Lapis Philosophorum
In dem im Altar einer Kirche in Erfurt gefundenen „Manuskript der Fraternität vom Rosenkreuz über den Stein der Weisen“ steht geschrieben, dass der Lapis Philosophorum aus Metallen, von Metallen und durch Metalle gemacht werden müsse. Die Alchemisten weisen unmissverständlich darauf hin, dass der metallische Sulphur, der wahre Goldschwefel, der rote Löwe (IGNIS) aus dem Gold zu ziehen ist. Im chemischen Sinne muss im alchemistischen Scheidungsprozess, zunächst der Mercurius aus dem Gold extrahiert und konzentriert werden. Dann muss dieser Mercurius mit dem Sulphur des Goldes durchtränkt und durch das Salz stabilisiert werden. Die hieraus resultierende Substanz kann dafür benutzt werden, um andere geeignete Elemente (z.B. Quecksilber oder Blei) in Gold zu transmutieren. Ausgangspunkt für den legendären Stein der Weisen ist das Goldöl. Die Herstellung des Goldöls wird von dem Alchemisten Archibald Cockren, leider ohne Nennung der beteiligten Substanzen, beschrieben. Doch es spricht vieles für monoatomisches Gold eine rätselhafte Substanz, die nicht mehr rein metallisch materiell ist, sondern sich in einem erhöhten physikalischen Aggregatzustand befindet, der an der Laserschwelle zwischen Licht und Materie angesiedelt ist. Die Hebräer nannten das monoatomische Gold „Manna“ oder das „Brot Gottes“, die Ägypter „Träne aus dem Auge Horus“, die Inder „Vibhuti“ oder „Bhasma des Goldes“. In der Alchemie gilt es als „Calx des Goldes“, aus dem der Goldschwefel (Sulphur) zu extrahieren ist.
Bekannt ist, dass die Herstellung des Goldöls nur möglich war mit dem Azoth. Denn nur der Azoth kann aus dem metallischen Gold den roten Löwen (IGNIS), den wahren Goldschwefel ziehen. Aus dem goldenen Wasser (oleu) kann dann das weiße Wasser und eine tiefrote Tinktur, deren Farbe sich vertieft, je länger sie aufbewahrt wird, gewonnen werden. Diese beiden sind der philosophische Mercurius und der philosophische Sulphur in Reinform, und zwei der Grundsubstanzen für den Lapis Philosophorum. Das durch Kalzination der schwarzen Goldsalze gewonnene weiße Salz, ist das gereinigte Sal Philosophorum, die dritte Grundsubstanz für den Lapis Philosophorum), nicht zu verwechseln mit dem geheimen Salz der Alchemisten Philosophischer Mercurius (AuT2) erscheint als ein klares Wasser mit metallischen Reflexen. Philosophischer Sulphur (C3Au2O9) erscheint als rotes Öl, ist bei Transparenz purpurrot und hat die metallischen Reflexe des Scarabäus. Philosophisches Sal (Au2O) tritt in kleinen silberhellen, stark lichtbrechenden Kristallen auf.
Der de Pharmaco catholico sagt: Nimm das feurige Elementum Magicum bestehend aus Nitrum und Sulphur, fange an dem Ende der Natur an, das ist das letzte Metall. Das letzte Metall aber wird daher das letzte Metall genannt, weil es zu einer reifen Perfektion und Ende gekommen ist; das Ende aber aller Metallen ist das Gold.
Für die weitere Arbeit ist die Verwendung der richtigen Gefäße von wesentlicher Bedeutung. Die Alchemisten unterschieden zwischen künstlichen und natürlichen Gefäßen. Zu den künstlichen Gefäßen gehört der Athanor und das philosophische Ei. Der Athanor wurde auch Philosophischer Ofen genannt, denn in ihm sollte der Stein der Weisen (Lapis philosophorum) hergestellt werden. Im Athanor der Alchemisten konnte eine Substanz in einem verschlossenen Gefäß über eine längere Zeit mit milder und gleichmäßiger Wärme behandelt werden. Der Aufbau des Ofens war turmförmig und in seinem Inneren befand sich ein ovales, zu geschmolzenes Gefäß (philosophisches Ei). Das Philosophische Ei“ „Rebis“ (abgeleitet aus dem lat. zwei Dinge) bezeichnet in der Alchemie ganz allgemein die Vereinigung zweier Prinzipien zu einem höheren Element, so Sulphur und Mercurius, bei der Bereitung des „Steins der Weisen“ und symbolisiert die wiedergewonnene Einheit der Materie. Es ist wissenschaftlich auch anerkannt, dass manche Formen in der Natur bestimmten Ordnungsmustern folgen. Die ovale Form ist dabei die einzige geschlossene Form, die spontan Wirbelbewegungen erzeugen kann. Bei Atomen wie z.B. auch bei Galaxien bedient sich die Natur der Wirbelbewegung, um größere Energieeffizienz zu erzielen. Ohne Wirbelbewegungen ist keine Entwicklung möglich: Wirbel erhalten die Energie aufrecht, aus der die Strukturen der physischen und feinstofflichen Existenz entstehen. Materie besteht größtenteils aus leerem Raum, der Partikel enthält, die in einem Wirbel kreisen. Im Zentrum eines Wirbels (hyperbolischer Kegel), ist die bereits erwähnte Nullpunkt-Energie vorhanden.
