Organe reparieren – sogar Teile des Gehirns und Herzens. Die Regenerate sind in der Regel keine Verkrüppelungen, sondern vollständig und funktionstüchtig. Nach einer Verwundung bildet sich ein Wundepithel, das auch darunterliegendes Gewebe zur Heilung veranlasst. Nach wenigen Tagen bildet sich bei verlorenen Körperteilen eine Art Regenerationsknospe, aus welcher das Körperteil nachwächst. Wie genau das gelingt, ist noch nicht klar.

Bärtierchen sind wundersame Wesen. Die winzigen, oft weniger als einen Millimeter großen Wasserbewohner überleben tiefste Minusgrade, extreme Hitze und kosmische Strahlung. Ihr Trick: Bei Hitze trocknen sie aus, bei Kälte frieren sie ein. Diese Eigenschaft der Tiere wird Kryptobiose genannt, ein todesähnlicher Zustand, in dem sie extreme Umweltbedingungen überdauern können. Bärtierchen leben weltweit im Meer, Süßwasser oder in feuchten Lebensräumen an Land. Siepflanzen sich meistens geschlechtlich fort. Manche Arten vermehren sich aber auch parthenogenetisch, das heißt ohne Beteiligung von Männchen; die Eier der Weibchen entwickeln sich in diesem Fall ohne Befruchtung. Bärtierchen sind wundersame Wesen. Die winzigen, oft weniger als einen Millimeter großen Wasserbewohner überleben tiefste Minusgrade, extreme Hitze und kosmische Strahlung. Ihr Trick: Bei Hitze trocknen sie aus, bei Kälte frieren sie ein. Sie fallen sozusagen in einen Dornröschenschlaf. Auf diese Weise kommen sie jahrzehntelang ohne Nahrung aus – bis ein Tröpfchen Wasser die Lebensfunktionen der winzigen Wasserbären wieder aktiviert.

Der Dugong hält sich fast ausschließlich im Salzwasser auf. Sein heutiges Verbreitungsgebiet umfasst die Küsten des Indischen Ozeans und Teile des Westpazifiks. Der Dugong wird bis zu vier, meist drei Meter lang und erreicht ein Gewicht von 230 bis 900, meist 400 Kilogramm. Über die Lebensweise der Dugongs ist noch nicht viel bekannt, da sie scheu sind und bei jeder Störung fliehen. Dungongs haben speziell als ausgewachsene Tiere kaum natürliche Feinde haben, obwohl beobachtet wurde, dass selbst große Dugongs von Schwertwalen und Haien attackiert wurden. Außer durch ihre Größe werden Dugongs auch durch eine robuste Haut, eine dichte Knochenstruktur und ein stärker gerinnungsfähiges Blut geschützt, das Wunden schnell verschließt. Außerdem wurden bereits Dugongs im seichten Wasser beobachtet, die zusammen einen Hai mit ihren Schnauzen wegschoben und somit in Zusammenarbeit einem Feind entrannen – ein hoch entwickeltes Sozialverhalten. Dugongs sind rein herbivor (pflanzenfressend) und ernähren sich von Seegras. Dugongs sind im Wesentlichen sesshafte Tiere, deren Streifgebiete nur wenige Dutzend Quadratkilometer Größe aufweisen. Gelegentlich begeben sich Dugongs jedoch auf plötzliche, hunderte Kilometer lange Wanderungen, deren Gründe noch nicht vollständig bekannt sind.

Die Blaue Ozeanschnecke (Glaucus atlanticus) ist eine Fadenschnecke die im uferfernen Freiwasserbereich oberhalb der Bodenzone an der Meeresoberfläche lebt und Nesseltiere frisst. Die Tiere kommen ungiftig zur Welt, nutzen aber durch Beutetiere (wie die Portugiesische Galeere) gewonnene Kleptocniden zur Verteidigung gegen Fressfeinde. Die Schnecken können die von diesen in deren Nesselzellen (Nematocyten) gebildeten Nesselkapseln übernehmen. Nicht selbst gebildete, sondern derart übernommene Nesselkapseln werden als gestohlene Nesselkapseln bezeichnet. Die übernommenen Kapseln bieten Schutz gegen Fressfeinde. Die Nematocyten werden bei der Nahrungsaufnahme mitgefressen, die darin enthaltenen Nesselkapseln aber nicht verdaut, sondern an der Körperoberfläche eingelagert, innerhalb von spezialisierten Körperzellen, gesammelt in besonderen Organen oder einfach in der Epidermis. Es ist unbekannt, wie die Nesselkapseln daran gehindert werden zu explodieren, während die giftigen Zellen der Quallen gefressen werden. Durch diese Nahrungsaufnahme wird der Körper von Glaucus atlanticus selbst giftig. Je nach Menge der eingelagerten Substanz kann er dabei noch gefährlicher als seine Beutetiere werden.