Gift als Waffe
| Im Laufe der Evolution haben Tiere und Pflanzen erstaunlich aufgerüstet. Ob es um Verteidigung, Paarungsrivalität, Nahrungsbeschaffung oder einfach ums Überleben geht – es gibt eine lange Liste von Tieren, die dem Menschen schaden können. In den Top Ten der giftigsten Tiere weltweit finden sich fünf von ihnen allein in und um Australien herum. Viele der hier beschriebenen Tiere produzieren Gifte, die das Herz-Kreislaufsystem zusammenbrechen lassen oder die Atmung komplett lähmen. Das kann schnell zum Erstickungstod führen. |
| Quallen gehören zu den tödlichsten Meerestieren. Die Seewespe ist das mit Abstand das giftigste Tier des Planeten, das jährlich 70 Todesfälle verursacht. Die Würfelqualle könnte mit ihrer Giftmenge 250 Menschen töten. Auf einem ihrer Tentakel sitzen Hunderte Nesselzellen. Je mehr Nesselzellen sich bei einer Berührung entladen, desto mehr Gift wird injiziert und desto stärker ist die Wirkung. Das hochpotente Gift greift das Nervensystem an. Zu den weiteren Symptomen zählen Schock, Atemnot und Herzstillstand. Je nach Schwere des Stichs kann der Tod binnen zwei bis drei Minuten eintreten. |
| Die Dubois-Seeschlange gilt als die giftigste Seeschlange weltweit. Ihr Gift enthält Neurotoxine (auf das Nervensystem wirkend) sowie Myotoxine (die Muskeln lähmend und zerstörend). Die Schlange kann bei einem Biss etwa 0,45 mg Gift abgeben. Dabei beträgt die gemittelte tödliche Dosis LD50 etwa 0,004 mg/kg = 4 g pro Körpergewicht des Opfers. Ohne die Gabe eines Antiserums und eine intensivmedizinische Versorgung führt das Gift mit Sicherheit zum Tod . |
| Der Steinfisch ist der giftigste Fisch der Welt. Sein Gift verursacht unvorstellbare Schmerzen und führt zu Schock, Lähmung und Absterben des Gewebes. Eine größere Dosis kann für Menschen tödlich sein. Was ihn weiterhin sehr gefährlich macht, ist seine extrem gute Tarnung. Denn wie sein Name verrät, kann er leicht mit einem Stein oder Felsen verwechselt werden. |
| Die blaugeringelten Kraken zählen zu den giftigsten Tieren in den Weltmeeren, ihr Speichel enthält das starke Nervengift Tetrodotoxin. Das Gift ist stark lähmend und führt bei Menschen zu einem Atemstillstand, während die Opfer bei vollem Bewusstsein bleiben. Allerdings ist die Zahl der durch sie verursachten Todesfälle weitaus geringer als die Zahl der durch Spinnen und Schlangen verursachten Todesfälle, mit denen der Mensch häufiger in Kontakt kommt. |
| Die Sydney-Trichternetzspinne ist eine der giftigsten Spinnen der Welt. Sie zählt zu den wenigen Spinnen weltweit, deren Biss für einen erwachsenen Menschen eine erhebliche Gefahr darstellen kann. Das Gift der Männchen ist für Menschen etwa sechsmal giftiger als das der weiblichen Tiere und kann innerhalb von nur 15 Minuten zum Tod führen. |
| Doch die brasilianische Wanderspinne ist noch giftiger. Sie gilt als die giftigste Spinne der Welt. Die Spinne gilt als sehr aggressiv, sie ist schnell und kann 50 Zentimeter weit springen. Ihr Gift ist 20-mal tödlicher als das einer Schwarzen Witwe. Brasilianische Wanderspinnen sind vermutlich für die meisten tödlichen Giftunfälle durch Spinnen weltweit verantwortlich. Schätzungsweise zehn Menschen sterben jährlich an ihrem Biss. Abhängig von der Menge des injizierten Gifts wird den Opfern übel und schwindelig, sie haben Schweißausbrüche und müssen brechen. Außerdem kann der Blutdruck steigen und das Herz rasen. Bei Männern kann es durch den Spinnenbiss zu einer schmerzhaften Dauer-Erektion kommen. In besonders schlimmen Fällen verursacht das Gift Durchblutungsstörungen, ein Lungenödem oder einen lebensgefährlichen Schock-Zustand. |
