Der Schatz des Milliardärs

Der amerikanische Kunst- und Antiquitätenhändler Forrest Fenn,  der eine mit Goldmünzen, Juwelen und anderen wertvollen Sachen gefüllte Truhe 2010 in den Rocky Mountains versteckte, gab am 6. Juni 2020 bekannt: Der Goldschatz wurde gefunden, doch die Geschichte ist interessant. Forrest Fenn, versteckte im Jahre 2010 eine antike Schatzkiste (16. Jhd.), gefüllt mit 20 Pfund (ca. 9 kg) Goldmünzen, Männer-faustgroßen Gold-Nuggets, 250 Rubinen, Smaragde, Ceylon-Saphire, Diamanten, zwei handgeschnitzte chinesische Jade Masken und eine Flasche die Fenns Autobiographie enthielt, in der Wildnis der Rocky Mountains. Die Schatztruhe besteht aus Bronze mit Holzverkleidung und einem verschließbaren Frontverschluss. Laut Fenn wiegt sie etwa 10,0 kg und misst 250 mm × 250 mm × 130 mm. Die Truhe zeigt Szenen und Reliefs mit Rittern, die auf Leitern Mauern erklimmen, und Jungfrauen darüber, die Blumen auf sie werfen.Noch im April 2018 sagte Fenn in einem Interview einem Journalisten, er habe die Schatzkiste nicht vergraben, sondern versteckt. Der Inhalt der Kiste soll einen Schätzwert von von ein bis drei Millionen US-Dollar haben. Der Finder darf den Schatz behalten. Vermutungen die Schatzstory könnte erfunden sein, widerspricht Douglas Preston, ein Bestsellerautor der New York Times und guter Freund von Fenn. Preston behauptet er habe den Inhalt der Truhe gesehen und sie in seinen eigenen Händen gehalten, bevor sie versteckt wurde. Es gibt nur ein einziges Bild der Schatztruhe. Es handelt sich um eine 10 mal 10 Zentimetern große, 10 Kilogramm schwere Metallkiste aus Bronze. Gefüllt hat sie ein Gewicht von ca. 20 Kilo. In Fenns Kurzbiografie aus dem Jahr 2010 „The Thrill of the Chase“, übersetzt: „Der Nervenkitzel der Jagd“, ist ein Gedicht mit insgesamt neun Hinweisen zum Aufenthaltsort des Schatzes enthalten:

Weitere Suchhilfen finden sich in Fenns Ende 2013 veröffentlichtem Buch „Too far for walk“, übersetzt: „Zu weit zum Laufen“, welches eine Trovecy-Karte der Umgebung des Schatzes enthält. Als Fenn den Schatz versteckte, war er 79 Jahre alt und hatte eine langwierige Krebserkrankung hinter sich. Fenn hat im Jahr 2010 als er die Schatztruhe versteckte nachweislich nur zwei Reisen unternommen — beide in den Norden von Santa Fe. Auf seiner ersten Reise hatte er nur die Schatztruhe dabei, die er vom Auto alleine zum Versteck trug. Auf seiner zweiten Reise hat er die Truhe dann befüllt. Er selbst beschreibt dies mit den Worten, er habe zwei Nachmittage gebraucht um den Schatz zu verstecken.

Fenn kann den Schatz an einem von drei Örtlichkeiten versteckt haben.:

  1. Privateigentum
  2. Indianer-Stammesland
  3. öffentliches Land

Es ist höchst unwahrscheinlich, das Fenn von einem privaten Grundstückbesitzer die Erlaubnis erbeten hat, auf dessen Land seinen Schatz zu verstecken. Daher scheidet diese Möglichkeit wohl aus. Die zweite Möglichkeit war ebenfalls sehr unwahrscheinlich, denn die meisten Stammesgebiete waren den indigenen Bewohnern heilig und für Außenstehende tabu. Fenn hatte zwar Mitte der 1980er-Jahre südlich von Santa Fe selbst eine prähistorische Pueblo-Stätte, bekannt als San Lazaro gekauft und auf dem Gelände jahrzehntelang Ausgrabungen durchgeführt. Doch kam dieser Ort als Schatzversteck nicht infrage, da Fenns Hinweis „Das Schatzversteck steht in keiner Beziehung zu einem Bauwerk von Menschenhand“. dagegen spricht. Bleibt nur die letzte Möglichkeit „öffentliches Land“. In den USA sind die meisten öffentlichen Flächen (z.B. Nationalparks) für Besucher zugänglich. Nachdem die Schatztruhe versteckt war, gab Fenn in den Jahren danach noch zahlreiche Hinweise zum Schatzversteck:

