Schatzsucher haben noch Chancen
Selbst heute haben Schatzsucher noch Chancen Schätze zu finden. In Tschechien haben zwei Wanderer in der Nähe der Erhebung Zvičina im Riesengebirgsvorland Anfang Februar 1925 einen historischen Schatz im Wald gefunden. Der Schatz umfasst Hunderte alte Goldmünzen und zahlreiche Schmuckstücke. Insgesamt 598 Münzen, die in Stoff eingewickelt waren. Ferner Gegenstände aus Gelbmetall, insgesamt sechzehn Schnupftabakdosen, zehn Armbänder, eine Tasche aus feinem Drahtgeflecht, ein Kamm, eine Kette mit Schlüssel und eine Puderdose. Der Wert des insgesamt sieben Kilogramm schweren Funds wird auf rund 300.000 Euro geschätzt. Es könnte sich um das Gold eines Tschechen handelt, der nach der Nazi-Invasion 1938 das besetzte Gebiet verlassen musste, oder um das Gold eines Deutschen, der nach 1945 eine Vertreibung fürchtete, oder um jüdisches Gold. Der historische Wert des Schatzes ist jedenfalls unschätzbar.
Wahrheit oder Legende
Das ist die erste Frage, die sich ein Schatzsucher stellen muss. In der Regel kann man zwar davon ausgehen , dass es keine Schatzerzählung gibt, die nicht wenigstens ein Fünkchen Wahrheit in sich hat. Eine nähere Untersuchung kann sich also lohnen. Doch die Götter haben bekanntlich vor den Erfolg den Schweiß gesetzt – aber hinter den Schweiß noch lange nicht den Erfolg! Zunächst einmal heißt es recherchieren, recherchieren, recherchieren.
Eine Quellensuche und -recherche steht am Anfang einer jeden erfolgreichen Schatzsuche. Erfolgversprechende Quellen können sein, historische Überlieferungen, Legenden, amtliche und/oder klerikal schriftlich beglaubigte Angaben, Augenzeugenberichte, mündliche Angaben von An- und Einwohnern, oder wissenschaftliche Quellen (Sachbücher). Auch Heimatmuseen, Bibliotheken und Archive liefern wertvolle Informationen. Kirchenchroniken sind von besonderer Bedeutung, denn in früheren Jahrhunderten oblag den Klöstern und Kirchen die Geschichtsschreibung. Eine weitere wichtige Informationsquelle sind topografische Karten. Damit lassen sich Geländebeschreibungen leicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen. Heutige topografische Karten sind detailgetreu. Jede noch so kleine Bodenerhebung, jedes Rinnsal, jedes Tal, Berg, oder Fluss und besondere Geländemerkmale sind enthalten. Durch Vergleich mit früheren, älteren Ausgaben lassen sich auch Geländeveränderungen feststellen. Und dann gibt es da noch die Schatzkarten und Schatzpläne. Doch sofern sie überhaupt echt sind, sind sie in der Regel verschlüsselt oder codiert, denn niemand versteckt einen Schatz und beschreibt dann das Versteck ohne weitere Hindernisse. Jedem wäre es ja dann ein leichtes gewesen den Schatz zu finden und zu bergen. Das aber eben liegt gerade nicht im Interesse desjenigen der den Schatz versteckt hat. Nur wer den Schlüssel oder Code kennt, vermag den Schatzplan zu entziffern. Ein berühmter Schatzcode, der bis heute nur teilweise entschlüsselt werden konnte, ist der Beale-Code. Er besteht aus drei codierten Texten mit Zahlenreihen, die das (1) Schatzversteck, den (2) Inhalt