Nimrod

Nimrod ist ein altorientalischer, im Tanach bzw. der Bibel und im Koran erwähnter Held und König.

Von manchen Forschern wird angenommen, Nimrod sei eine historische Person gewesen. In der Regel geht man jedoch davon aus, dass in dieser Figur unterschiedliche Mythen und historische Reminiszenzen verschmolzen sind. In der Bibel ist Nimrod in der Abstammungslinie über Noahs Sohn Ham und dessen Sohn Kusch ein Urenkel Noahs. Nach der biblischen Erzählung Gen 10,8–10 Lut und 1 Chr 1,10  war Nimrod „der Erste, der Macht gewann auf Erden“, also der erste Mensch, der zur Königswürde gelangte. Er wird außerdem als „gewaltiger Jäger vor dem Herrn“ charakterisiert. Die Frau des Nimrod ist in der rabbinischen Tradition Semiramis. 

Der Bibel zufolge führte Nimrod vom Kerngebiet seines Reiches, „Babel, Erech, Akkad und Kalne im Land Schinar“ (Gen 10,10 ), Eroberungszüge „nach Assur aus und erbaute Ninive, Rehobot-Ir, Kelach sowie Resen zwischen Ninive und Kelach“ (Gen 10,11–12).

Der Prophet Micha setzt in späterer Zeit Nimrod mit dem „Land Assur“ gleich (Mi 5,5). Die Versuche, ihn mit einer realen Herrscherperson zu identifizieren, waren jedoch erfolglos, so etwa mit Amenophis III., der als großer Jäger galt und sein Reich bis nach Mesopotamien ausdehnte. Édouard Lipiński identifiziert Nimrod mit dem babylonischen Hauptgott Marduk, Otto Procksch mit dessen Vorbild, dem Jagd- und Kriegsgott Ninurta, der dem Sternbild des Orion entspricht. Nach jüdischer Überlieferung war Nimrod der Gründer des assyrischen und babylonischen Reiches. Nach ihm soll die Stadt Nimrud am Tigris benannt worden sein. Nimrod gilt gewöhnlich als derjenige, der den Bau des Turm von Babel anregte, ein Sinnbild für die Selbstüberschätzung des Menschen gegenüber Gott die zum Niedergang führt. Das alte Babylon  wurde der Legende nach  von einem okkulten und satanischem System regiert, welches als Mysterium Babylon bekannt war. Der Turm zu Babel durch eine okkulte Technologie  errichtet. Er war ein interdimensionales Portals und Sternentor, welches interdimensionalen Wesen den Eintritt in unsere Welt erlaubte. Um dieses Wissen geheim zu halten, wurden Geheimgesellschaften gegründet, die das Wissen von Generation zu Generation weitergaben. 

Der islamischen Überlieferung zufolge war Namrūd ibn Kanʿān ein tyrannischer Herrscher, der sich als Gott verehren ließ. Im Koran wird er nicht namentlich genannt, doch gibt es mehrere Stellen, die in der Exegese auf ihn bezogen werden. Um zum Himmel emporzusteigen und den Gott Abrahams zu sehen, baute Namrūd in Babylon einen riesigen Turm, den Gott aber einstürzen ließ. Auf diesen Sachverhalt soll sich Sure 16:26 beziehen: „Schon die vor ihnen trieben Ränkespiele. Da kam Gott aber über ihren Bau von den Fundamenten her, so dass das Dach von oben her zusammenstürzte, und die Strafe erreichte sie von dort, wo sie es nicht vermuteten. Gott ließ eine Fliege durch die Nase in seinen Kopf (Stirnhöhle) fliegen. So wurde Namrūd 40 Tage gequält, bis er starb. In der Sure al-Anbiya (21:68–69) wird angenommen, dass er es war, der Abraham ins Feuer werfen ließ, der aber durch ein Wunder gerettet wurde. In Sure al-Baqara (2:258) soll er derjenige gewesen sein, der mit Abraham über Gott stritt, nachdem ihm das Königreich von Gott selbst gegeben worden war. Er schrieb sich die Eigenschaft Gottes zu, tot und lebendig machen zu können. Der Kirchenhistoriker Epiphanios Scholastikos (6. Jh.) bezeichnete Nimrod als den Erfinder der Magie, der Astrologie und der Pharmazie.

Der humanistische Staatstheoretiker Jean Bodin (1530–1596) sah Nimrod unter Bezugnahme auf Gratian als den ersten despotischen König der Weltgeschichte an (Sechs Bücher über die Republik, Buch 2,2). Die Gründung der menschlichen Gesellschaft und die Schaffung der Gesetzgebung sei zuerst durch Kain, nach der Flut durch Nimrod, „den viele Ninus nennen“ (4,1), erfolgt. Er habe sich durch Gewaltanwendung zum Herrscher von Assyrien gemacht. Sein Name bedeute „schrecklicher und mächtiger Herr“. Der britische Assyriologe George Smith (1840–1876) identifizierte Nimrod mit dem sumerischen Sagenkönig Gilgamesch; Archibald Henry Sayce (1845–1933) betrachtete ihn als Verkörperung des Gottes Marduk. Nach Ephraim Avigdor Speiser (1902–1965) lebt in der Figur die Erinnerung an Tukulti-Ninurta I. (1233–1197 v. Chr.) fort, der auch mit Ninos, dem sagenhaften Gründer von Ninive, identifiziert wird. Wolfram von Soden (1908–1996) sieht in dem biblischen Nimrod den sumerischen Gottkönig Ninurta.

Der israelische Bibelwissenschaftler Yigal Levin vermutet in dem Namen Nimrods eine Erinnerung an Naram-Sîn (2260–2223 v. Chr.), den Großkönig von Akkad. Die biblische Beschreibung Nimrods als erstem Herrscher der Weltgeschichte enthalte allerdings Reminiszenzen an dessen Großvater Sargon (ca. 2324/34–2279 v. Chr.), den Gründer der Dynastie von Akkade und des ersten zentral verwalteten Territorialstaates der mesopotamischen Geschichte.