Die Triaden

Triaden (Gesellschaft der Drei Harmonien) ist die gebräuchliche Bezeichnung für die chinesische Mafia. Ihre Entstehungsgeschichte reicht bis in die Zeit der Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.) oder sogar nach einigen historischen Erkenntnissen der Zhou-Dynastie (1027 – 221 v. Chr.) zurück. Aus dem Handbuch einer der ältesten Geheimgesellschaften, der Tian-Ti-Hwui-Gesellschaft geht hervor, dass sie ursprünglich als einer Art Bruderschaft zur gegenseitigen Hilfe gegründet wurde und mit kriminellen Machenschaften  oder gar Verbrechen wenig gemeinsam hatte. Doch mit der Zeit änderte sich dies. Während der 50er und 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts begannen sie mit kriminellen Aktivitäten in Hongkong und Taiwan zu expandieren. Es gibt schätzungsweise über 5000 Triaden in China. Sie operieren nicht nur in ihrem Ursprungsland China, in Hongkong und Taiwan, sondern auch in Vietnam, Macao, den USA oder in Europa, z. B. in Großbritannien. Ihr Symbol ist das Dreieck, was für Himmel, Erde und Menschheit steht. Als Erkennungszeichen verwenden die Triaden-Mitglieder untereinander Geheimsymbole und verständigen sich per Finger- oder Sprachcode. Die Stadt Shanghai wurde von verschiedenen Triaden beherrscht. Die mächtigste Triade war im Jahr 1902 die Rote Bande als Import-Partner der größten britischen Opiumhandelsgesellschaft Jardine, Matheson & Co. und Partner des britischen Geheimdienstes, geführt von Chang Hsiao-lin. Anfang der 1900er-Jahre kam  Tu Yueh-sheng, späterer Anführer der Grünen Bande nach Shanghai. Nachdem er sich 1908 den bei den chinesischen Geheimgesellschaften üblichen Initiationsriten unterzogen hatte, stieg er rasch auf und machte die Grüne Bande innerhalb von 12 Jahren zur zweitmächtigsten Triade in Shanghai. Rauschgiftlieferant der Grünen Bande waren die Franzosen. Daneben existierten noch kleinere Triaden wie die Tong und die Liga des Himmels und der Erde. Tu Yueh-sheng übernahm mit der Grünen Bande schnell die Kontrolle über die Prostitution, in den primitiven und luxuriösen Bordellen, Absteigen und über den größten Teil der Opiumhöhlen. In den Folgejahren plante er den Einstieg in das Heroingeschäft. Haupteinnahmequelle der Grünen Bande wurde das Geschäft mit den sogenannten Anti-Opiumpillen. Diese bestanden aus zwei Unzen (2 × 31 Gramm) reinem Heroin, 1/2 Unze Strychnin, einer Unze Quinnin (Chinin), fünf Unzen Koffein, 48 Unzen Milchzucker und zehn Unzen Zucker. Inzwischen wächst weltweit die Sorge über die chinesischen Verbrechersyndikate. Selbst in China wächst die Besorgnis über die immer größer werdende Macht der Triaden. Ihre kriminellen Tätigkeitsfelder erstrecken sich auf alles womit Geld verdient werden kann, bzw. alles, was als Ware gehandelt werden kann. Dazu gehören Menschen-, Kinder- und Frauenhandel, Menschenschmuggel in Form von Schleusungen, Glücksspiele aller Art (Kontrolle über alle Spielzentren, Casinos und Spielhallen), Prostitution und Pornografie, Schutzgelderpressung, Wucherzins-(Kredithaigeschäfte), Fälschungen von Währungen jeder Art in der Welt. Fälschungen von Reiseschecks, Ausweispapieren (u.a. Urkunden), Produktpiraterie (auch Videopiraterie), gewerbsmäßiger Betrug mit Kreditkarten, Geldwäsche, politische und zivile Korruption, Auftragsmorde, Drogenherstellung sowie Handel und Schmuggel jeder Art von Warengütern, auch Waffenhandel- und Schmuggel, Piraterie, Computerkriminalität, illegaler Handel von menschlichen Organen, Wettkampfmanipulationen, Immobilienspekulation, Kidnapping, Carjacking, Schwarzarbeitorganisation, Steuerhinterziehung, Einfluss in der Filmindustrie, Brandstiftungen, Nötigungen, Straßenverkauf von Drogen etc. Die Hong Kong-Triaden beherrschen den Heroinmarkt in Australien, den USA und in Holland, dem Heroinhandelszentrum Europas. Die fünfzig bestehenden selbstständigen Triaden-Gesellschaften in Hongkong können weitgehend in vier große Gruppen eingeteilt werden: Chiu Chow/ Hoklo, 14K, Wo, und Luen. In Deutschland sind die 14 K, die Wo Shing Wo, die Tai Huen Chai und die Big Circle Gang aktiv.