| Der Inlandtaipan gilt als die giftigste Schlange der Welt, da er das stärkste Gift überhaupt besitzt. Das Gift der Schlange führt ohne Behandlung in rund einer Dreiviertelstunde zum Tod und ein Tropfen des Gifts kann etwa hundert Menschen töten. |
| Auch der Pfeilgiftfrosch gilt als eines der giftigsten Tiere der Welt. Sein Gift ist so stark, dass er allein mit dem, was er in seinen Drüsen produziert ungefähr 20.000 Mäuse oder zehn Menschen töten könnte. Dazu reicht die bloße Berührung, denn das Gift wirkt über die Haut. Sein Krampfgift „Batrachotoxin“ lähmt Muskeln und Atmung. Beim Menschen kann eine Vergiftung mit 0,002 mg pro kg Körpergewicht innerhalb von 20 Minuten zum Tod führen. |
| Der nordafrikanische Dickschwanzskorpion zählt zu den giftigsten Skorpionen überhaupt und verursacht jährlich mehrere Todesfälle. Die Art gilt als sehr aggressiv. |
| Kugelfische gehören zu den tödlichsten Tieren der Welt. Die Haut des Kugelfisches ist mit Stacheln und Dornen bedeckt, die äußerst gefährlich sind. Sie enthalten das Gift Tetrodotoxin (TTX), das für andere Fische und Menschen tödlich ist. Bereits 10 µg (Mikrogramm) pro 1 kg Körpergewicht reichen aus, um einen Menschen tödlich zu vergiften. Das Nervengift Tedrodotoxin ist dermassen giftig, dass das Gift eines einzelnen Fischs ausreicht, um damit 30 Erwachsene zu töten. Dabei ist der Kugelfisch selbst überhaupt nicht giftig und er produziert sein Gift auch nicht selbst. Er nimmt das Gift im Meer über seine Nahrung auf, wodurch sich das Toxin im Körper ablagert. Das Tetrodotoxin greift das Nervensystem an und führt zu starken Lähmungen, die auch die Lunge betreffen. Dadurch können die Opfer nicht mehr atmen und sterben. Die Wirkung kann bereits innerhalb von 10-20 Minuten einsetzen. Ein Gegenmittel gibt es derzeit nicht. |
Manche in höheren Dosen toxische Stoffe wirken in geringer Konzentration heilsam. Salz z. B. ist ein lebenswichtiges Mineral. Es reguliert den Wasserhaushalt und ist wichtig für die Verdauung sowie die Reizübertragung von Muskel- und Nervenzellen. Oder Nikotin: Forscher berichten das Nikotin nicht nur bei neurodegenerativen Erkrankungen, sondern auch bei Patienten mit psychischen Störungen wie Schizophrenie, Depression, Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) oder der bipolaren Störung helfen kann. Oder Cyankali: Kaliumcyanid wird gelegentlich in medizinischen Notfallsituationen verwendet, um beim Menschen eine schnelle Senkung des Blutdrucks zu bewirken ; außerdem wird es in der Gefäßforschung als Vasodilatator eingesetzt. Arsen wiederum wird bei Schuppenflechte, Syphilis, Asthma, Gelenkschmerzen (Rheuma), Hämorrhoiden, Husten, Juckreiz, Krebs, zur Verringerung von Schwellungen (als entzündungshemmendes Mittel) und als allgemeines Stärkungsmittel und Schmerzmittel eingesetzt. Sobald bei der Verabreichung dieser Stoffe aber eine bestimmte Menge überschritten wird, können sie schädlich wirken. Die minimale tödliche Dosis z. B. beim Mensch mit 50 kg Körpergewicht beträgt bei Kochsalz 50 g, bei Nikotin 0,04 g , bei Cyankali 0,14 g und bei Arsenik 0,07 g.