Tummo
Tummo bedeutet übersetzt so etwas wie inneres Feuer, mystische Hitze und ist eine fortgeschrittene, tantrische Meditationstechnik des Vajrayana-Buddhismus.
Diese besteht aus einer speziellen Atemtechnik und einer speziellen Visualisierung. Zielist die bewusste Erhöhung der Körpertemperatur. Der Körper wird dabei gegen niedrige Umgebungstemperaturen immun. Die Technik funktioniert ohne die Zuhilfenahme von Fremdmitteln. Tummo wurde erstmals im 11. Jahrhundert von tibetischen Mönchen praktiziert. Der tibetische Meister Nāropa (1016–1100) dokumentierte in seinen Sechs Yogas von Naropa (auch: Sechs Doktrinen von Naropa ) die Technik der „Mystischen Hitze“ erstmals schriftlich. Bis ins 10. Jahrhundert unserer Zeitrechnung soll Tummo ausschließlich mündlich überliefert worden sein. Die tibetischen Mönche konnten ihre Körpertemperatur derart erhöhen, dass sie problemlos für Stunden oberkörperfrei im Schnee meditierten. Nasse Kleidung soll dabei bei wirklich winterlichen Temperaturen am Leibe getrocknet sein und es gibt mittlerweile sogar Messungen, dass die Mönche ihre eigene Körpertemperatur um mehr als 8 °C erwärmen können. Die Technik ist auch als Chandali-Yoga bekannt, das sich auf indische Schriften zurückführen lässt. Die Praxis von Tummo setzt gewisse meditative Fähigkeiten und spirituelle Kenntnisse voraus. Wesentliche Elemente der Tummo-Technik sind:
- die Körperhaltung (asanas)
- die Gestik (mudras)
- die Beherrschung des Atems (prāṇāyāma)
- die Selbst-lose Versenkung (dhyāna)
- die affirmative Sensualisierung (überwiegend visuell und haptisch).
Die innere Flamme entsteht instinktiv auf der Ebene des Nabels, wo sich auch das Solarplexus-Chakra befindet. Durch das Zusammenwirken der genannten Elemente wird die Lebensenergie (1prāṇa, auch 2Kundalini) durch die Energiekanäle (3nāḍī) auf definierte Hauptenergiezentren (4chakra), so konzentriert, dass eine evozierte 5Katharsis zur Erhöhung der Körpertemperatur führt.
Wissenschaftliche Untersuchungen (Cromie, 2002; Richard Davidson 2006) bestätigen das bei Anwendung der Tummo-Technik es zu einer Erhöhung der Temperatur um bis zu 8,3 °C in den Fingern der Probanden kam. Der Niederländer Wim Hof brach 2011 mit der Methode den Weltrekord im Eisbaden, als er 1 Stunde, 52 Minuten und 42 Sekunden bis zum Hals in Eiswasser stand.
![]()
1prāṇa: bedeutet im Hinduismus Lebenskraft. Den Vorstellungen des Yoga zufolge zirkuliert Prana im Körper durch ein System von Kanälen (Nadi). 2Kundalini: (auch Schlangenkraft) ätherische Kraft die in jedem Menschen am unteren Ende der Wirbelsäule, im untersten Chakra liegt. 3nāḍī: durch den Körper verlaufendende feinstoffliche Energieleitbahnen bezeichnet, die mit Prana versorgen sollen. Es sind die Verbindungen zwischen Energiezentren den Körpers, den Chakren. 4chakra: feinstoffliche, unsichtbare Energiewirbel im und außerhalb des Körpers. Es die Verbindungsstellen zwischen Körper und Astralleib. Sieben der Chakren werden als Hauptenergiezentren des Menschen angesehen und liegen entlang der Wirbelsäule respektive der senkrechten Körperachse. 5Katharsis: psychische Reinigung durch Ausleben innerer Konflikte und verdrängter Emotionen, speziell von Aggressionen. Nach Aristoteles die seelische Reinigung.