  • Das Schatzversteck befindet sich nicht in Nevada, Idaho oder Kanada.
  • Das Schatzversteck liegt nicht in der Nähe des Rio Grande.
  • Das Schatzversteck befindet sich nicht auf einem Friedhof.
  • Das Schatzversteck steht in keiner Beziehung zu einem Bauwerk von Menschenhand
  • Das Schatzversteck befindet sich nicht in einer Mine oder einem Tunnel.
  • Das Schatzversteck befindet sich nicht auf einem Berggipfel.
  • Es ist nicht notwendig steile Abhänge hinauf oder hinabzuklettern um die Schatztruhe zu bergen.
  • Die Schatztruhe ist nicht vergraben, sondern nur versteckt.
  • Es ist nicht notwendig große Steine zu bewegen, um die Schatztruhe zu bergen.
  • Die Schatztruhe ist nass
  • Die Schatztruhe befindet sich nicht im Wasser.

Im Gesamtkontext ergaben die Hinweise aus seinem Gedicht ein deutliches Bild. Um den Schatz zu finden, mussten nicht nur die Hinweise aus Fenns Gedicht entschlüsselt werden, sondern auch in die richtige Reihenfolge gebracht werden. Auch aus seinen Erzählungen lassen sich bestimmte Schlussfolgerungen ableiten. Fenn hat z.B. erzählt er sei von seinem Wagen aus mit der Schatztruhe eine Schlucht hinabgegangen. Als er sich neben einer hohen Felswand ausruhte, konnte er einen Wasserfall, hören, der in einen Bach hinter ihm fiel. Das Schatzversteck befindet sich wahrscheinlich in der Nähe eines Wasserfalls. Dafür spricht auch sein Hinweis die Schatztruhe sei nass, aber nicht im Wasser. Wenn er sie im Gischt Bereich eines Wasserfalls oder vielleicht in einer Höhle hinter einem Wasserfall versteckt hat, kann sie nass sein ohne im Wasser zu stehen. Damit Gischt entsteht, muss der Wasserfall aber aus großer Höhe herabfallen. Da Fenn sich in einer Schlucht befand, als der Wasserfall zu hören war, ist auch diese Schlussfolgerung plausibel.

Hinweise zur Schatzsuche

Fenn schrieb in Strophe 7 seines Gedichts: „Not far, but too far to walk„, übersetzt: Nicht weit und doch zu weit zum Laufen. Das er sein Buch genauso genannt hat, zeigt die Bedeutung dieser Strophe. Möglicherweise liegt das Schatzversteck nicht allzu weit entfernt von seinem Wohnort. Deshalb sollte man die Theorie das Fenn die Schatztruhe in seiner Heimat New Mexiko versteckt hat., näher untersuchen. Für diese Theorie sprechen außerdem mehrere Indizien. Nevada, Idaho oder Kanada scheiden nach den Hinweisen von Fenn als Schatzversteck aus. Bleiben New Mexiko. Colorado, Wyoming und Montana. Durch alle diese Bundesstaaten verlaufen die Rocky Mountains. Doch Montana liegt mehr als eine Tagesreise (ca. 16 Stunden) von Santa Fe entfernt. Und Wyoming liegt auch nicht gerade in der Nähe . Um von Santa Fe aus Wyoming zu erreichen, benötigt man auch eine knappe Tagesreise (ca. 10 Stunden ). Es ist unwahrscheinlich das Fenn so weite Reisen unternommen hat, um die Schatztruhe zu verstecken. Bleiben noch Colorado und New Mexiko. Von diesen beiden Bundesstaaten erscheint New Mexiko am wahrscheinlichsten. Fenn hat erzählt, das er den Ort des Schatzverstecks nicht spontan ausgewählt hat, sondern schon viele Male vorher dort gewesen sei. Aus der Biografie von Forrest Fenn weiß man, dass Fenn in New Mexiko im Nationalpark Cimarron Canyon früher oft braune Forellen gefischt hat. Das könnte die »Heimat von Braun« sein, die im Gedicht in Strophe 8 beschrieben wird. In Strophe 9 findet sich ein weiteres Indiz. er schrieb: „Von dort ist es kein Ort für Zahme“. Die Gegend im heutigen Nationalpark Cimarron Canyon war kein Ort für Friedsame, sondern einer für Outlaws: »Hier haben sich vor hundert Jahren Gangster wie Billy the Kid versteckt. Cimarron aus dem Spanischen übersetzt bedeutet: „ungezähmt“ und war seinerzeit einer der gefährlichsten Orte des Wilden Westens.