Die meisten Triaden sind klassisch organisiert: Die jeweiligen Positionen in den Triaden gehen auf chinesische Zahlen-Codes zurück. Das Oberhaupt nennt sich „Bergmeister“ oder „Drachenmeister“ – seine Zahl ist die „489“. Sein Vertreter ist „Vize-Bergmeister“ mit der Kombination „438“. Die Verwaltung und die innere Organisation der Triade werden dem „Weißen Papierfächer“ (Pak-Tze-Sin − Nummer 415) zugewiesen, der auch den Stabschef der Triade beraten darf. Der „Rote Pfahl“, der Anführer (Hung-Kwan) der Kampfeinheit einer Triade, trägt die Nummer 426 und führt seine Truppe gegen eine feindliche Triade an. Ein einfaches Mitglied wird „Soldat“ genannt, umschrieben mit der Zahl „49“. Anwärter haben keinen Zahlencode – sie tragen die Bezeichnung „Blaue Laternen“.

Die Rangstruktur einer Triaden-Gesellschaft:

  1. Shan-Chu (Bergmeister) 489
  2. Fu-Shan-Chu (Stellvertreter des Bergmeisters) 438
  3. Heung-Chu (Weihrauchmeister) 438
  4. Sin-Fu (Vorhut) 438
  5. Sheung-Fa 438
  6. Hung-Kwan (Roter Pfahl) 426
  7. Pak-Tze-Sin (Weißpapierfächer) 415
  8. Cho-Hai (Strohsandalen) 432
  9. 49 Chai (einfaches Mitglied) 49

Ähnlich wie dieitalienische Mafia und die japanische Yakuza haben auch die Triaden spezielle Aufnahmerituale. Neue Mitglieder müssen zunächst ein Verbrechen begehen. Haben Sie sich bewährt, müssen sie ein Tier, entweder ein Huhn, Schwein oder eine Ziege opfern – und eine Schale mit Wein und Blut des Opfertieres trinken. Abschließend werden Neu-Mitglieder auf ihre Organisation eingeschworen. Angeblich sind 36 Blut-Eide notwendig. Der wichtigste Eid betrifft die Verschwiegenheit: Keine Informationen weitergeben – nicht einmal dem nächsten Verwandten. Jeglicher Verrat an der Organisation wurde mit aller Härte bestraft und endete üblicherweise mit dem Tod des Bestraften. Abschließend können folgende Merkmale der Triaden-Organisationen verdeutlicht werden:

Sie verfügen


1) über eine uralte Tradition als Geheimgesellschaften,


2) sind in der chinesischen Gesellschaft verwurzelt,


3) sind als Netzwerk von autonomen Organisationen (horizontal) aufgebaut,


4) kooperieren mit anderen internationalen Gruppen der organisierten Kriminalität,


5) handeln in innerer Abschottung,
 

6) gehen bei ihrer Tätigkeit konspirativ und arbeitsteilig vor,


7) verwenden verbale und nonverbale Geheimzeichen,


8) haben eine sehr lange Tradition im Drogenhandel,


9) können direkt auf das südostasiatische Schlafmohn-Anbaugebiet „Goldenes Dreieck“ zugreifen,


10) sind in ihrer Tätigkeit international ausgerichtet und

11) pflegen eine enge Beziehung zu Jugendbanden (zwecks Sicherung des Nachwuchses).
 Zu den mächtigsten „Geschäftspartnern“ der Triaden im asiatischen Raum zählt vor allem die japanische Yakuza, die aus mehreren selbstständigen kriminellen Organisationen besteht und seit ihrer Entstehung eng mit der Gesellschaft und deren Führung verknüpft ist.