des Schatzes und die (3) Namen der berechtigten Personen beschreibt. Entziffert werden konnte bisher nur der Text Nr. 2. mit der Beschreibung des Schatzinhaltes. Auch verschlüsselte Beschreibungen von Schatzverstecken gibt es zahlreiche. Eine der berühmtesten ist sicherlich die des französischen Piraten Olivier Le Vasseur (La Buse), die bis heute nicht entschlüsselt werden konnte. Noch zu knacken ist auch die Geheimschrift eines unbekannten Piraten, die einen Goldschatz in einer Vogelhöhle beschreibt (siehe weiter unten)
In Qumran, dem Ort an dem 1947 die Schriftrollen vom Toten Meer gefunden wurden, wurden fünf Jahre später weitere Schriften entdeckt. Diese bestanden aber nicht aus Pergament, sondern aus dünnem Kupferblech. Sie wurde in zwei Fragmenten zerbrochen in Höhle 3 gefunden und enthielt eine Liste von 61 Orten im Heiligen Land, an denen Schätze vergraben sind, darunter insgesamt etwa 44.000 kg Gold und 745.000 kg Silber, (die komplette Liste ist in Noorbergens Buch „Treasures of the Lost Races“ enthalten). Abgesehen von großen Mengen an Gold und Silber werden silberne Gaben, Weihegaben, Kisten und Gefäße sowie Buchrollen aufgezählt. Die Lagebeschreibungen der Verstecke sind aber sehr vage gehalten. Eine davon lautet: In der Burg im Tal des Ankers ist eine Geldtruhe mit 17 Talenten (ein Talent entspricht etwa 34 kg) 40 Ellen tief unter den Stufen des Osteingangs vergraben. Bisher ist es nicht gelungen, eine ausreichende Verbindung von den damaligen Ortsbeschreibungen zu den heutigen Landschaftsformen herzustellen, sodass kein einziges Versteck gefunden wurde. Es wird u. a. angenommen, dass es sich um den Tempelschatz von Jerusalem handlen könne. Der spätantike oder frühmittelalterliche jüdische Traktat Masseket Kelim bietet ein (fiktives) Inventar der Schatzverstecke für die Kultgeräte des Tempels, das Ähnlichkeiten mit der Kupferrolle aufweist und sogar erwähnt, dass die Priester des Jerusalemer Tempels die Schatzverstecke in einer Kupferrolle aufschreiben sollten. Der Tempelschatz bestand aus Silbergeld und wertvollen Objekten, die im Jerusalemer Tempel deponiert waren. Der Jerusalemer Benediktiner und Amateurarchäologe Bargil Pixner identifizierte angeblich die ersten 17 Schatzverstecke der Kupferrolle in einem angenommenen Jerusalemer Essenerquartier auf dem Südwesthügel (der heute als Berg Zion bezeichnet wird) und in der Nähe davon. Schätze wurden jedoch nicht gefunden.
Eine Grundregel die jeder Schatzsucher beherzigen sollte, um sich nicht in einer endlosen Quellenrecherche zu verlieren, ist die Beantwortung der sechs großen W’s: Wann, Wo, Wer, Warum, Was, Wie? Wann wurde der Schatz versteckt, wo wurde der Schatz versteckt, wer hat ihn versteckt und so weiter. Hat man die sechs Fragen beantwortet, geht es an die Beweissicherung. Beweise lassen sich am ehesten in Kirchenbüchern, Kirchenchroniken, Klosterbibliotheken, Familienchroniken, Erzählungen von Zeit- oder Augenzeugen, etc. finden. Dabei gilt die weitere Regel, je mehr Details sich beweisen lassen, desto größer ist die Chance, den Schatz zu finden.
