Die Apotheke der Natur
Heilpflanzen haben eine lange Tradition in der Medizin und werden seit Jahrhunderten zur Unterstützung der Gesundheit eingesetzt. Erste schriftliche Belege über die Anwendung von Heilpflanzen stammen aus Babylonien: Auf etwa 5.000 Jahre alten Tontafeln sind die Wirkungen von Thymian, Schlafmohn, Sennesblättern und anderen Heilpflanzen beschrieben. Andere Hochkulturen wie Ägypter, Griechen und Römer entwickelten die Pflanzenheilkunde weiter. Auch die Mönche im Mittelalter wussten die heilende Wirkung vieler Pflanzen zu schätzen. Die Klöster waren Zentren der Pflanzenheilkunde. In den Klostergärten wurden verschiedene Pflanzen und Heilkräuter angebaut, deren Nutzung teilweise bis in die Antike zurückgeht. Die natur- und heilkundige Universalgelehrte Hildegard von Bingen befasste sich unter anderem mit Religion, Medizin, Musik, Ethik und Kosmologie. Sie gilt allgemein als Person, die durch eigene Denkansätze neue Impulse setzte und damit einen umfassenden Blickwinkel ermöglichte. Hildegard von Bingen hatte zahlreiche Visionen, die nach ihrer eigenen Darstellung 1141 unwiderstehlich stark wurden. In diesem Jahr erlebte sie angeblich eine Erscheinung, die sie als Auftrag Gottes verstand, ihre Erfahrungen aufzuzeichnen. Während einer Synode in Trier bekam Hildegard 1147 schließlich vom damaligen Papst Eugen III. die Erlaubnis, ihre Visionen auch zu veröffentlichen. In den zweifellos ihr zuzuschreibenden Werken wird eine Schrift zur Naturkunde mit dem Titel „Liber subtilitatum diversarum naturarum creaturarum“ (Das Buch von den Geheimnissen der verschiedenen Naturen der Geschöpfe) erwähnt. Damit könnte die große Schrift über die Eigenschaften und Wirkungen von Kräutern, Bäumen, Edelsteinen, Tieren und Metallen gemeint sein, die später unter dem Namen Physica gedruckt wurde. Das Werk besteht aus neun Büchern, die nach dem Vorbild anderer Naturenzyklopädien der Zeit strukturiert sind und in der Natur anzutreffende belebte und unbelebte „Geschöpfe“ beschreiben. Hildegard beschreibt im ersten Buch „De Plantis“ (Über die Pflanzen), erstmals die medizinische Verwendung unter anderem von Ringelblume, Mariendistel und Arnika. Rund 3.000 Heilpflanzen sind bekannt, etwa 500 davon werden für die Herstellung von Arzneimitteln verwendet. Die Heilkraft der Natur wird beispielsweise in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), in der afrikanischen Heilkunde, in der Ayurveda oder in der europäischen Volksheilkunde angewendet. Tatsächlich gilt die indische Haritaki Frucht (Terminalia chebula) aufgrund ihrer breiten Palette an medizinischen Anwendungen als Königin der Pflanzen im Ayurveda. Die medizinischen Eigenschaften von Haritaki waren Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen. Die Haritaki Frucht wirkt entschlackend, vitalisierend, regenerierend und verjüngend. Sie ist extrem alkalisch und fängt die schädlichen freien Radikale und sauren Moleküle ab, außerdem trägt sie zur Steigerung der Gehirnfunktion bei. Weitere Anwendungsbereiche: Bluthockdruck, Erschöpfung/Mattigkeit, Schlafstörungen, Darmprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten, Zahnfleischentzündungen und mehr.
Aber auch in der westlichen Schulmedizin und Naturheilkunde spielen Heilpflanzen eine wichtige Rolle.
