Mondastrologie

Der Mensch als sublunares Wesen untersteht nur teilweise dem Sonnenrhytmus. Sehr weitgehend sind die Menschen auch vom Mondrhytmus abhängig. Der Mondeinfluss sollte daher im Horoskop unbedingt beachtet werden und das geschieht am besten durch die Mondhäuser oder Mondstationen. Die Mondhäuser werden ab Neumond gemessen. Astrologisch gesprochen, existiert das Universum nur auf Grund der sich ergänzenden Tätigkeit  der beiden Prinzipien Yang und Ying. Die Sonne stellt Yang, den weissen Drachen, das aktive Prinzip oder auch Wärmeprinzip dar. Der Mond stellt Ying, den schwarzen Drache, das passive Prinzip oder auch das Feuchtigkeitsprinzip dar. Prinzipien, die in jedem Planetenelement vorhanden und die kosmische Polarität und die Einteilung in zwei Geschlechter repräsentieren. Die alten Chinesen haben den  Sonnenzodiakus mit Jupiter in Verbindung gebracht, der seine Reise um den Tierkreis in ca. 12 Jahren macht und den Mondtierkreis mit dem Planeten Saturn, der für diese Reise ca. 28 Jahre benötigt. Die abendländische Astrologie schreibt z. B. den aufsteigenden Mondknoten Jupitereigenschaften und den absteigenden Mondknoten Saturneigenschaften zu. Jupiter wirkt  mehr äußerlich, mehr materiell, als der Saturn. Daher kann man annehmen, dass der Mondtierkreis esoterischer und innerlicher wirkt, als der Sonnentierkreis. Im alten Ägypten wurde der Mondtierkreis durch Osiris symbolisiert, der 28 Jahre gelebt oder vielmehr regiert haben soll. 

Die 28 Mondaufenthalte sind feststehende Aufenthalte, indem sie von 0 Grad Widder ausgehend sich durch die 12 Tierkreiszeichen bewegen. Doch der Mondumlauf wird bei den einzelnen Völkern verschieden berechnet. Neben der Berechnung der 28 Tage, die allgemein angenommen wird, werden in einigen Teilen Indiens und auch im alten Ägypten 27 Mondumläufe gezählt, während einige arabische Stämmee mit 29 arbeiten.  Der siderische Mondumlauf durch den Tierkreis geschieht in 27 Tagen, 7 Stunden und 43 Minuten und sein synodischer Umlauf um die Sonne in 29 Tagen, 12 Stunden und 44 Minuten. 

Vermutlich wirken die Aufenthalte nicht nur auf den M odond, sondern auf alle Planeten. Danach sollen die Grade 0, 13 und 26 der kardinalen Zeichen (Widder, Krebs, Waage, Steinbock), 9 und 21 der fixen Zeichen (Stier, Löwe, Skorpion und Wassermann) und 4 und 17 der beweglichen Zeichen (Zwillinge, Jungfrau, Schütze und Fische)  kritische Grade sein. Alle Planeten, die diese Grade besetzen oder sich in einem Orbit von 3 Grad befinden, üben einen stärkeren Einfluss aus, als wenn sie mit diesen Punkten keine Verbindung hätten.  Nun die kritischen Grade sind nichts anderes al die Anfangsgrade der Mondaufenthalte.

Die Hindu-Astrologie ist eine Verbindung des chinesischen und babylonischen Systems.  Im Gegensatz zur abendländischen Überlieferung, wo jedes Viertel des Mondtierkreises durch die gleiche Reihenfolge der im Altertum bekannten sieben Planeten beherrscht wird und so gewissermaßen der planetarischen Woche angeglichen ist, haben die indischen Astrologen, die mit einem Mondtierkreis von 27 Aufenthalte (Nakshatras) arbeiten, drei Gruppen von neun Herrschern geschaffen. Der indische Mondtierkreis folgt der Präzessionsbewegung der Tagundnachtgleiche. Das ist die allmähliche westliche Wanderung des Frühlings- und Herbstpunktes auf der Ekliptik, verursacht durch die langsame Kegelbewegung der Erdachse. Dieser etwa 25.800 Jahre dauernde Zyklus bewirkt eine Verschiebung der Sternbilder, vor denen die Sonne zur Tagundnachtgleiche steht, und sorgt dafür, dass die Tierkreiszeichen sich gegenüber den tatsächlichen Sternbildern um ca. 20°31 verschieben.

