Rätselhafte Städte

Versunkene Städte und ihre majestätischen Ruinen erzählen überall auf der Welt faszinierende Geschichten über die frühen Kulturen der Menschheit.

Viele waren über Jahrtausende von Sand, Asche und Erde bedeckt, wurden von Grabräubern geplündert, von Archäologen geborgen oder erst kürzlich wiederentdeckt. Viele davon, wie Skara Brae in Schottland oder Sanxingdui in China bereiten den Archäologen bis heute Kopfzerbrechen und  halten immer noch  Überraschungen bereit. Skara Brae, das zum Unesco-Weltkulturerbe gehört, dürfte in Europa die besterhaltene Siedlung aus der Jungsteinzeit sein. Skara Brae wird daher auch das „Pompeji Schottlands“ genannt. Die Stadt ist älter als die Pyramiden von Gizeh und bestand ungefähr zwischen 3100 und 2500 v. Chr. – dann verliessen die Bewohner ihre Häuser. Warum das Dorfleben um 2500 v. Chr. offenbar endete, ist unbekannt. Manche Arc häologen meinen, ein gewaltiger Sandsturm habe die Häuser bedeckt. Andere glauben, es sei ein schleichender Prozess gewesen. Als das Dorfleben zu Ende ging, begannen auf dem Festland der Orkneyinseln neue große Monumente zu entstehen. Zum Beispiel Maeshowe Chambered Cairn , ein monumentales Kammergrab und  Meisterwerk neolithischer Baukunst. Für den Bau wurden massive Steine verwendet,  so besteht jede Wand des 10 m langen Ganges zur Grabkammer hin zum Großteil aus einer einzigen, riesigen Sandsteinplatte mit einem Gewicht von bis zu drei Tonnen. Es muss eine enorme Herausforderung gewesen sein, ein derart großes und massives Gebäude ohne Metallwerkzeuge oder elektrische Maschinen zu errichten. Die Kammer von Maeshowe ist auf den Sonnenuntergang am Tag der Wintersonnenwende ausgerichtet. Die im Maes Howe gefundenen Runeninschriften sind die größte Ansammlung von Runeninschriften in situ, die man bisher gefunden hat. Ungefähr 750 kamen von Skandinavien aus die ersten Wikinger auf die Orkneys. Die Zeit ihrer Herrschaft ist vor allem durch die „Orkneyinga Saga“ überliefert. Die eindringenden Wikinger fanden im Maes Howe etwas vor, was sie als großartigen Schatz ansahen und für dessen Bergung sie mehrere Tage benötigten. Was sie fanden, ist ungeklärt. Neben den eigentlichen Inschriften sind drei Ritzzeichnungen der Wikinger erhalten: Ein Walross, ein Hundekopf mit heraushängender Zunge und den sogenannten Maeshowe dragon, eine sehr differenzierte Darstellung eines Drachen, in dessen Rücken ein Schwert steckt. 

Bis heute ist auch über die Sanxingdui-Zivilisation nur wenig bekannt –  Sanxingdui  ist eine chinesische archäologische Fundstätte, in der  bemerkenswerte Artefakte entdeckt wurden, die nach der Radiokohlenstoffdatierung etwa in die Zeit des 12.–11. Jahrhunderts v. Chr. eingeordnet werden. 

In den 1980er Jahren entdeckten Arbeiter zufällig mehrere Opfergruben die tausende von goldenen, bronzenen, jadenen und getöpferten Artefakten enthielten.  Diese waren zum Teil  zerbrochen oder verbrannt und sorgfältig begraben worden.  Von einigen Forschern werden die Funde für noch wichtiger als die Terrakotta-Armee in Xi’an erachtet. Die erstaunlich weit entwickelte Bronzeguss-Technik, bei der die Legierung aus Kupfer und Zinn durch Zugabe von Blei größere Festigkeit erhielt, machte es möglich das besonders große und schwere Objekte erschaffen werden konnten; zum Beispiel die weltweit älteste überlebensgroße stehende Menschenfigur (260 cm Höhe, 180 Kilogramm) oder ein bronzener Baum mit Vögeln, Blumen und Ornamenten (396 cm).  Die bemerkenswertesten Funde waren jedoch die großen Bronzemasken und Bronzeköpfe (einige mit Goldfolie belegt) mit kantigen menschlichen Gesichtszügen und übertrieben schiefen Augen, einige mit hervorragenden Pupillen und großen oberen Ohrmuscheln. Es ist nicht bekannt  welchem Zweck sie dienten. Andere bronzene Artefakte sind Vögel mit adlerähnlichen Schnäbeln, Tiger, eine große Schlange, zoomorphe Masken, Glocken und ein Gegenstand, der die Darstellung des Sonnenrades (taiyang lun) sein sein könnte. Abgesehen von den Bronzen fand man in Sanxingdui auch Jadeskulpturen, die mit denen aus früheren chinesischen neolithischen Kulturen übereinstimmen, wie beispielsweise cong und zhang.

Eine andere rätselhafte Stadt ist Göbekli Tepe. Die Funde dort sind ausserordentlich alt: 12’000 Jahre alte Steinanlagen aus zum Teil dutzenden Tonnen schweren Pfeilern, aber auch schlanken Stelen in T-Form, die mit Reliefs versehen sind. Sie sind weit älter als die ägyptischen Pyramiden. Wie die Menschen dieser frühen Zeit solche schweren Lasten bewegen konnten, ist ein Rätsel. Oder die Mayastadt Yaxchilán. Die versunkene Stadt liegt im heutigen mexikanischen Bundesstaat Chiapas, am Fluss Usumacinta an der Grenze zu Guatemala. Im 19. Jahrhundert wurde Yaxchilán (deutsch «grüne Steine») wiederentdeckt. Wie die anderen Mayastätten gibt Yaxchilán heute noch Rätsel auf. Warum die Stadt aufgegeben wurde, ist unbekannt – als ein Klimawandel zu langanhaltenden Dürren führte, waren die Städte des Maya-Kernlandes bereits verlassen