Felsenkirchen von Lalibela
Das Dorf Lalibela, das auf 2500 m hoch oben in den Bergen im Norden Äthiopiens liegt, birgt so manches Geheimnis. Insgesamt elf Felsenkirchen wurden hier unterirdisch in den Felsen hinein gebaut! Jede Kirche besteht aus einem einzigen Stück Stein, sie ist also monolithisch.
Die nördliche Gruppe
- Bet Medhane Alem: die größte monolithische Kirche der Welt
- Bet Maryam: die älteste Felsenkirche von Lalibela
- Bet Golgotha: Grab von König Lalibela
- Bet Denagel
- Bet Maskal
Die westliche Gruppe
- Bet Giyorgis: die schönste Kirche, am besten erhalten
Die östliche Gruppe
- Bet Amanuel: ehem. Hofkapelle
- Bet Abba Libanos
- Bet Gabriel-Rufael: ehem. Königspalast
- Bet Merkorios: vorher ein Gefängnis
- Bet Lehem
Der Legende nach symbolisieren die Kirchen das „himmlische Jerusalem“. Lalibela ist ursprünglich der Name des Königs der Zagwe-Dynastie (1000 – 1270), der von 1185 bis 1211 regierte und seinen Geburtsort, der vorher Roha hieß, zur Residenzstadt gemacht hatte. König Lalibela hat angeblich die Tempel in Auftrag gegeben, um eine Art Jerusalem nachzubauen, da zu dieser Zeit das Pilgern nach Jerusalem unmöglich war. Historisch belegt ist: Prinz Lalibela, lebte von 1160 bis 1185 in Jerusalem. Nach seiner Rückkehr eroberte er den Thron und begann mit dem Kirchenbau. Bis heute rätselt man, wer seine Baumeister waren: Verfolgte Kopten aus Ägypten oder vielleicht Tempelritter, jene Kreuzfahrer, die auch durch ihre Bautradition bekannt wurden? Lalibela könnte sie aus Jerusalem mitgebracht haben. Ein mögliches Indiz dafür ist die St.-Georgs-Kirche. Sie wurde in Form eines Templerkreuzes angelegt. Auf ihrem ebenerdigen Dach wird diese Form durch drei ineinander verschachtelte Kreuze dargestellt.
Bis heute ist unklar, wie lange es gedauert hat, die Kirchen zu bauen. Der Überlieferung nach wurden alle Gotteshäuser innerhalb von 24 Jahren erschaffen. Archäologen gehen eher von 120 Jahren Bauzeit aus.

Die Kirchen sind monumentale Gebäude, die mit großer Präzision aus einem einzelnen Felsblock herausgearbeitet wurden. Die einzelnen Kirchen sind durch ein Labyrinth von Felsdurchbrüchen, Tunneln, Korridoren und Brücken miteinander verbunden. Die roten Tuffsteingebilde erreichen eine Höhe von bis zu zehn Metern. „Jede Kirche besteht aus drei Teilen. Zum einen der Priesterbereich. Dann der zweite Bereich, wo die heilige Messe stattfindet. Und der dritte ist der allerheiligste Raum, wo ein kunstvoller Nachbau der Bundeslade steht. In jeder Kirche steht eine solche Replika der Bundeslade. Die echte Bundeslade mit den Steintafeln, die die zehn Gebote enthalten, soll in Aksum stehen. Für die täglich stattfindende Liturgie werden uralte von den Priestern verwahrte Handschriften und Bibeln hervorgeholt und gelesen. Sie sind in Ge’ez geschrieben, einem der ältesten Alphabete der Welt. Einige der Bibeln sind angeblich so alt wie die Felsenkirchen selbst. In der Beta- Maryam-Kirche gibt es eine verhangene Säule, auf der die Zukunft der Welt geschrieben steht – lesen darf sie jedoch Niemand. Mehrere Kirchen haben unterirdische Gewölbe, zu denen die Eingänge verschüttet worden sind. König Lalibela selbst ist in der Betoa- Golgotha-Kirche begraben. Der Sand auf seiner Grabstätte soll Krankheiten heilen.