Der Schatz des chinesischen Kaisers

Terrakotta-Armee

Das Mausoleum Qín Shǐhuángdìs liegt in Zentralchina, etwa 36 Kilometer nordöstlich von Xi’an, der Hauptstadt des ehemaligen Königreiches Qin, an der Linma-Straße. Es ist eine frühchinesische Grabanlage, errichtet für den ersten chinesischen Kaiser Qín Shǐhuángdì.  Mit dem Bau wurde im Jahr 246 v. Chr. begonnen, und der Kaiser wurde im Jahre 210 v. Chr. darin beigesetzt. Die Grabanlage ist  vor allem bekannt für ihre großen Soldatenfiguren, die sogenannte Terrakotta-Armee.  Die Fläche des kompletten Mausoleums beträgt ganze 56 km².  Bis heute ist etwa ein Viertel der gesamten Anlage komplett freigelegt worden. Der Grabhügel selbst ist archäologisch unangetastet. Bis heute kann nur gemutmaßt werden, was er enthält. Er soll aber mit seltenen Artefakten und wunderbaren Schätzen befüllt sein. Die Geschichte wird so erzählt: Bauern stießen vor 50 Jahren auf einem unscheinbaren Feld in der chinesischen Provinz Shaanxi auf diese Stätte, die sich später als eine der bedeutendsten archäologischen Entdeckungen aller Zeiten herausstellte. Beim Graben fanden sie Fragmente einer menschlichen Figur aus Ton. Weitere Ausgrabungen zeigten, dass man sich über einer Reihe von Gruben befand, die mit Tausenden von lebensgroßen Terrakottamodellen von Soldaten und Kriegspferden bestückt waren. Dazu Nachbildungen von Akrobaten, wichtigen Beamten und anderen Tieren. Die Mission dieser Armee, so vermutet man, ist die Bewachung des nahe gelegenen Mausoleums von Qín Shǐhuángdì. Obwohl man bereits große Teile der Nekropole erforscht hat, blieb eines bis heute verschlossen: das Grab des Kaisers selbst. Seit mehr als 2.000 Jahren hat deshalb wahrscheinlich niemand mehr einen Blick in das Grab geworfen. Grund für die Vorsicht der Archäologie-Expert*innen sind unter anderem Befürchtungen, dass sich darin tödliche Sprengfallen befinden könnten. Der chinesische Historiker Sima Qian verfasste etwa 100 Jahre nach dem Tod des Kaisers einen Bericht, in dem er mögliche Sprengfallen im Inneren des Grabes beschrieb. Er beschrieb in seinem von 109 bis 91 v. Chr. geschriebenen Werk Shiji die Grabhalle Qin Shihuangdis,  folgendermaßen:

Der Erste Kaiser] ließ den Gelben Fluss, den Jangtse und die Ozeane aus Quecksilber nachbilden; ein Mechanismus ließ das Quecksilber umherfließen. Die Decke wurde von den Konstellationen des Himmels geschmückt, der Boden mit einer Darstellung des Landes. Die Lampen wurden mit Tran gefüllt, der besonders lange brennen sollte.

Eine weitere Angst, die eine Öffnung des Grabes so schwierig macht, sind mögliche Schäden dadurch. Die Terrakotta-Armee und der Grabkomplex von Qin Shi Huang gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe und zählen zu den bedeutendsten archäologischen Entdeckungen der Geschichte. Es wird aber befürchtet, dass die Öffnung große Schäden an der Anlage anrichten würde.  

Weitere potenzielle Risiken rund um den archäologischen Fund:

  • Konservierung: Man ist besorgt über die Erhaltung der Artefakte und der Struktur des Grabes. Sobald es geöffnet wird, könnte der Kontakt mit Luft und Licht die wertvollen Objekte darin schnell beschädigen.
  • Technologie: Es wird angenommen, dass die derzeitige Technologie noch nicht ausgereift genug ist, um die Grabkammer sicher zu öffnen und die darin befindlichen Schätze und Informationen zu bewahren.
  • Kultureller Respekt: Es gibt auch kulturelle und spirituelle Überlegungen. Das Grab von Qin Shi Huang gilt als eine heilige Stätte, und einige glauben, dass es aus Respekt vor dem Kaiser und den Traditionen unangetastet bleiben sollte.

Man erwägt gegenwärtig Untersuchungen mittels nicht-invasiver Techniken. Eine Idee ist die Nutzung von Myonen. Dabei handelt es sich um das subatomare Produkt kosmischer Strahlung, das mit Atomen in der Erdatmosphäre kollidiert ist und wie ein Röntgenstrahl durch Strukturen hindurchsehen kann. Eine Untersuchung mit Sonar- und Computertechnik aus dem Jahr 2020 ergab allerdings, dass die Quecksilberkonzentration in der Umgebung des Grabes deutlich höher war als erwartet. „Hochflüchtiges Quecksilber entweicht möglicherweise durch Risse, die sich im Laufe der Zeit in der Struktur gebildet haben. Die Untersuchung stützt jedenfalls die Aufzeichnungen alter Chroniken über das Grab, von dem angenommen wird, dass es nie geöffnet/geplündert wurde“.

Chinesische Archäologen wollen das Grab trotzdem später  öffnen.