Die Thugs

Thugs, zwei Wächter und mehrere poisoner (Vergifter) im Gefängnis – Darstellung aus dem Jahr 1857.

Die Thugs (Thuggee) waren eine kriminelle indische Geheimorganisation. Ihre Blütezeit erlebte die Geheimorganisation im vorkolonialen Indien. Sie wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts von der britischen Kolonialmacht zerschlagen. Die Briten schufen eine eigene Abteilung innerhalb ihrer Verwaltung , um um der Thuggee Herr zu werden. Letztlich war es der britische Kriminalbeamte William Henry Sleeman, ab 1835 Chef der Spezialabteilung zur Zerschlagung der Thuggee , dem es gelang, die Geheimorganisation zu vernichten. Er wandte erstmals neue Ermittlungsmöglichkeiten wie Fallanalytik und verdeckte Ermittlungen (Undercover Infiltration) an. Sleemann ließ Tausende Verdächtige verhaften und verhören. Jeder Gefangene wurde vor die Wahl gestellt, sich durch freimütige Aussagen von einer persönlichen Anklage zu befreien. Auch das war ein Novum und ebnete der modernen Kronzeugenregelung den Weg. Verurteilte Thuggee wurden gehängt oder aus dem britischen Kolonialreich (Britisch-Indien) verbannt. Ab 1870 galten die Thuggee als nahezu vernichtet. Die Existenz einer modernen Thuggee-Gruppierung konnt nie nachgewiesen werden. Das Guinness-Buch der Rekorde gibt die Zahl der von den Thuggee, im Laufe ihrer jahrhundertelangen Geschichte begangenen Morde, mit zwei Millionen an. In Wirklichkeit waren es aber wahrscheinlich wesentlich weniger. Der britische Historiker Mike Dash geht von einer Zahl von etwa 50.000 Morden aus .

Behram, der Führer einer Thug-Einheit gab in seiner Aussage als Kronzeuge an, von 931 Morden zu wissen. 125 Morde davon habe er selbst begangen. Wenn das stimmt, wäre Behram in der Geschichte der Serienmörder mit der höchsten bekannten Opferzahl. Wie die europäischen Geheimgesellschaften verfügten auch die Thuggee über ein weitreichendes Netz, mächtige Verbündete, Loyalität und mysteriöse Rituale, um ihre fanatischen Ziele zu erreichen.

Die Thuggee selbst betrachteten sich als Bruderschaft, wobei die Mitgliedschaft oft vom Vater auf den Sohn weitergegeben wurde. Neue Mitglieder wurden von spirituellen Lehrern (Gurus), mit den speziellen Erfordernissen der Mitgliedschaft vertraut machten. Dabei wurde gemäß der konspirativen Natur des Geheimbundes besonderer Wert auf Disziplin und Verschwiegenheit ihrer Mitglieder gelegt. Die Bruderschaft der Thuggee war angeblich ein religiöser Kult, der Kali oder Durga, der Hindu-Gottheit des Todes und der Zerstörung, geweiht war. Eine ausschließliche religiöse Motivation für die Morde der Thuggee wird von der neueren Forschung aber bestritten. Vielmehr haben aufgrund der in Indien seinerzeit herrschenden Armut sicher auch soziale Aspekte eine bedeutsame Rolle gespielt. Dafür spricht auch, dass nachweislich auch Muslime und Sikhs Mitglieder der Thuggee-Bruderschaft waren. Diese hätten sich wohl kaum einer ausschließlich der Hindu-Göttin Kali geweihten Bruderschaft angeschlossen.

Bevorzugte Mordwaffe der Thuggee war ein seidenes Tuch. Das Tuch wurde zusammengerollt um den Hals der Opfer geschlungen und dieses dann mit exakten Handgriffen erwürgt, bevor sie um Hilfe rufen konnten. Vereinzelt benutzten die Thuggee  auch Messer, Säbel und in seltenen Ausnahmefällen bestimmte Gifte.