Zealandia

Zealandia ist eine größtenteils unter Wasser liegende Scholle aus stark gedehnter kontinentaler Erdkruste im südwestlichen Pazifischen Ozean.. Der sogenannte 8. Kontinent galt lange Zeit als Mythos und wurde nicht selten mit dem mysteriösen Atlantis in Verbindung gebracht. Belegbare Funde wurden dort aber bisher nicht gemacht.

Topographie von Zealandia.

Zealandia wird auch als New Zealand Continent bezeichnet. Zealandia erstreckt sich über eine Fläche von 4,9 Millionen Quadratkilometern von Neukaledonien im Norden über das Challenger Plateau und Neuseeland bis zum Campbell Plateau mit den Inseln Auckland Islands und Campbell Island im Süden und der Chatham Rise mit den Chatham Islands im Osten. Von Zealandia liegen 94 % unterhalb des Meeresspiegels. Die topographisch höchsten und damit oberhalb des Meeresspiegels liegenden Gebiete dieser Scholle sind die beiden Hauptinseln Neuseelands (Nordinsel und Südinsel) sowie Stewart Island, die Chathaminseln, Neukaledonien und ein paar kleinere Inseln. Zu den größten unter dem Meeresspiegel liegenden Erhebungen gehören die Lord Howe Rise, das Challenger Plateau, das Campbell Plateau, die Norfolk Ridge und die Chatham Rise.

Vor 125 bis 400 Millionen Jahren, als der heutige Teil Zealandias noch Teil Gondwanas war, bewegte sich die Pazifische Platte in Richtung der östlichen Grenze Gondwanas. Sedimentschichten wurden angehoben und zu Gebirgen aufgeworfen. Vor etwa 125 Millionen Jahren kehrte sich der Prozess um und die Platten divergierten für rund 100 Millionen Jahre. Zealandia spaltete sich vom australischen Kontinent ab, die Tasmansee entstand, und die Erdkruste wurde gestreckt. Während der Seeboden der Tasmansee sich später hob, senkte sich der östliche Teil, Zealandia, ab und versank überwiegend im Ozean. In der Curio Bay einer kleine Bucht im Südosten der Südinsel Neuseelands bilden versteinerte Baumstämme einen versteinerten Wald. Die Bäume waren verwandt mit modernen Kauri-Bäumen und Araukarien und wuchsen im Jura, also noch vor der Trennung Zealandias von Gondwana. Der Wald wurde von vulkanischen Schlammströmen überdeckt und liegt heute  wieder an der Erdoberfläche, freigelegt von der Erosion durch die Meeresbrandung.  Während der letzten Eiszeiten muss ein größerer Teil Zealandias über der Meeresoberfläche gelegen haben als es heute der Fall ist. Darauf belegt der Fund eines Säugetier-Kiefers in der Gegend von Otago auf der Südinsel von Neuseeland  hin.

Die Anerkennung Zealandias als offizieller 8. Kontinent steht noch aus, denn die Scholle ist nicht nur dünner als die bekannten Kontinente, sie ist nach bisherigen Berechnungen vor allem sehr viel jünger. Fast alle Kontinente verfügen über mindestens ein sogenanntes Kraton, einen Kern aus urzeitlichem Gestein. Dieser geologische Nukleus ist der älteste Teil der Landmasse und bildet die stabile Basis, auf der der Rest des Kontinents aufbaut. Ein Kraton ist meist mehrere Milliarden Jahre alt, der älteste bisher gefundene Teil der kontinentalen Kruste Zealandias konnte aber nur auf etwa 500 Millionen Jahre datiert werden – für geologische Verhältnisse ist das sehr jung. Das wirft die Frage auf: Wenn Zealandia ein Kontinent ist, warum scheint es kein Kraton zu geben?  Die älteste Kruste Zealandias hat sich erst vor circa 500 Millionen Jahren gebildet, als die Landmasse den Rand des Superkontinents Gondwana darstellte. Zwar kann man Zealandia auch älteres Gestein – unter anderem Teile des Erdmantels, die um die 2,7 Milliarden Jahre alt sind – zuordnen, doch eine ausreichend alte Erdkruste konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Die Wissenschaftler  wurden jedoch auf einen breiten Gürtel entlang der Ostküste der südlichen Inseln Neuseelands aufmerksam: Zirkone aus diesem Gebiet stammten von einem Ausgangsgestein, für das ein Alter von 1,3 Milliarden Jahren ermittelt werden konnte. In dieser Phase der Erdgeschichte schoben sich die Landmassen der Erde in Zeitlupe aufeinander und formierten den Superkontinent Rodinia. Das war der zweite Superkontinent.  Er entstand im Präkambrium  vor etwa einer Milliarde Jahren und zerfiel vor etwa 700 Millionen Jahren. Bei diesem Zerfall Rodinias soll heißes Gestein aus dem tieferen Erdmantel an die Oberfläche gestiegen sein, das sich zu der Platte zusammenschloss, die heute unter Neuseeland liegt: das kratonische Fundament, auf dem später Zealandia wuchs. Die Zirkone geben außerdem Hinweise auf eine mögliche Abspaltung Zealandias von seinem Mutter-Superkontinent.