Erstaunliche Tierfertigkeiten
Die Natur hat manchen Tieren erstaunliche Fähigkeiten verliehen. Durch Mutation und natürliche Selektion entwickelten sich im Laufe der Evolution neue Merkmale und Anpassungen, die es den Tieren ermöglichten, in ihren spezifischen, oft feindlichen Lebensräumen zu überleben und sich fortzupflanzen. Ein herausragendes Beispiel ist Mimikry, ein biologisches Phänomen, bei dem eine Art (das „Mimet“) die äußere Erscheinung oder das Verhalten einer anderen, oft giftigen oder gefährlichen Art (das „Modell“) nachahmt, um Fressfeinde zu täuschen und sich dadurch einen Überlebensvorteil zu verschaffen. Lange Zeit wurde als wesentlicher Unterschied zwischen tierischem und menschlichem Bewusstsein angesehen, sich seiner selbst bewusst zu sein und über sich selbst nachdenken zu können. Heute weiß man dass das menschliche Bewusstsein sich nur wenig vom tierischen unterscheidet. Besonders Menschenaffen und Delphinen besitzen eine bestimmte Art von Selbstbewusstsein: Sie können sich selbst im Spiegel erkennen. Auch die frühere Annahme der Mensch sei eindeutig intelligenter als die Tiere muss revidiert werden. Da sich der Mensch nach der Geburt langsamer entwickelt als viele andere Tiere, sind ihm gleichaltrige Menschenaffen in den ersten Monaten intellektuell überlegen. Eine Studie hat auch gezeigt, dass Schimpansen z. B. am Computer schneller und exakter als Menschen arbeiten. Dabei ging es bei einem Versuch mit Studierenden darum, Zahlenreihen wiederzugeben, die nur kurz auf dem Testmonitor aufblinken. Die Schimpansen waren eindeutig besser. Dennoch haben die Menschen sich die Erde «untertan gemacht». Dies geschah aber auf dem schlichten Recht des Stärkeren, da der Mensch in der Herstellung von Tötungswaffen allen Tieren bei weitem überlegen ist. Ausserdem ist kein Tier so flexibel im Denken und Handeln wie der Mensch. Doch das ist keine Rechtfertigung sich über das Tier zu stellen. Es gibt Tiere die können besser sehen, andere hören besser, riechen besser, sind stärker, grösser und schneller als der Mensch. Der Gepard rennt viel schneller, der Adler sieht besser, der Delphin schwimmt besser, die Vögel können fliegen, Hunde riechen besser, ein Gorilla ist viel stärker usw. Einige Tiere besitzen besondere Sinne wie Ultraschallhören oder Elektrosinn. Viele Tiere zeigen auch ausgeprägte kognitive Fähigkeiten, die mit denen von Menschen vergleichbar sind, wie z.B. bei Rabenvögeln, Schweinen oder Schafen.
Noch vor wenigen Jahrzehnten dachte man, dass die Herstellung von Werkzeugen ausschließlich unter Menschen vorkomme. Ein Irrtum, denn es wurde nachgewiesen, dass z. B. Krähen wahre Könner im Umgang mit Werkzeug sind. Die Tiere sind imstande, mit Geschick einen Draht zu einem Haken zu biegen, um damit einen kleinen Behälter mit Futter aus einem grösseren Behälter zu angeln. Unterschiedlicher Arten der Gattung Corvus wurden auch schon dabei beobachtet, dass sie an Ampeln bei Rot Nüsse auf die Fahrbahn werfen. Die anfahrenden Autos knacken die Nüsse und in der nächsten Rotphase holen sich die Vögel ihren Snack. Oder der Galapagos-Spechtfink. Er isst mit Stäbchen: Die Zunge des Vogels ist zu kurz, um damit saftige Maden aus hohlen Ästen zu ergattern. Daher bricht er kurzerhand Stacheln von Kakteen ab und pult damit die Maden aus dem Ast. Dabei nehmen die Vögel nicht jeden x-beliebigen Stachel, sondern achten genau auf die Länge. Zu lange Stacheln werden bearbeitet, zu kurze weggeworfen. Auch Schimpansen und andere Affenarten nutzen Werkzeuge auf ganz verschiedene Art und