Einer der Hinweise Fenns lautet: „Das Schatzversteck befindet sich in den Rocky Mountains nördlich von Santa Fe. Es liegt auf einer Höhe zwischen 1.500 und 3.100 Meter über dem Meeresspiegel“. Damit stellt Fenn selbst klar, dass er die Schatztruhe im Gebirge versteckt hat. Fenn hat in seinem Buch öfters einen Taos Montain erwähnt. Damit könnte er den Wheeler Peak, den höchsten Berg im Norden New Mexicos gemeint haben. Der Berg hieß in früheren Zeiten Taos Peak nach Taos Pueblo und dem Ort Taos. Der Berg ist Teil der Sangre de Cristo Mountains einem Teilgebirgszug der Rocky Mountain. Gegen die Gegend am Wheeler Peak spricht aber der Hinweis von Fenn „beginne wo warme Wasser halten“. Fenn hat diesen Hinweis als den wichtigsten bezeichnet, um den Schatz zu finden. Mit warm Water ist offensichtlich eine Thermalquelle gemeint, von denen es nördlich von Santa Fe zahlreiche gibt. Das Wort halten deutet auf ein nicht fließendes Gewässer hin. Fenn fügt diesem Hinweis auch später hinzu, dass die Wasser nicht von einem Damm gehalten werden. Wahrscheinlich scheidet die Gegend um den Wheeler Peak aber aus, denn dort sind keine Thermalquellen bekannt. Fenn hat aber auch gesagt man solle das Schatzversteck nicht in der Nähe des Rio Grande suchen. Dieser Fluss entspringt in den Rocky Mountains in Colorado und fließt durch New Mexiko ca. 70 km südlich von Taos Richtung Albuquerque, der größten Stadt New Mexikos. Das lässt die Vermutung zu, das eine Suche östlich des Rio Grande vielleicht erfolgreich sein könnte. Auf etwa dem gleichen Breitengrad  wie der Wheeler Peak, ca. 20 Km weiter östlich liegt der Nationalpark Cimarron Canyon. Der Cimarron River durchfließt den Park in einer engen, bewaldeten Schlucht. Dort gibt es zahlreiche Wasserfälle. Einer der schönsten Wasserfälle ist der 30 m hohe Maverick Fall. Der Wasserfall liegt ca. 1,2 Km vom Highway 64, der den Park durchquert, entfernt und ist über eine geschlossene Jeepstraße zu Fuß zu erreichen. Unterhalb des Wasserfalls befindet sich eine Höhle, die als Schatzversteck herhalten könnte. Alte geologische Karten verweisen auch auf den ehemaligen Standort einer heißen Quelle im Nationalpark Cimarron Canyon, die heute trocken ist. Der Hinweis, wo warme Wasser halten könnte auch in diesem Sinne gemeint sein. Vielleicht sollte man in dieser Richtung weiter recherchieren. Im Nationalpark war Fenn jedenfalls öfters um Forellen zu fischen. Finde die trockene Quelle und du findest vielleicht den Schatz.

 Am 6. Juni 2020 wurde von Fenn bestätigt, dass der Schatz gefunden worden sei. Der Mann, der den Schatz gefunden hat, möchte anonym bleiben.  Der Fund sei durch ein Foto der gefundenen Kiste bestätigt, das der Schatzjäger ihm geschickt habe. Die Identität des Finders, das Foto und der Fundort des Schatzes wurden nicht preisgegeben. Der Finder der Schatzkiste, Jack Stuef, ein 32-jähriger Medizinstudent veröffentlichte seine Identität erst im Dezember 2020, ein halbes Jahr nach dem Fund. Stuef gab auch bekannt, dass zwei kleine Gegenstände, die in der Vorabwerbung erwähnt wurden, in der Truhe fehlten: ein kleiner goldener Frosch an einer Halskette und ein spanischer Smaragdring, der in San Lazaro gefunden wurde . Als Stuef Forrest über die fehlenden Gegenstände informierte, fand dieser den Frosch in seiner Sammlung und überreichte ihn Stuef. Den fehlenden Smaragdring konnte Forrest  jedoch nicht finden.

Fünf Menschen verunglückten tödlich bei der Suche nach dem Schatz. Der letzte Verunglückte Michael Wayne Sexson (53) aus Deer Trail, Colorado , wurde am 21. März 2020 von Rettungskräften tot aufgefunden. Dies veranlasste den Chef der New Mexico State Police , Pete Kassetas, Fenn öffentlich zu bitten, die Schatzsuche zu beenden. Kurz darauf im Juni 2020 wurde der Schatz angeblich gefunden. 10 Jahre  suchten unzählige Schatzsucher nach dem Schatz ohne ihn zu finden. Und jetzt plötzlich wenige Monate nachdem  Fenn von den Behörden gebeten worden war, die Schatzsuche zu beenden, wird der Schatz gefunden.  Ein seltsamer Zufall.

Gab es den Schatz wirklich, wurde er gefunden oder liegt er noch irgenwo in Wyoming. Fragen die Forrest Fenn nicht mehr beantworten kann. Er starb wenige Monate nach dem Fund seines Schatzes, am 7. September 2020, im Alter von 90 Jahren. Jack Stuef selbst schweigt.