Ein typisches Beispiel ist der angebliche Schatz von Richard II, ehemaliger König von England. Bis heute halten sich hartnäckige Gerüchte über den Schatz, den Richard II. irgendwo auf dem Gelände der Beeston Castle versteckt haben soll. Die Burg trohnt auf einem felsigen Sandsteinfelsen 350 Fuß über der Ebene von Cheshire. Die Burganlage besteht aus der eigentlichen rechteckigen Burg auf dem Gipfel des Hügels mit einem steilen Abhang auf drei Seiten und einem Verteidigungsgraben, der an manchen Stellen bis zu 9 m tief war und auf der vierten Seite in den Fels gehauen war. Zweitens wurde an den unteren Hängen ein äußerer Burghof mit einem massiven Torhaus errichtet, das durch einen 5 m breiten und 3 m tiefen Graben geschützt war. Der innere Burghof befand sich auf dem felsigen Gipfel am westlichen Ende des Felsens. Um die Bewohner der Burg mit Frischwasser zu versorgen, wurden zwei Brunnen in den Fels gegraben; der eine davon ist 400 Fuß (112 m) tief und einer der tiefsten Burgbrunnen Englands. Richard soll einen Teil seines persönlichen Reichtums auf seiner Reise nach Chester im Jahr 1399 in der Burg versteckt haben, bevor er ein Schiff nach Irland bestieg, um dort einen Aufstand niederzuschlagen. Nach seiner Rückkehr wurde Richard von Henry, Herzog von Lancaster, dem späteren Henry IV. , abgesetzt. Sein Schatz wurde nicht gefunden. Das Gerücht über den versteckten Schatz ist möglicherweise falsch, da historische Quellen darauf schließen lassen, das Henry IV. angeblich „Richards Gold und Schmuck aus seinen verschiedenen Verstecken geborgen“ hat. Der Legende nach versteckte Richard II. einen Teil des Schatzes im inneren Burggraben von Beeston Castle. Eine andere Theorie vermutet den Schatz im Burgbrunnen. In den Jahren 1794 und 1842 wurden viele Suchaktionen durchgeführt, die sich auch meist auf den tiefen Brunnen im inneren Burghof konzentrierten, aber nie wurde etwas gefunden. Die Burg ist heute ein geschütztes Denkmal und im Besitz von English Heritage , das es auch verwaltet. Jegliche Suche auf dem Gelände oder gar Grabungen sind untersagt.
Ein anderes Beispiel ist der Montanita-Schatz. In einem Felsentunnel in der Nähe der Kleinstadt Condega in Nicaragua, soll ein Goldschatz verborgen sein. Der Schweizer Weltenbummler Herman Bergamin erfuhr von dem Schatz von einem mit ihm befreundeten Nicaraguaner. Dessen Urgroßvater hatte bei einem Jagdausflug 1910 in den Bergen bei Condega den Schatz gefunden, konnte ihn aber nicht bergen. Beim Abstieg von einem bewaldeten Hochplateau hatte er einen rechteckigen Stollen, wahrscheinlich ein Minenstollen, in einer Felswand entdeckt. Trotz einbrechender Dunkelheit beschloss er den Stollen zu erkunden, der tief in den Berg hineinführte. Weit im Inneren des Stollensystems fand er eine große hölzerne Truhe. In dieser befanden sich zu seiner Überraschung Goldbarren, sowie Münzen und Schmuckstücke. Weil ihn in der stickigen und sauerstoffarmen Luft der Mine plötzlich Atemnot überkam, musste er den Stollen Hals über Kopf wieder verlassen. Mit Mühe und Not erreichte er den Ausgang. Aufgrund einer schweren Erkrankung war es ihm später nicht möglich zur Höhle zurückzukehren. Die Geschichte bewog den Schweizer dazu den Schatz zu suchen. Zumal ein Großonkel des Nicaraguaners die Geschichte bestätigte. Demnach befand sich die Felswand mit dem Minenstollen in einem Berg namens La Montañita, der oben ein Hochplateau bildet. Der Berg hat eine Höhe von 1.219 m. Trotz mehrerer Versuche gelang es Bergamin nicht den Stollen zu finden. Nach wie vor ruht der Schatz von Montanita in einem uralten Bergwerkstollen im Cerro La Montañita. Vielleicht ist aber ein ganz anderer Berg gemeint, nämlich der Cerro Montañita de Santa Maria im Bundesstaat Nueva Segovia. Der Berg hat nur eine Höhe von 936 m erhebt sich aber hoch über seine Umgebung. Er hat einen kleinen Gipfelbereich und steile vollständig mit Vegetation bewachsene Hänge. Es gibt keine Pfade zum Gipfel. Das gesamte Gebiet ist Privatbesitz.
Die hier vorgestellten einzelnen Schatzbeschreibungen sollen eine Hilfe für diejenigen sein, die vom Virus Schatzsuche befallen sind, aber die aufwendigen, doch leider notwendigen Archivarbeiten scheuen. Zu allen hier vorgestellten Schätzen wurden deshalb vom Autor bereits umfangreiche Recherchen in konzentrierter Form geliefert. Im Grunde steht einer organisierten Suche vor Ort nichts mehr im Wege.
Die Wahrscheinlichkeit, einen der folgenden Schätze zu finden, schätzt der Autor als hoch ein:
Schätze auf deutschem Boden: