Die Kreuzigung Jesu
Jesus wurde nachts nach dem Abendmahl (dem letzten Mahl) mit seinen erstberufenen 12 Jüngern (Mk 14,17–26) im Garten Getsemani am Fuß des Ölbergs festgenommen. Dorthin hatte Judas eine mit „Schwertern und Stangen“ bewaffnete „große Schar“ geführt, darunter einen Diener des Hohenpriesters. Auf ein verabredetes Zeichen hin, den Judaskuss, nahmen diese Jesus fest. Als einige Jünger ihn gewaltsam verteidigen wollten lehnte Jesus dies ab und verwies auf seine Festnahme als vorherbestimmten Willen Gottes. Daraufhin flohen alle Jünger. (Mk 14,32.43–51). Die Bibelforschung deutet diese Erzählung dahingehend dass der Hohepriester Jerusalems Jesus durch die jüdische Tempelwache, die zum Waffentragen berechtigt war, festnehmen ließ. Als Grund wird angenommen dass der vorausgegangene öffentliche Tempelkonflikt die Machtposition des Sanhedrin als zentrale Institution des Judentums gefährden könnte. Nach Mk 11,15 ff. hatte Jesus am Tag nach seinem Einzug in Jerusalem einige Händler und Geldwechsler aus dem Tempelvorhof für Israeliten, Proselyten und Nichtjuden vertrieben. Nach dem Lieblingsjünger von Jesus, dem Apostel Johannes, soll aber eine römische Soldatentruppe unter einem Offizier zusammen mit Dienern des Sanhedrin Jesus mit Waffengewalt festgenommen haben. Joh 18,3: Judas holte die Soldaten und die Gerichtsdiener der Hohenpriester und der Pharisäer und sie kamen dorthin mit Fackeln, Laternen und Waffen. In der Burg Antonia oberhalb des Tempelbezirks in Jerusalem war ständig eine größere Anzahl römischer Soldaten stationiert, um mögliche Aufstände an hohen jüdischen Festen zu verhindern.
Nach seiner Festnahme führte man Jesus zu Pilatus. Dort brachten die Hohepriester ihre Anklage gegen ihn vor; sie sagten: Wir haben festgestellt, dass dieser Mensch unser Volk verführt, es davon abhält, dem Kaiser Steuer zu zahlen, und behauptet, er sei der Christus und König. Pilatus fragte ihn: Bist du der König der Juden? Er antwortete ihm: Du sagst es. Da sagte Pilatus zu den Hohepriestern und zur Volksmenge: Ich finde keine Schuld an diesem Menschen. Sie aber blieben hartnäckig und sagten: Er wiegelt das Volk auf; er verbreitet seine Lehre im ganzen jüdischen Land, angefangen von Galiläa bis hierher. Als Pilatus das hörte, fragte er, ob der Mann ein Galiläer sei. Und als er erfuhr, dass Jesus aus dem Herrschaftsgebiet des Herodes komme, ließ er ihn zu Herodes bringen, der sich in jenen Tagen ebenfalls in Jerusalem aufhielt. Herodes stellte Jesus viele Fragen, doch er erhielt keine Antwort. Die Hohepriester und die Schriftgelehrten, die dabeistanden, erhoben erneut schwere Beschuldigungen gegen Jesus. Herodes und seine Soldaten zeigten ihm daraufhin offen ihre Verachtung. Herodes trieb seinen Spott mit Jesus, ließ ihm ein Prunkgewand umhängen und schickte ihn so zu Pilatus zurück. Pilatus rief die Hohepriester und die anderen führenden Männer und das Volk zusammen und sagte zu ihnen: Ihr habt mir diesen Menschen hergebracht und behauptet, er wiegle das Volk auf. Und siehe, ich selbst habe ihn in eurer Gegenwart verhört und habe an diesem Menschen die Schuld, wegen der ihr ihn anklagt, nicht gefunden, auch Herodes nicht, denn er hat ihn zu uns zurückgeschickt. Ihr seht also: Er hat nichts getan, worauf die Todesstrafe steht. Daher will ich ihn auspeitschen lassen und dann freilassen. Da schrie das Volk: Weg mit ihm; lass den Barabbas frei! Dieser war wegen eines Aufruhrs in der Stadt und wegen Mordes ins Gefängnis geworfen worden. Pilatus aber redete wieder auf sie ein, denn er wollte Jesus freilassen. Doch das Volk schrie: Kreuzige ihn, kreuzige ihn! Zum dritten Mal sagte er zu ihnen: Was für ein Verbrechen hat er denn begangen? Ich habe nichts feststellen können, wofür er den Tod verdient. Daher will ich ihn auspeitschen lassen und dann werde ich ihn freilassen. Das Volk aber schrie und forderte immer lauter, er solle Jesus kreuzigen lassen, und mit ihrem Geschrei setzten sie sich schließlich durch: Da entschied Pilatus, dass ihre Forderung erfüllt werden solle. Er ließ den Mann frei, der wegen Aufruhrs und Mordes im Gefängnis saß und dessen Freilassung sie gefordert hatten. Jesus aber lieferte er dem Willen des Volkes aus.