Die Mondstellung im Augenblick der Geburt bestimmt den Planeten, der in diesem Augenblick herrscht, und die Planeten, die diesem Folgen, beeinflussen den Geborenen in den entsprechenden Zeiten gemäß folgender Tabelle:

NakshatrasPeriode desDauer regiert die Aufenthalte
I,X und XIXabsteigender Mondknoten (Cauda)7 Jahreo°-13°20 Widder, Löwe, Schütze
II, XI und XXVenus20 Jahre13°20- 26°40 Widder, Löwe, Schütze
III, XII und XXISonne6 JahreIII, XII und XXI
IV, XIII und XXIIMond10 Jahre10°-23°20 Stier, Jungfrau, Steinbock
V, XIV und XXIIIMars7 JahreV, XIV und XXIII
VI, XV und XXIVaufsteigender Mondknoten (Caput)18 Jahre6°40-20° Zwillinge, Waage, Wassermann
VII, XVI und XXVJupiter16 JahreVII, XVI und XXV
VIII, XVII und VVVISaturn19 Jahre3°20-16°40 Krebs, Skorpion, Fische
IX, XVIII und XXVIIMerkur17 JahreIX, XVIII und XXVII

Beispiel: Geburt am 9.07.1900: Die abendländischen Ephemeriden verzeichnen einen Mondstand von 248°46 (8°46 Schütze). Nach Abzug des Präzissionsunterschiedes, stünde der Mond im Hindu-Mondtierkreis auf ca. 226°13,15 (16°13 Skorpion), demnach im XVII nakshatra, das von Saturn beherrscht wird. Da der gesamte Raum dieses nakshatra von 3°20-16°40 Skorpion geht und 19 Jahren  entspricht, wäre der Geborene nur während 7 Monaten und 25 Tagen diesem Einfluss unterworfen. Die folgenden 17 Jahre seines Lebens wäre es Merkur, der über ihn herrschen würde und der seinen Einfluss im Alter von 17 Jahren, 7 Monaten und 25 Tagen an Cauda (absteigender Mondknoten) abgeben würde, usw.

Jede der oben aufgeführten Perioden ist ihrerseits in neun Unterperioden eingeteilt, die ebenfalls durch einen der neun Planeten (einschließlich Cauda un Caput) beherrscht werden. Die Verbindung dieser beiden Herrscher erzeugt ein Wirkung, die im abendländischen System, der Konjunktion der beiden Planeten entspricht. Jede dieser Unterperioden ist nochmals in 9 Teilegeteilt, wodurch die Ereignisse an diesem Punkt sich noch mehr herausheben.

Wenn die 28 Aufenthalte gleichbleibend sind und immer von 0° Widder ausgehe, dann sind die Mondhäuser nichts anderes als die Mondphasen, die vom Neumondpunkt aus gezählt werden. Astrologen des  Mittelalters sahen diesen Punkt als Hyleg an, d.h. den lebenswichtigen Punkt des Daseins. Seine Wichtigkeit ist durch Überlieferung bestätigt. Er wurde immer im Horoskop eingezeichnet und beim Studium des Horoskops und der Direktionen berücksichtigt. Deshalb sollte man in einem Solar- oder Jahreshoroskop den Abstand zwischen Aszendent und der letzten Neumondstelle prüfen, weil sich irgendein Ereignis abspielen wird, wenn bei Profektion (=Zeitherrschertechnik) der Aszendent an diesen Ort kommt. Das basiert auf dem Grundgedanken, dass jeweils Teile des Horoskops zu bestimmten Zeiten aktiv werden. Die in antiker Zeit meist verwendete Zeitherrschertechnik ist die heute unter dem Namen ”Jahresprofektionen” oder kurz nur “Profektion” bekannte Technik. Die Zeitspanne, über die diese Methode der Profektion Auskunft gibt, ist ein Jahr gerechnet ab dem Geburtstag des Geborenen. Profektionen können auch monatlich, täglich und stündlich errechnet werden.

Der Neumond, der der Ausgangspunkt der Mondhäuser ist, wie der Aszendent, der bei den Häusern  den Anfang macht, ist von solcher Bedeutung, das noch heute einige Astrologen das Geburtshoroskop nach der Geburt vorangehenden Neumond korrigieren. Wenn der Mond zunehmend ist, gilt der Neumondpunkt, der vor der Geburt liegt, während bei abnehmendem Mond der Neumond, der nach der Geburt stattfindet, zu berücksichtigen ist. Der zunehmende Mond übt generell einen guten Einfluss aus. In den Geburtshoroskopen wurde der zunehmende Mond bei den Astrologen des Mittelalters günstiger bewertet, als der abnehmende Mond, der ihrer Meinung nach die Übeltäter verstärkt. Dieser zweite Teil des Mondmonats begünstigt eher die dunklen Handlungen. Die Mondhäuser können in folgende vier Gruppen aufgeteilt werden:

ungünstigI, IX, X, XV, XIX, XX und XXIII
zweifelhaftII, VI, XIV, XVIII, XXIII und XXVII
neutralIII, IV, V, XI, XVI,XXI, XXIV, XXV und XXVI
günstigVII, VIII, XII, XIII, XVII und XXII