Weise: Sie schlagen z.B. mit Steinen so lange auf harte Nüsse ein, bis deren Schale schließlich zerbricht. Oder sie stochern mit dünnen Ästen in Bienenstöcken und können anschließend den süßen Honig abschlecken. Einige Affen machen sich sogar Speere für die Jagd, sie brechen Äste ab und nutzen ihre Zähne als Anspitzer. Gorillas verwenden Werkzeuge nicht regelmäßig, aber es wurde bei ihnen beobachtet, dass sie Stöcke benutzen, um die Tiefe des Wassers vor dem Eintreten abzuschätzen. Amerikanische Grünreiher angeln mit Köder: sie werfen Fliegen oder andere Fisch-Leckerbissen ins Wasser und fangen sich den danach schnappenden Fisch. Dabei wissen sie genau was sie tun, denn sie werfen nur Dinge ins Wasser, die auf der Oberfläche schweben und nicht untergehen, so dass sie den Fisch leicht erreichen können, wenn dieser vom Futter angelockt wird. Sogar unter den Weichtieren gibt es Mitglieder, die Werkzeuge benutzen. Oktopusse wurden beobachtet, wie sie Kokosnussschalen mit sich umhertragen, manchmal eine Hälfte und manchmal zwei Hälften. Wenn sie einen Räuber sehen, dann verstecken sie sich unter der Kokosnussschale oder wenn sie zwei haben, dann ordnen sie diese um ihren Körper wie eine Rüstung an und verschließen die Öffnung mit ihren Fangarmen. Sie verwenden die Kokosnussschalen auch als Höhle, wenn sie nachts schlafen wollen. Dazu stecken sie die Kokosnussschalen in den Sand, vergraben sie und verstecken sich im Inneren. Am nächsten Tag graben sie die Kokosnussschale wieder aus.
Die wissenschaftliche Forschung gewinnt fortwährend neue und faszinierende Erkenntnisse im Bereich der tierischen Kognition. Doch tierische Intelligenz ist schwierig zu messen. „Eine der größten Herausforderungen liegt darin, dass oft nicht bekannt ist, wie andere Arten z. B. Informationen verarbeiten. Manche Tiere verfügen über Sinne, die uns fehlen und die wir deshalb auch nicht vollumfänglich begreifen können. Haie können beispielsweise elektrische Ströme wahrnehmen, während einige Insekten ultraviolettes Licht sehen können. Jede Art ist an ihren eigenen Lebensraum angepasst. Tiere verfügen für gewöhnlich über genau jene Fähigkeiten, die sie zum Überleben benötigen.
Tiere mit erstaunlichen Fähigkeiten.

Das Indische Chamäleon (Chamaeleo zeylanicus) ist in der Lage seine Farbe je nach Stimmung, Tageszeit oder Temperatur innerhalb sehr kurzer Zeit ändern. Wie Chamäleons so schnell die Farbe ändern, war lange Zeit ein Rätsel. Für die unterschiedlichen Farben sind winzige Kristallblöcke in der Haut der Echsen verantwortlich. Fällt Licht auf diese Blöcke, werfen sie es farbig zurück. Dass der Farbton wechselt, liegt daran, dass sich die Abstände zwischen den Kristallen verändern. Dies geschieht zur Kommunikation unter Artgenossen oder zur Regulierung der Körpertemperatur. Dabei ist die Modifikation der Hautfarbe unabhängig von der farblichen Umgebung.

Der Axolotl (Ambystoma mexicanum) verfügt über die Fähigkeit, Gliedmaßen, Organe und sogar Teile des Gehirns und Herzens zu regenerieren. Die Regenerate sind in der Regel keine Verkrüppelungen, sondern vollständig und funktionstüchtig. Nach einer Verwundung bildet sich ein Wundepithel, das auch darunterliegendes Gewebe zur Heilung veranlasst. Nach wenigen Tagen bildet sich bei verlorenen Körperteilen eine Art Regenerationsknospe, aus welcher das Körperteil nachwächst. Neuere Forschungen haben ergeben, dass sich die Gliedmaßen oder Organe aus Zellen sich in einer zeitlich festgelegten Reihenfolge nur jeweils zu bestimmten Gewebetypen weiterentwickeln können.