Als die Soldaten Jesus hinausführten um ihn zu kreuzigen, ergriffen sie Simon, einen Mann aus Kyrene, der gerade vom Feld kam. Ihm luden sie das Kreuz auf, damit er es hinter Jesus hertrage. Es folgte ihm eine große Menge des Volkes, darunter auch Frauen, die um ihn klagten und weinten. Jesus wandte sich zu ihnen um und sagte: Töchter Jerusalems, weint nicht über mich; weint vielmehr über euch und eure Kinder! Denn siehe, es kommen Tage, da wird man sagen: Selig die Frauen, die unfruchtbar sind, die nicht geboren und nicht gestillt haben. Dann wird man zu den Bergen sagen: Fallt auf uns! und zu den Hügeln: Deckt uns zu! Denn wenn das mit dem grünen Holz geschieht, was wird dann erst mit dem dürren werden? Zusammen mit Jesus wurden auch zwei Verbrecher zur Hinrichtung geführt. Sie kamen an den Ort, der Schädelhöhe heißt; dort kreuzigten sie ihn und die Verbrecher, den einen rechts von ihm, den andern links. Jesus aber betete: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun! Um seine Kleider zu verteilen, warfen die Soldaten das Los. Das Volk stand dabei und schaute zu; sie verlachten Jesus und schrien: Andere hat er gerettet, nun soll er sich selbst retten, wenn er der Christus Gottes ist, der Erwählte. Auch die Soldaten verspotteten ihn; sie reichten ihm einen Schwamm mit Essig und sagten: Wenn du der König der Juden bist, dann rette dich selbst! Über Jesus war eine Aufschrift angebracht auf der stand: Das ist der König der Juden. Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht der Christus? Dann rette dich selbst und auch uns! Der andere aber wies ihn zurecht und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen. Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. Dann sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst! Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.
Um die sechste Stunde brach eine Finsternis über das ganze Land herein, die bis zur neunten Stunde andauerte. Die Sonne verdunkelte sich. Der Vorhang im Tempel riss mitten entzwei. Und Jesus rief mit lauter Stimme: Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist. Mit diesen letzten Worten hauchte er seinen Geist aus.
Die synoptischen Evangelien berichten übereinstimmend, dass während der Kreuzigung eine Dunkelheit eintrat. Sie habe am ersten Tag des Pessachfestes von Mittag bis drei Uhr Nachmittags gedauert (‚sechste bis neunte Stunde‘ nach antiker Zählung). Das Petrusevangelium z. B. beschreibt, dass um die Mittagszeit in Judäa völlige Finsternis geherrscht habe und sich viele Leute mit Lampen auf den Weg gemacht hätten, „da sie meinten, es sei Nacht, aber sie fielen trotzdem immer wieder hin.“ (Kap. V, Verse 15+18). Zur neunten Stunde habe die Sonne wieder zu scheinen begonnen (Kap. VI, Vers 22). Die dreistündige Finsternis bei der Kreuzigung Jesu wurde bereits in der Antike als zeitliches Zusammenfallen mit einem Naturereignis erklärt, etwa einer Okkultation (Vorbeiziehen eines scheinbar größeren Himmelskörpers vor einem anderen).