Die Thule Gesellschaft

Gruppen-Emblem der Thule-Gesellschaft mit einem Kreis und einem abgerundeten Hakenkreuz.

Die Thule-Gesellschaft war ein politischer Geheimbund, der gegen Ende des Ersten Weltkrieges im August 1918 in München von dem deutsch-osmanischen antisemitischen Okkultisten und Verleger Rudolf von Sebottendorf gegründet wurde. Sebottendorf hat nach eigenen Angaben 1901 in Burs (Türkei) die Bekanntschaft eines griechischen Juden namens Termudi gemacht, der ihn in eine Freimaurerloge eingeführt haben soll. Von Termudi will Sebottendorf auch dessen Bibliothek okkultistischer Bücher geerbt haben. Darüber hinaus beschäftigte er sich angeblich mit der islamischen Mystik, dem Sufismus, der Theosophie Helena Blavatskys sowie dem ariosophischen Ableger der „Theozoologie“ des österreichischen Ariosophen 1Lanz von Liebenfels. Letzterer war aber wahrscheinlich ein Hochstapler. Benannt wurde die Thule-Gesellschaft nach der sagenhaften Insel Thule, die weit im Norden gelegen haben soll. Thule ist eine in der griechischen Mythologie erwähnte Insel im Nordmeer, bei der es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Atlantis handelt. Der griechische Seefahrer Pytheas aus Massilia beschrieb die Insel erstmals im 4. Jahrhundert. Auf einer Karte des Claudius Ptolomäus wird Thule als Insel vor der Küste von Norwegen verortet. Als Ultima Thule wird auch die nördlichste Insel der Erde benannt, die vor Grönland liegt. Ultima Thule soll die Hauptstadt des ersten von Ariern besiedelten Kontinents gewesen sein. Dieser nannte sich Hyperborea und sei älter als Lemuria und Atlantis. Es wird angenommen, dass die Hyperboreaner einst aus dem Sonnensytem Aldebaran kamen (Hauptgestirn im Sternbild  Stier) und ca. vier Meter groß, weiß, blond und blauäugig gewesen wären. Die Hyperboreaner waren nach Thule-Texten sehr weit fortgeschritten und sollen die Vril-ya, die  Flugkörper geflogen haben, die heute als UFOS bezeichnet werden. Diese Flugscheiben sollen durch zwei entgegengesetzt rotierende Magnetfelder zur Levitation und enormen Geschwindigkeiten sowie Flugmanöver gewesen sein. Sie sollen die sogenannte Vril-Kraft als Energiepotenzial, bzw. Treibstoff benutzt haben (Vril =  Äther, Od, Prana, Chi, Orgon, etc. Als Hyperborea im Verlauf einer Eiszeit zu sinken begann, sollen die Hyperboreaner mit  großen Maschine riesige Tunnel in die Erdkruste gegraben und sich unter der Himalaya-Region angesiedelt haben. Das unterirdische Reich hat den Namen AGARTHA und seine Haupstadt wird SHAMBALLAH genannt. In den Sagen und Überlieferungen über das unterirdische Reich wird unter anderem darüber berichtet, dass es auf der Erdoberfläche noch einen schlimmen Weltkrieg (Dritter Weltkrieg) geben würde, der  durch Erdbeben, Naturktatastrophen sowie einen Polsprung und das daraus resultierende Sterben von zwei Dritteln der Menschheit beendet würde. Nach diesem Krieg sollen sich dann die verschiedenen Rassen aus dem Erdinnern mit den Überlebenden auf der Erdoberfläche wieder vereinen und das tausendjährige GOLDENE ZEITALTER (Wassermannzeitalter) einläuten. Das Wassermannzeitalter ist gemäß astrologischer Sichtweise eine rund 2.160 Jahre dauernde Periode, in der sich die Sonne während der Frühlings-Tagundnachtgleiche durch das Sternbild Wassermann bewegt. Es wird oft als eine Zeit tiefgreifender gesellschaftlicher, spiritueller und kultureller Veränderungen angesehen. Der genaue Zeitpunkt des Übergangs ist jedoch umstritten, wobei astrologische und astronomische Berechnungen voneinander abweichen.

Hervor ging die Thule-Gesellschaft aus dem logenartig aufgebauten, völkisch-antisemitischen Geheimbund „Germanenorden“. Als Emblem wählte man ein Hakenkreuz mit Strahlenkranz hinter einem Schwert. 1918 nistete sich der neue Geheimbund in München im Luxushotel Vier Jahreszeiten ein.

Er entfaltete schon kurz nach seiner Gründung eine massive, vor allem antisemitisch geprägte Propagandatätigkeit, indem er „den“ Juden als „Todfeind des deutschen Volkes“ brandmarkte. Die Mitglieder glaubten an die Verschwörungstheorie einer „jüdischen Verschwörung“. Ziel war die Errichtung einer Diktatur und die Vertreibung aller Juden aus Deutschland. In der Nachkriegszeit wurde der Geheimbund zum Gegenstand vieler, teils abenteuerlicher Mythen und Spekulationen, die zum Teil auf Sebottendorfs Memoiren zurückgehen. So soll er Kontakte zu geheimen Klosterorden in Tibet gepflegt haben. Von der SS-Forschungseinrichtung der SS „SS-Ahnenerbe“ 1938/39 finanzierte deutsche Tibet-Expedition sei unternommen worden, um eine Radioverbindung zu den dortigen Lamas herzustellen. Die Spekulationen hinsichtlich angeblicher okkulter Aktivitäten der Thule-Gesellschaft reichten bis zu der Behauptung, man habe dort satanistische Praktiken gepflegt. Bei derartigen Ritualen seien Juden und Kommunisten geopfert worden. Die Gesellschaft löste sich 1925 auf. Als von Sebottendorff 1933 eine Neugründung des Geheimbundes versuchte, schob man ihn aus Deutschland ab.

 

1In den Jahren 1903 und 1904 publizierte Lanz von Liebenfels, eigentlich Adolf Joseph Lanz, eine Artikelserie mit dem Titel Anthropozoon biblicum, worin er erstmals Teile seiner „Theozoologie“ entwickelte. Darin behauptet er, dass in frühen Zivilisationen im Rahmen kultischer Veranstaltungen sexueller Verkehr mit Tieren (Sodomie) praktiziert worden sei. Archäologische Funde und Interpretationen des Alten Testaments sollen diese Theorie angeblich untermauern. Lanz formulierte eine theologische Lehre, wonach der Sündenfall darin bestanden habe, dass die ursprünglich göttlichen Arier sich mit Tieren vermischt hätten. Daraus seien minderwertige Rassen hervorgegangen, und diese würden die legitime Vorherrschaft der Arier bedrohen, insbesondere in Deutschland, wo die Arier im internationalen Vergleich noch am zahlreichsten seien. Lanz postulierte, dass die Menschen ursprünglich göttlicher Natur gewesen seien, und bezeichnete diese frühen, hochstehenden Menschen als Theozoa oder Gottmenschen. Als Stammvater der Anthropozoa identifizierte er Adam, während Christus einer der letzten reinen Theozoa gewesen sei. Das Hauptziel des Alten Testaments bestand Lanz zufolge darin, vor den schädlichen Folgen der Paarung mit niederen Anthropozoa zu warnen, und überhaupt bestehe wahre Religion in der Reinhaltung der Rasse, um die Reste des göttlichen Erbes zu bewahren, die in besonderem Maße bei der arischen Rasse noch vorhanden seien.