Werwölfe

Die Verwandlung eines Menschen in einen Wolfsmensch (Werwolf) wird Lykantrophie genannt.

WerwolfDas älteste schriftliche Zeugnis ist das Gilgamesch-Epos, in dem die Göttin Ištar einen Schäfer in einen Wolf verwandelt (Tafel 6, Vers 58–61). Der Werwolf hat einen engen Bezug zum Vampirismus. Vampirismus wurde oft als Fortsetzung der Lykanthropie angesehen. In Vampirsagen verwandelt sich der zum Werwolf mutierte Mensch nach seinem Tod in einen Vampir. Der Mythos vom Werwolf entstand hauptsächlich in Serbien, Polen, Bulgarien, Slowenien und Weißrussland. Im alten Griechenland gab es die Sage von König Lykaon von Arkadien, der von Zeus in einen Wolf verwandelt wurde. Lykaon, gründete den Kult des Lykäischen Zeus auf dem Berg Lykaion, bei dem nach Berichten Platons noch in historischer Zeit Menschenopfer dargebracht wurden. Dem Sittenverfall und der Gottlosigkeit seines Geschlechts schrieb man die Deukalionische Flut zu, die Zeus zur Ausrottung des entarteten Menschengeschlechts schickte. Der griechische Dichter Hesiod berichtet in seiner Fragmenta astronomica, (bei Eratosthenes von Kyrene in den Texten Catasterismi), das Lykaon von Zeus in einen Wolf verwandelt und dessen Söhne vom Blitz erschlagen wurden, weil sie seine Göttlichkeit auf die Probe stellen wollten, indem sie ihm Menschenfleisch zum Essen vorsetzten. Eine ähnliche Schilderung des Mythos findet sich im Ersten Buch der Metamorphosen des Ovid. Im 15. und 16. Jahrhundert wurde die Lykanthropie als Teufelsbesessenheit angesehen. Der Werwolf war nach dem Malleus maleficarum (Der Hexenhammer) kein echtes Tier und kein verwandelter Mensch, sondern ein durch den Teufel erschaffenes Trugbild. Der italienische Dominikaner Thomas von Aquin hielt eine tatsächliche Verwandlung für unvereinbar mit den göttlichen Naturgesetzen. Für ihn war der Werwolf ein dämonenerzeugtes Scheinwesen. Moderne Erklärungsversuche halten Lykanthropie für eine Form von Geisteskrankheit. Klinische Lykanthropie ist ein seltenes psychiatrisches Syndrom, wobei die Betroffenen dem Wahn anheimfallen, dass sie sich in ein Tier verwandeln können, sich in ein Tier verwandelt haben oder ein solches sind. Unter 56 Fällen klinischer Zooanthropie, die in der medizinischen Fachliteratur von 1850 bis 2012 beschrieben wurden, waren 13 Fälle klinischer Lykanthropie vertreten. Eine weitere Übersichtsstudie zählte 20 Fälle klinischer Lykanthropie von 1852 bis 2020. Der Psychologie-Assistenzprofessor Dr. Jan Dirk Blom von der Reichsuniversität Groningen (Niederlande) konnte in einer Studie 13 dokumentierte Fälle von angeblicher Lykanthropie nachweisen. Der Zustand der Patienten erfüllte die Kriterien für eine entsprechende klinische Diagnose. Die Bezeichnung Lykanthropie geht zurück auf König Lykäon, welcher der griechischen Mythologie zufolge als göttliche Strafe in einen Wolf verwandelt wurde. In Frankreich wird der Begriff lycanthropie mindestens seit dem 16. Jahrhundert für die Wahnvorstellung, in einen Wolf verwandelt zu sein, verwendet, die damals noch als eigenständige Erkrankung angesehen wurde. Auch in England ist lycanthropy seit den 1580ern in dieser Verwendung bekannt.Die gefühlte Gewissheit, sich in ein Tier zu verwandeln oder bereits verwandelt zu sein (klinische Zooanthropie), kann als sekundäres Wahnsymptom bei schizophrenen Psychosen, schizoaffektiven Psychosen, Demenz sowie seltener bei Persönlichkeitsstörungen und als Folge der Einnahme psychotroper Substanzen auftreten. Dabei ist die Ausprägung, z. B. bei der Art des Tieres, stark abhängig von kulturellen Faktoren. 

Eine andere Ursache für den Mythos vom Werwolf könnte auch das Phänomen der Hypertrichose, gewesen sein. Das sogenannte Werwolf-Syndrom, eine genetische Erkrankung führt zu einer starken Überbehaarung. Generalisierte Hypertrichose betrifft den gesamten Körper mit Ausnahme der Fußsohlen und Handflächen. Die seit früheren Andrian Jeftichjew, bekannt als der HundemenschJahrhunderten bekannten und so genannten Haarmenschen (siehe links) waren bzw. sind hiervon betroffen. Die Betroffenen wurden manchmal auch als „Wolfsmenschen“ bezeichnet. Der Skinwalker (siehe rechts) ist ein mythisches Wesens  aus der Navajo-Folklore. Die NavajoSkinwalker nennen das Wesen in ihrer Sprache Yeenaldlooshii oder Naatl’eetsoh, andere Indianervölker Ma’ii Tsoh. Die Navajo übersetzen das Wort Ma’ii Tsoh sinnbildlich mit „Wolfsmann“ oder „Wolfsmensch. In Navajo-Zeremonien werden verwandelte Wölfe und Kojoten auch als Naatl’eetsoh bezeichnet. Den Überlieferungen nach soll der Skinwalker eine Hexe oder ein Schamane sein, der sich Tier- oder gar Menschenhaut überstreift. Skinwalker sollen auch kannibalistisch geneigt sein. Am häufigsten sollen sie in Gestalt von Wölfen erscheinen. Angeblich fällt er dann durch seine unnatürliche Größe und die helle Iris seiner Augen auf. Der Skinwalker kann auch in Tiergestalt aufrecht auf zwei Beinen gehen und laufen, er soll dann sehr schnell sein. Allen Überlieferungen gemeinsam ist die Art und Weise, wie ein Skinwalker angeblich entstehen soll: durch das Tragen oder Überstreifen von Tier- oder Menschenhaut. Generell gilt Haut in Schamanen- und Hexenkreisen als mächtiges Ritual- und Zauberwerkzeug. Je nach Gesinnung des Zauberers und/oder Beschwörers könne mit verhexter Haut sowohl Weiße wie auch Schwarze Magie gewirkt werden. Skinwalker sollen (angeblich) Leichen schänden und/oder Menschen anfallen, um ihr Fleisch zu (fr)essen. In neueren Berichten, besonders aus den USA, wird der Skinwalker daher häufig mit Werwölfen gleichgesetzt und entsprechend beschrieben. Die meisten angeblichen Augenzeugenberichte haben dabei Beinahe-Zusammenstöße von Autofahrern mit Skinwalkern auf verlassenen Landstraßen und Highways zum Inhalt.