Die Brüderschaft von Luxor
Die Hermetische Bruderschaft von Luxor trat 1884 zum ersten Mal in die Öffentlichkeit. Sie wurde aber wohl schon 1870 von dem polnischen Kabbalisten und Okkultisten Max Théon in London gegründet. Theon war zuvor in Kairo bei dem koptischen Magier und Okkultisten Paulos Metamon in Lehre. Die Lehren des Ordens bezogen sich stark auf die Sexualmagie von dem amerikanischen Arzt, Okkultist und Autor. Paschal Beverly Randolph, der auch den Ordo Templi Orientis (O.T.O.) unter Aleister Crowley beeinflusste. Randolph gilt als erster Rosenkreuzer in den Vereinigten Staaten. Die Hermetische Bruderschaft von Luxor war damals der einzige esoterische Orden, der praktischen Okkultismus in der westlichen Mysterientradition lehrte. Zu dieser geheimnisvollen Bruderschaft zählten im 19. Jahrhundert viele bekannte Persönlichkeiten des Okkultismus, Spiritismus und der Theosophie. Auch Helena P. Blavatsky (1831-1891), die Begründerin der Modernen Theosophie, war angeblich einst Mitglied des Ordens gewesen, zumindest aber soll sie Schülerin Max Theons gewesen sein. So könnte diese Bruderschaft durchaus eine Rolle gespielt haben, bei der Gründung der Theosophischen Gesellschaft. Unter den Mitgliedern des Ordens befanden sich jedenfalls viele Theosophen. Diese traten aus, als eine durch den australischen Forscher und Kritiker auf dem Gebiet der Parapsychologie, Richard Hodgson im Jahre 1884/1885 von der ebenfalls in London gegründeten Society for Psychical Research durchgeführte Untersuchung der paranormalen Phänomene rund um Helena Petrovna Blavatsky mit dem sogenannten Hodgson-Report endete, in dem diese als Betrügerin hingestellt wurde. Die Verbindungen des theosophischen Ordens mit der mysteriösen „Bruderschaft von Luxor“, über die Helena Blavatsky schrieb, sind unklar.
Auch wenn es dafür keine weiteren Belege gibt, i.st anzunehmen, dass die Hermetische Bruderschaft von Luxor ihr okkultes Wissen und die darin enthaltenen Gründungscharta, im Wesentlichen ableitete aus verschiedenen älteren Werken, wie etwa die eines Johannes Trithemius (1462-1516) oder etwa Agrippa von Nettesheim (1486-1535), wie auch von den Schriften des französischen Okkultisten Antoine Fabre d’Olivet (1767-1825) oder Éliphas Lévis (1810-1875). Ein geheimes System von Einweihungszeremonien stand im Mittelpunkt des Ordens. Es ähnelte den Riten der Rosenkreuzer oder Freimaurer, wie man diese zwischen dem Ende des 18. und dem Anfang des 19. Jahrhunderts in Europa praktizierte. Interessant ist das Wissensmaterial, das der Äußere Kreis der Bruderschaft in seinen Lehren verwendete. Ein Großteil seiner rituellen Arbeit ist sogar frei zugänglich, wie in dem Buch: »The Light of Egypt; or, The science of the soul and the stars« (deutsch: »Das Licht Ägyptens; oder, die Wissenschaft der Seele und der Sterne«) von Thomas H. Burgoyne. Einen wichtigen Teil dieses Buches bilden die Kapitel über Astrologie, Astrotheologie und Astralmythen, doch man findet darin auch Themen zu Symbolismus, Alchemie, wie auch Wissen über Talismane und Magie. Die darin enthaltenen Lehren, insbesondere die sogenannten »Tafeln von Aeth«, bildeten die Grundlagen des Studiums im Äußeren Kreis der Hermetischen Bruderschaft von Luxor.