Die Nullpunktsenergie (auch Vakuumenergie oder Quantenvakuum) ist die Differenz zwischen der Energie, die ein quantenmechanisches System im Grundzustand besitzt, und dem Energieminimum, welches das System hätte, wenn man es klassisch beschreiben würde. In thermodynamischen Systemen, die Energie mit ihrer Umgebung austauschen, ist die Nullpunktsenergie damit auch gleich der Energie des Systems am absoluten Temperaturnullpunkt.
Das philosophische Ei ist im Hinblick auf die notwendige Interdiffusion (Diffusion zweier verschiedener Atomsorten aus ehemals getrennten Bereichen ineinander) der verwendeten Stoffe und geeignete Temperatur viel effizienter als andere Gefäße. Im philosophischen Ei intensiviert sich der gegenseitige Stoff- und Energieaustausch, sodass die Lapis-Synthese mit Gottes Hilfe gelingen mag. Ein ähnliches Verfahren findet man heute in der Mikroreaktionstechnik. Mikroreaktoren ähneln im Aufbau dem philosophischen Ei der Alchemisten. Typische alchemistische Grundoperationen, die mit Mikroreaktoren durchgeführt werden können, sind lösen (mischen), präzipitieren (fällen), sowie kontinuierliche Wärmezuführung. Die Alchemisten strebten in der ersten Operation des Opus magnum die Auflösung, Durchmischung der Substanzen auf atomarer Ebene an. Die moderne Chemie erreicht dies mit der Precursormethode im Rahmen einer Synthese. Unter Synthese versteht man in der Chemie den Vorgang, bei dem aus Elementen, z. B. Atome (= kleinste mögliche Menge eines Elements) oder Molekülen (= zwei- oder mehratomige Teilchen, die durch chemische Bindungen zusammengehalten werden) eine Verbindung oder aus einfach gebauten Verbindungen ein komplizierter zusammengesetzter neuer Stoff hergestellt wird. Die Synthese ist dabei mehr als das (physikalische) Vermischen von zwei oder mehr Stoffen. Aus einer neu synthetisierten Verbindung können die Ausgangsstoffe durch rein physikalische Vorgänge nicht wieder gewonnen werden, im Gegensatz zu einer Mischung. Als Prekursoren bezeichnet man die Moleküle, die als Ausgangsprodukt in eine solche Synthese-Reaktion eingehen. Aus dieser kann, manchmal unter Beteiligung weiterer Prekursoren, ein oft komplexes und differenziertes Produkt gebildet werden. Bei dieser Methode werden zunächst sog. Verbindungsvorstufen (die Precursoren) mit definierter Zusammensetzung synthetisiert, in denen wiederum die Atome bereits im richtigen stöchiometrischen Verhältnis vorhanden sind. Bei den Alchemisten sind das Sal, Mercurius und Sulphur. In den Folgereaktionen bildet sich aus diesen Vorstufen dann das gewünschte Produkt, der Stein der Weisen. Das Opus magnum besteht aus drei Operationen. Die erste Operation ist die Solution (Auflösung), die mit der Schwärze endet. Mit dem Ende der Auflösung erlangt der Alchemist das sogenannte Rabenhaupt. Die zweite Operation ist die Reinigung, die mit dem Pfauenschwanz endet. Und die dritte und letzte Operation ist die Vereinigung, auch Konjunktion genannt.
Die Alchemisten unterschieden mehrere Arten von Reagenzien und Reaktionsstufen, die sie in ihrer Sprache Feuer nannten. Das in der Materie verborgene Zentralfeuer der Weisen. Die Alchemisten nennen es IGNIS, manchmal auch den roten Löwen. Es ist das Feuer des Goldes, der wahre Goldschwefel. Das Zentralfeuer läuft im Verlauf des großen Werkes durch vier Wärmegrade, die auch durch die vier Hauptfarben des großen Werkes: schwarz, grün, weiß und rot angezeigt werden. Während der alchemistischen Arbeit ist die Einhaltung der richtigen Hitzegrade daher von entscheidender Bedeutung. Die Alchemisten kannten im Verlauf des großen Werkes vier Hauptgrade des Feuers:
- 35° – 40° Celsius: mit diesem Feuergrad ist mindestens bis zur vollen Schwärze der Materie anzuhalten.
- 50° – 70° Celsius: bis zum Ende des Pfauenschwanzes.
- 100° – 200° Celsius: bis zur Entstehung des weißen Lapis
- 300° – 1.000° Celsius: bis zur Reife des philosophischen Goldes, der roten Tinktur.
Die erforderlichen Wärmegrade wurden durch unterschiedliche Verfahren erreicht:
- Wasserbad (bis 90 C°),
- Ölbad (bis ca. 200 C°),
- Sandbad (bis 350 C°),
- Kohlenfeuer,
- Holzfeuer (750-900 °C).