Esoterik
Esoterik ist „geheimes“ oder „verborgenes“ üblicherweise nur Eingeweihten zugängliches Wissen. Dazu gehören unterschiedliche Weltanschauungen und Praktiken wie Yoga, Meditation aber auch der Glaube an Engel, Dämonen, oder Orakel, Jenseitskontakte oder Karma. Esoteriker streben durch spirituelle Verfahren nach höherem Wissen .

Erste Zeugnisse von Lehren und Sozialstrukturen, die aus heutiger Sicht der Esoterik zugerechnet werden können, finden sich im antiken Griechenland , wobei Pythagoras (*um 570; † nach 510 v. Chr.) als Gründer der religiös-philosophischen Schule und Bruderschaft der Pythagoreer in Kroton (heute Crotone) besonders herausragt. Pythagoras glaubte – ebenso wie die Orphiker und Anhänger verschiedener Mysterienkulte – an die Unsterblichkeit der Seele. Damit verbanden die Pythagoreer und die 1Orphiker die Vorstellung der Seelenwanderung (Reinkarnation).
In der Wissenschaft haben sich zwei grundlegend verschiedene Verwendungen der Bezeichnung Esoterik etabliert:
| Religionswissenschaft | Im religionswissenschaftlichen Kontext bezieht sich Esoterik auf verschiedene Formen religiöser Aktivität. Oft handelt es sich dabei um Geheimlehren. |
| Geschichtswissenschaft | Zu den Kernbereichen der esoterischen Geschichtswissenschaft gehören in der Neuzeit die Wiederentdeckung der Hermetik in der Renaissance, die sogenannte okkulte Philosophie, die Alchemie, der Paracelsismus, das Rosenkreuzertum, die christliche Kabbala, die christliche Theosophie, der 2Illuminismus und zahlreiche okkultistische Strömungen im 19. und 20. Jahrhundert bis hin zur New-Age-Bewegung. Bezieht man auch frühere Zeiten mit ein, kommen die antike Gnosis (= Wissen) und Hermetik, die neuplatonische Theurgie und die verschiedenen okkulten „Wissenschaften“ und magischen Strömungen hinzu, die dann in der Renaissance zu einer Synthese zusammenflossen. |
Ein weiteres zentrales Motiv der Esoterik, das bei den Pythagoreern erstmals auftrat, ist die Erhebung der Zahlen zu den Prinzipien alles Seienden. Sie betrachteten die Welt als einen nach ganzzahligen Verhältnissen harmonisch geordneten Kosmos, und den Weg der Läuterung der Seele sahen sie in der Unterwerfung unter die allgemeine, mathematisch ausdrückbare Harmonie aller Dinge.
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1Die Orphiker waren eine religiöse Strömung der Antike, die sich ab dem 6./5. Jahrhundert v. Chr. vor allem in Griechenland ausbreitete. Sie beriefen sich auf den mythischen Sänger und Dichter Orpheus, in dem sie den Urheber ihrer Lehren sahen. Ihr Bestreben war die Vorbereitung auf das von ihnen erwartete Fortleben der Seele nach dem Tod des Körpers.
2Der lluminismus war eine intellektuelle und spirituelle Strömung im 18. und frühen 19. Jahrhundert in Europa. Im Unterschied zur Aufklärung schloss für die Illuministen die Vernunft eine spirituelle Dimension ein. Arthur Schoppenhauer sagte: Der Illuminismus ist ein natürlicher und insofern zu rechtfertigender Versuch zur Ergründung der Wahrheit.