Die Top Ten unter den heimischen Heilkräutern
| Ingwer (Zingiber officinale) | Ingwer regt die Durchblutung, den Gallenfluss, die Speichel- und Magensaftbildung an. Die Wunderknolle hilft zudem bei der Verdauung und beugt dem Völlegefühl vor. Die Scharfstoffe im Ingwer wirken antibakteriell und entzündungshemmend und können sogar die Vermehrung von Krankheitserregern im Körper verhindern. |
| Kamille (Matricaria chamomilla) | Das Heilkraut schlechthin. Die Echte Kamille ist eine alte Heilpflanze, die innerlich als Tee und äußerlich in Bädern, Spülungen, Umschlägen und Salben angewendet wird. Kamille wirkt entzündungshemmend, antibakteriell, wundheilend und hilft bei krampfartigen Beschwerden des Magens |
| Pfefferminze (Mentha x piperita) | Pfefferminze wird aufgrund ihres kühlenden Effekts oft zur Linderung von Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen und Übelkeit eingesetzt. |
| Kurkuma (Curcuma longa) | Kurkuma ist eine der am häufigsten verwendeten Heilpflanzen in der traditionellen Medizin, insbesondere im asiatischen Raum. Der in der Pflanze enthaltene Wirkstoff Curcumin, weist starke entzündungshemmende Eigenschaften auf. Die Pflanze wird zur Unterstützung der Gelenkgesundheit eingesetzt und kann bei entzündlichen Erkrankungen wie Arthritis helfen. |
| Johanniskraut (Hypericum perforatum) | Wissenschaftlich belegte Anwendung für Johanniskraut-Extrakt: Depressive Verstimmung und Winterdepression aufgrund der Wirkung auf den Neurotransmitterstoffwechsel im Gehirn. Traditionell auch verwendet bei Bronchitis, das Öl bei Gicht und Rheuma. Ferner als Salbe zur Wundheilung und als Hautpflegemittel bei trockener Haut. |
| Kümmel (Carum carvi) | Kümmel ist besonders für seine verdauungsfördernden Eigenschaften bekannt. Die ätherischen Öle im Kümmel wirken krampflösend und können Blähungen, Magenkrämpfe und Völlegefühl lindern. |
| Echinacea (Echinacea purpurea) | Der Presssaft oder das getrocknete Kraut werden zur unterstützenden Therapie bei rezidivierenden Infekten, bei Erkältung und bei Atemwegs- und Harnwegsinfekten angewendet. Äußerlich zur Behandlung von Verletzungen, Geschwüren und Hautentzündungen. |
| Ringelblume (Calendula officinalis) | Die Ringelblume hat entzündungshemmende und antibakterielle Eigenschaften und wird oft bei Hautproblemen wie Verbrennungen, Wunden und Hautausschlägen eingesetzt. Sie fördert die Wundheilung und beruhigt gereizte Haut. |
| Salbei (Salvia officinalis) | Salbei hat entzündungshemmende und antiseptische Eigenschaften und wird häufig zur Linderung von Halsschmerzen, Entzündungen im Mundraum und zur Unterstützung der Verdauung verwendet. |
| Mispel (Mespilus germanica) | Dem heiligen Kraut der Druiden werden antikarzinogene Wirkungen (Krebserkrankungen), positive Effekte bei entzündlichen Gelenkerkrankungen, Bluthochdruck und die Verwendung als Herzstärkungsmittel nachgesagt. Wissenschaftlich belegte Anwendungen sind jedenfalls: Epilepsie, Keuchhusten, Durchfall und Herzrasen. Traditionell Wird Mispel verwendet zur Regulierung der Darmtätigkeit, zum Beispiel bei Durchfall, außerdem wird die Pflanze zur Blutreinigung und zur Fiebersenkung eingesetzt. |

Eine ganz besondere Heilpflanze ist das Kraut der Unsterblichkeit, oder der Fünfblättrige Ginseng (Gynostemma pentaphyllum). Es enthält über 100 Saponine, genannt Gypenoside oder Gynosaponin. Saponine wirken antibiotisch, d. h. sie hemmen das Wachstum von Bakterien oder Pilzen. Sie senken den Cholesterinspiegel. Die indische Heilpflanze reget das Immunsystem an und hilft als Antioxidans im Kampf gegen freie Radikale. G. pentaphyllum wird in der traditionellen chinesischen Medizin verwendet, um den Blutzuckerspiegel zu senken und die Leberfunktion zu schützen. Eine häufige moderne Indikation ist in China die Hyperlipidämie, eine erhöhte Konzentration des Cholesterins, der Triglyceride und der Lipoproteine mit Verschiebung des relativen Anteils der LDL- bzw. VLDL-Fraktion im Blut. Pflanzen der Gattung Terminalia, auch Myrobalanen genannt wie z. B. Terminalia arjuna, Terminalia bellerica, Terminalia catappa oder T. chebula gehören weltweit zu den am häufigsten in der traditionellen Medizin verwendeten Pflanzen. Viele Arten werden wegen ihrer antibakteriellen, antimykotischen, antiprotozoischen, antiviralen, durchfallhemmenden, schmerzstillenden, malariahemmenden, antioxidativen, entzündungshemmenden und krebshemmenden Wirkung verwendet. Einigen Arten werden zudem wundheilende und kardiovaskuläre Effekte zugeschrieben. Im Ayurveda gilt sie als Königin der Pflanzen.