George Ripley

George Ripley (* um 1415; † 1490) war einer der bedeutendsten englischen Alchemisten.

Er widmete sich der Naturforschung und der Alchemie. Um seine Kenntnisse zu erweitern, unternahm er lange Reisen nach Frankreich, Deutschland und Italien. Als er im Jahr 1478 nach England zurückkehrte, behauptete er, im Besitz der Rezeptur zur Herstellung des Steins der Weisen zu sein, der unter anderem auch das Goldmachen ermöglichen sollte. In seinem wichtigsten Werk The Compound of Alchemy  (1471) beschreibt Ripley dann in bilderreichen aber rätselhaften Versen die 12 Stufen (The Twelve Gates) des alchemistischen Weges zur Bereitung des Steins der Weisen.

Rotulum hieroglyphicum

Die Ripley Rolle ist ein fast fünfeinhalb m langes Manuskript, das angeblich das Geheimnis von der Herstellung des Steins der Weisen beschreibt. Die Schriftrolle enthält zahlreiche mystische Symbole und alchemistische Zeichen, deren genaue Bedeutung unbekannt ist. Die Rolle ist nach Georg Ripley benannt, einem mittelalterlichen Kanoniker, der behauptet den Stein der Weisen gefunden zu haben. In der ersten Szene (siehe Links) sinniert ein bärtiger Alchemist unter einer lateinischen Inschrift, die mit den Worten beginnt „Der geheimnisvolle Stein liegt in einer verborgenen Quelle„. Der Alchemist hält einen Alchemisten Kolben mit einer Kröte1, über einen Ofen. Die Schrift auf den Armen des Kolben ermahnt ihn: Wasser aus Erde, Erde aus Luft, Luft aus Feuer und Feuer aus Erde zu machen2.   Die acht Rundbilder stellen die Phasen dar, die notwendig sind, um den weißen Stein herzustellen, wobei Mercurius und Sulphur miteinander verschmelzen. Nach Elias Ashmole (englischer Alchemist), zog Ripley 1471 alle seine früheren Schriften mit der Begründung zurück, erst jetzt das Geheimnis des wahren Steins der Weisen (Lapis Philosophorum) erkannt zu haben. In Ripleys weisem Wasser ist ein mineralisches Salz, das sogenannte geheime Salz der Alchemisten, enthalten. Dieses Salz, auch genannt flüchtige weiße Lilie, flüchtiger weißer Adler oder Drache, wird destilliert aus der schwarzen Magnesia, der Steinkohle. Die Steinkohle wird calciniert und zur Dicke eines Gummis (Steinkohleteer) verdampft. Der Steinkohlenteer, eine zähflüssige schwarze Masse, die einen unangenehmen Geruch verströmt, wurde von den Alchemisten Menstruum foetens genannt. Aus ihr scheidet sich zunächst ein weißes Wasser, der Mercurius Universalis ab. Aus diesem Wasser, oder Lac virginum (Jungfernmilch) der Adepten (= Ammoniakwasser) stellen die Alchemisten ihr geheimes Salz her. Nach Ripley sind im schwarzen Öl der Steinkohle drei Substanzen enthalten: (1) ein weißes Wasser, das Lac virginum der Adepten. (2) die Aqua ardens, die angezündet wie gewöhnlicher Weingeist brennt. (3) ein rotes Öl, das Blut des grünen Löwen der Adepten. In der Alchemie wurden Lösungsmittel, die Gold lösen konnten, als „Grüner Löwe“ oder „Grüner Drache“ bezeichnet. Derartige Flüssigkeiten standen am Anfang des „großen Werkes“, der Herstellung des „Steins der Weisen“. In einer Darstellung aus dem Rosarium Philosophorum (siehe Blild rechts unten) frißt der grüne Löwe die Sonne, den philosophischen Sulphur, und das Blut, der philosophische Mercurius, rinnt herunter, womit die Läuterung der prima materia beginnt. Ein grüner Löwe  ist auch auf der „Tabula Smaragdina“ abgebildet. Ripley soll den Johanniterrittern für ihren Kampf zur Verteidigung ihres Ordenssitzes auf Rhodos gegen die belagernden Osmanen angeblich jährlich 100.000 Pfund (ca. 45 t) Sterling geschenkt haben, was als Beweis dafür herangezogen wird, das er die geheime Kunst der Goldherstellung beherrscht und folglich im Besitz des Steins der Weisen gewesen sei.

George Ripleys Vision aus dem Buch „Die zwölf Tore“ (The twelve Gates)

  1. Als ich eines Nachts mit meinem Buch beschäftigt war
  2. Erschien die hier beschriebene Vision vor meinem trüben Blick
  3. Ich sah eine rötliche Kröte; sie trank den Rebensaft so schnell,
  4. Dass ihre Gedärme, mit Brühe überladen, ganz zerbarsten:
  5. Und danach trat aus ihrem vergifteten Leib ihr Gift hervor,
  6. Aus Leid und Schmerz darüber begannen all ihre Glieder anzuschwellen:
  7. Mit Tropfen vergifteten Schweißes näherte sie sich so ihrem geheimen Lager
  8. Und färbte mit Wolken rauchiger Luft ihre Höhle ganz weiß;
  9. Und daraus kam nach einer Weile ein goldener Saft hervor,
  10. Dessen von oben herabfallende Tropfen den Boden mit rötlicher Farbe befleckten.
  11. Und als ihrem Leib die Kraft des Lebensatems zu schwinden begann,
  12. Nahm die sterbende Kröte die schwarze Farbe der Kohle an:
  13. So ertrank sie in den eigenen Strömen der vergifteten Flut;
  14. Vierundachtzig Tage lang stand sie verfaulend da,
  15. Dann wollte ich versuchen, dieses Gift auszutreiben;
  16. Zu diesem Zweck übergab ich ihren Kadaver einem sanften Feuer:
  17. Als das geschehen, wurde – wunderbar anzusehen und zu hören –
  18. Die Kröte auf jeder Seite von seltsamen Farben durchbohrt;
  19. Und das Weiße erschien, als alle anderen Farben verschwunden waren:
  20. Nachdem es sich rötlich verfärbt hatte, blieb es auf immer bestehen.
  21. Dann bereitete ich aus dem so behandelten Gift eine Medizin,
  22. Die das Gift tötet und jene heilt, welche durch Zufall Gift genommen haben.

1): Die Kröte ist das Gold, Die Kröte trank den Rebensaft: Diese Flüssigkeit nennen die Alchemisten auch ihr Wasser, Aqua Ardens, aber am häufigsten nennen sie es ihren Mercurius. 2): Erde (sichtbarer Zustand) und Feuer (verborgener Zustand) sind der Sulphur der Alchemisten und Wasser (sichtbarer Zustand) und Luft (verborgener Zustand) sind der Mercurius. Sal ist die Quintessenz, vergleichbar dem Äther.