Tödliche Viren

Kapsid des Zikavirus

Viren sind infektiöse organische Strukturen, die sich als Virionen außerhalb von Zellen (extrazellulär) durch Übertragung verbreiten, aber als Viren in der Natur nur innerhalb einer geeigneten Wirtszelle (intrazellulär) vermehren können. Sie bestehen nur aus Desoxyribonukleinsäure (DNA) oder Ribonukleinsäure (RNA) sowie aus Proteinen, die es ihnen ermöglichen, in eine Zelle einzudringen. Sie besitzen aber weder eine eigenständige Vervielfältigung der Nukleinsäuremoleküle als Träger der Erbinformation (=Replikation) noch einen eigenen Stoffwechsel und sind deshalb in der Natur auf den Stoffwechsel einer Wirtszelle angewiesen. Daher sind sich Virologen weitgehend darin einig, Viren nicht zu den Lebewesen zu rechnen. Viele Viren können ernsthafte Erkrankungen auslösen. Jeden Tag gibt es neue Erkenntnisse über gefährliche oder  sogar tödliche Viren. Auf der hermetisch abgeschotteten Insel Riems wird an gefährlichen Erregern geforscht. Im Kampf gegen die nächste Pandemie ist Riems wichtiger denn je.

(Als Kapsid bezeichnet man bei Viren eine komplexe, regelmäßige Struktur aus Proteinen , die der Verpackung des Virusgenoms dient.)

Hier die Top Ten der durch Viren verursachten Krankheiten:

Das Marburg-Virus  steht an vorderster Stelle. Es ist das gefährlichste Virus, das einen Menschen befallen kann. Dem Ebola-Virus sehr ähnlich, erleiden Betroffene heftige Fieberkrämpfe und Blutungen von Schleimhäuten, Haut und Organen. 80 Prozent der Infizierten sterben.
An zweiter Stelle kommt das Ebola-Virus. Es kann in fünf verschiedenen Typen auftreten, die nach Ländern und Regionen in Afrika benannt wurden: Zaire, Sudan, Tai Forest, Bundibugyo, Reston. Das Zaire-Ebola-Virus ist mit einer Sterberate von 90 Prozent das gefährlichste. Es infizierte während einer Ebola-Epidemie 2013 auch Menschen in Guinea, Sierra Leone und Liberia. Forscher vermuten, dass Flughunde das Virus von Zaire in die Städte brachten.
Das Hanta-Virus beschreibt eine ganze Reihe von Viren. Es waren 1950 amerikanischen Soldaten die sich 1950 während des Koreakrieges am gleichnamigen Fluss als erste mit dem Virus infizierten. Anzeichen sind Lungenerkrankungen, Fieber und Nierenversagen.
Die Vogelgrippe hat eine Sterblichkeitsrate von 70 Prozent. Auslöser ist das H5N1-Virus. Der Mensch kann sich aber nur durch sehr engen Kontakt mit Geflügel infizieren. Das ist in Asien der Fall. Dort leben Menschen und Hühner häufig zusammen auf engstem Raum.
Das Lassa-Virus wird durch Nager verbreitet. Es tritt endemisch, d.h. gehäuft in einer bestimmten Region auf, in diesem Fall Westafrika. Derzeit grassiert es wieder in Nigeria. Forscher vermuten, dass 15 Prozent der dort lebenden Nager das Virus in sich tragen.
Das  argentinische hämorrhagische Fieber, mit Bindehautentzündungen, Sepsis und Hautblutungen wird durch das Junin-Virus übertragen.
Das Krim-Kongo-Fieber-Virus wird durch Zeckenbisse übertragen und zeigt bei Infizierten einen ähnlichen Krankheitsverlauf wie beim Ebola- und Marburg-Virus. In den ersten Tagen der Infektion kommt es zu stecknadelgroßen Blutungen in Gesicht, Mund und der Rachenschleimhaut.
Das Machupo-Virus wird auch “schwarzer Typhus“ genannt.  Die Infektion ruft starkes Fieber hervor, das von heftigen Blutungen begleitet wird.  Das Virus kann von Mensch zu Mensch übertragen werden, wird jedoch primär durch einheimische Nager ausgelöst.
Das KFD-Virus wird durch Zecken übertragen. Es verursacht das Kyasanur-Wald-Fieber. Ein erkrankter Mensch leidet bei einer Infektion an starken Fieber-, Kopf- und Muskelschmerzen, die Blutungen auslösen können. Forscher vermuten Ratten, Vögel und auch Stachelschweine als Wirte.
Das Dengue-Virus ist das durch Mücken am stärksten verbreitete Virus und infiziert jährlich zwischen 50 und 100 Millionen Menschen in beliebten Urlaubsgebieten wie Thailand und Indien.
Laut Weltgesundheitsorganisation sind 60 Prozent aller neu auftauchenden Infektionskrankheiten tierischen Ursprungs.

Auch beim Coronavirus gilt es nach derzeitigem Wissensstand als wahrscheinlich, dass der Erreger ursprünglich aus dem Tierreich stammt. Riems, Hauptsitz des Friedrich-Loeffler-Instituts, ist das oberste deutsche Tierseuchenlabor. Große Teile der Arbeit drehen sich um Zoonosen – Krankheiten also, die zwischen Menschen und Tieren übertragen werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine Liste der gefährlichsten Krankheitserreger veröffentlicht. Die WHO-Liste erschien erstmals 2017. Sie dient als Leitfaden für Forschung und Entwicklung, um die Krankheiten mit etwa Impfstoffen, Tests und Medikamenten besser bekämpfen zu können. Derzeit stehen COVID-19, das Ebola- und das Marburg-Virus, Lassa-Fieber, die Atemwegserkrankungen Mers und SARS, das Nipah- und das Zika-Virus auf der Liste.

Das Nipah-Virus wird durch den Kontakt zu Schweinen auf Menschen übertragen. Das Reservoir, aus dem das Marburg-Virusstammt, bzw. sein Reservoirwirt ist bis heute nicht genau bekannt. Vermutlich ist der Überträger der Nilflughund, eine Flughundart, die in Europa und Afrika vorkommt. Das Virus und virusspezifische Antikörper konnten in ihrem Blut nachgewiesen werden. Lassafieber ist eine virale Infektionskrankheit, die von Nagern auf den Menschen übertragen wird, vor allem durch Kontakt mit Nagetierkot, Urin oder Speichel. ZIKA-Viren werden in den meisten Fällen durch Stiche von Mücken der Aedes-Gattung übertragen. Erstmals wurde der Erreger 1947 bei einem Affen aus dem Zikawald in Uganda, Afrika identifiziert. Auch MERS-CoV ist ein zoonotischer Erreger; das bedeutet, dass er vom Tier, in diesem Fall vom Dromedar, auf den Menschen übergehen kann. Das neue Coronavirus Sars-CoV-2 stammt höchstwahrscheinlich von Coronaviren ab, die in südostasiatischen Fledermausarten heimisch sind.