Die geheimnisvolle Wanderung der Aale
Seit Jahrhunderten faszinieren diese geheimnisvollen und erstaunlich vielseitigen Tiere aufgrund ihres einzigartigen Lebenszyklus, ihrer langen Wanderungen und ihrer besonderen Sinne, die Menschen. Bis heute wissen Forscher:innen noch wenig über Aale. Es gibt rund 19 Süsswasseraal-Arten. Zu den bekanntesten gehören der Europäische Aal (Anguilla anguilla), der Amerikanische Aal (Anguilla rostrata) und der Japanische Aal (Anguilla japonica). Aale können ein Alter von 50 bis 80 Jahren, in Einzelfällen auch deutlich über 100 Jahren erreichen, wenn sie keine Möglichkeit zum Abwandern haben. Durch seine Fähigkeit zur Hautatmung kann der Aal bis zu 7 Tage an Land verbringen. Europäische Aale können sich d dabei kilometerlang an Land fortbewegen. Die Umgebung muß dabei jedoch feucht sein. Die nachtaktiven Fische können sowohl in Salz- als auch in Süßwasser leben. Der Europäische Aal (Anguilla anguilla) hat einen einzigartigen und langen Lebenszyklus.

Alles beginnt mit einem Ei. Die Aale schlüpfen im Atlantik, in der Sargassosee (in der Nähe der Bahamas). Wegen ihrer Form heißen die Aallarven Weidenblattlarven (Leptocephalus-Larve). Etwa drei Jahre brauchen diese Larven, um von der Sargassosee an die europäischen Küsten zu gelangen. Dort beginnt die Metamorphose der Weidenblattlarven zu den ca. 7 cm langen Glasaalen. Im Frühjahr schwimmen sie in zum Teil großen Schwärmen von den europäischen Küsten flussaufwärts in die Binnengewässer des Landesinneren. Sie wachsen weiter und werden dunkler. Benannt nach ihrem gelblichen Bauch erreichen sie als Gelbaale ihr drittes Entwicklungsstadium. Nach etwa 10 bis 20 Jahren – wobei auch schon 80-jährige Exemplare entdeckt wurden – verwandeln sie sich zum letzten Mal, nämlich in graue Blankaale mit silbrigem Bauch. Dann machen sie sich auf den 5000 Kilometer langen und letzten Weg ohne Nahrungsaufnahme gegen den Golfstrom zurück in die Sargassosee, um sich dort fortzupflanzen. Dazu vergrößern sich Flossen und Augen, sie nehmen keine Nahrung mehr zu sich, ihre Geschlechtsorgane bilden sich aus. In der Sargassosee laichen die Tiere ab und sterben. Während ihrer Wanderung müssen sich die Aale auch den erheblichen Änderungen in der Umgebungsosmolarität anpassen. Dabei kommt es zu Umwandlungen in den Kiemenepithelien der Tiere. Dieser Prozess wird insbesondere durch Prolaktin gesteuert, ein Hormon, das beim Menschen vor allem aufgrund seiner Wirkung auf die Milchdrüsensekretion bekannt ist. 2013 und 2017 wurden experimentelle Nachweise publiziert, denen zufolge Europäische Aale sich im Erdmagnetfeld orientieren können und folglich einen Magnetsinn besitzen.
Wanderroute des Europäischen Aals