Der Waldfrosch (Lithobates sylvaticu) hat im Zuge einer evolutionären Anpassung an die kalten Winter seines Verbreitungsgebietes die Fähigkeit entwickelt, seine Körperflüssigkeiten in den Intrazellularräumen zwischen den Gewebezellen bei direkten Umgebungstemperaturen von bis zu −5 °C zu etwa einem Drittel einfrieren zu lassen. Damit seine Körperzellen dabei durch Eiskristalle, keinen Schaden nehmen, produziert er bei Einsetzen des Frostes ein körpereigenes Frostschutzmittel aus Glukose und Harnstoff innerhalb der Zellen. Sobald der Frosch eingefroren ist, hört er auf zu atmen und sein Herz schlägt nicht mehr. Er kann dabei bei bis zu −20 °C überleben, wobei auch seine Gehirnfunktion vorübergehend völlig eingestellt wird.
Sozial lebende Insekten, zu denen auch viele andere Bienenarten, Wespen, Termiten und Ameisen gehören sind zu spektakulären Leistungen fähig. Sie bauen zum Beispiel meterhohe Nester mit integrierter Klimaanlage. Sie betreiben Ackerbau und Viehzucht: züchten nahrhafte Pilze oder hegen Blattläuse, um sich an deren süßen Ausscheidungen zu laben. Sie bilden Flöße aus Abertausenden Leibern, um Flüsse zu überqueren.
- Doch die Erdhummel (Bombus terrestri) kann noch viel mehr. Soziales Lernen galt lange als rein menschliche Fähigkeit. Bekannt ist, das auch Tiere wie Papageien, Wale, Bonobos, Elefanten und Wölfe ihr Wissen an andere weitergeben können. Doch auch unter Wirbellosen gibt es Vertreter, die zu sozialem Lernen fähig sind – und komplexe Verhaltensweisen bei Artgenossen abzuschauen vermögen. Das Hirn der Erdhummel wiegt nur den Bruchteil eines Gramms und doch ist sie zu komplexem sozialem Lernen fähig und zeigt ein ungeahnt hohes Maß an kognitiven Fähigkeiten. So können sie sich etwa die Lösung eines Problems von Artgenossen abschauen.
- Die grüne Meeresschildkröte (Chelonia mydas) besitzt die Fähigkeit, Jahr für Jahr an die Strände, an denen sie geschlüpft ist, zur Eiablage zurückzukehren, oft über Tausende von Kilometern. Dieses Phänomen wird durch ihren erstaunlichen Navigationssinn, insbesondere ihren Magnetsinn, ermöglicht. Sie orientiert sich aufgrund ihres Magnetsinns am Erdmagnetfeld. Es wird vermutet, dass die Inklination der Feldlinien des Magnetfelds am Geburtsort durch Prägung dauerhaft gelernt wird.
- Die Islandmuschel kann mehr als 500 Jahre alt werden.
- Lungenfische können es jahrelang ohne Nahrung und Wasser aushalten.
- Der See-Elefant ist ein wahrer Tauchexperte. Er kann mehr als eineinhalb Kilometer tief tauchen und dafür zwei Stunden den Atem anhalten. Das gelingt ihm nur aufgrund ihres enormen Blutvolumens, das viel Sauerstoff aufnehmen und speichern kann. Sein natürlicher Feind, der Orca gelangt sogar in eine Tiefe von drei Kilometern, zehnmal so tief wie ein militärisches U-Boot.
- Der Herkuleskäfer kann das 80-fache seines Körpergewichts tragen! Beim Menschen wären das mehrere Tonnen.
- Der Tiefseefisch, Schwarzer Schlinger, kann Beute schlucken, die zehnmal so groß ist wie er selbst. Sie hängt dann in einem Sack unterhalb des Fisches und wird allmählich verdaut.
- Der Fangschreckenkrebs kann seine Gliedmaßen extrem schnell schlagen. Im Vergleich: Der menschliche Lidschlag dauert 40 Mal so lange.
- Laubenvögel werden häufig zu den intelligentesten Arten unter den Vögeln gezählt. Sie haben ein im gesamten Tierreich einmaliges Balz-Konzept. Die Männchen bauen nur für die Balz am Boden Laubenhütten, die wie Puppenhäuser aussehen, auch tunnelartige Gebilde, Türme, einfache, geschmückte Tennen oder dekorierte Gärten; zusätzlich werden diese Nester mit Blumen, Beeren, Steinchen, Blättern, Schneckenhäusern und anderem verziert Außerdem sind Laubenvögel Stimmkünstler: Einige können die männlichen und weiblichen Parts der Duette einer anderen Art nachsingen. Manche ahmen einen Kookaburra nach, den Eisvogel, der auch Lachender Hans genannt wird, oder das Knattern einer Kettensäge.
- Der Wanderfalke kann im Sturzflug bis zu 300 km/h erreichen. Zu seiner Beute gehören hauptsächlich Vögel im freien Luftraum. Er jagt dabei entweder aus dem Kreisflug oder von einer Warte. Durch den schnellen Steilflug macht er sich das Überraschungsmoment zu Nutze und fängt so seine Beute.
- Der Mauersegler verbringt fast sein gesamtes Leben in der Luft. Er frisst, schläft und paart sich sogar im Flug. Nur zur Brut begibt er sich auf den Boden.
- Kolibris sind bezogen auf ihre Körpergröße, die schnellsten Wirbeltiere der Welt. Sie fliegen mit einer Frequenz von bis zu 80 Flügelschlägen pro Sekunde. Durch ihren besonderen Flugstil sind Kolibris die einzigen Vögel, die rückwärts fliegen und in der Luft stehen können.
- Flöhe gehören zu den besten Springern der Welt, gemessen an ihrer Körpergröße. Sie können das 200-fache ihrer Körperlänge weit springen und das 150-fache ihrer eigenen Körpergröße. Das würde einem Menschen entsprechen, der 400 Meter weit springt oder einen Wolkenkratzer von 250 Metern Höhe überspringen würde. Diese Leistung gelingt ihnen durch ein spezielles Protein, dass sie in den Beinen speichern. Das Resilin wirkt wie eine explosive Sprungfeder.
Weitere Rekorde
- Der Segelfisch gilt als schnellster Fisch in den Weiten der Ozeane. Das zweieinhalb Meter große Tier erreicht Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 110 Kilometern pro Stunde.
- Der Blauwal ist das größte Lebewesen, das jemals auf der Erde gelebt hat. Er erreicht eine Länge von bis zu 33 Metern und wiegt fast 160 Tonnen, also in etwa soviel wie 30 Elefanten.
- Der Grauwal legt bei seinen jährlichen Wanderungen zwischen seinen südlichen Fortpflanzungs- und Aufzuchtsgebieten und seinen nördlichen Nahrungsgebieten fast 20.000 Kilometer zurück. Dabei wandert er von der Küste Mexikos bis beispielsweise hinauf in die Beringsee.
- Der Pottwal wird bis zu 18 Meter lang, wiegt 57 Tonnen und taucht in Meerestiefen bis zu 3000 Meter hinab. Dort kann er bis zu zwei Stunden durchhalten und macht sich auf die Jagd nach dem Riesenkalmar.
- Der Riesenkalmar wird bis zu 12 Meter lang und st der größte Tintenfisch weltweit.
- Der Granatbarsch ist der Methusalem der Meere. Er lebt in tiefem, kaltem Wasser und hat aufgrund dieser extremen Lebensbedingungen einen sehr langsamen Stoffwechsel. Der älteste Granatbarsch, der jemals gefangen wurde, war 149 Jahre alt.
- Schlangenfische wurden im Puerto Rico-Graben in einer Tiefe von 8370 Metern gefunden. Damit sind sie die in der größten Tiefe lebenden Fische, die jemals nachgewiesen werden konnten.