Verheerende Tsunamis

Tsunamis sind riesige Flutwellen, die auf dem Meer eine Geschwindigkeit von 800 Stundenkilometern erreichen und sich in Küstennähe meterhoch auftürmen können. Im Vergleich dazu: Eine gewöhnliche Welle erreicht auf dem Meer maximal eine Geschwindigkeit von 90 Stundenkilometern. Der Tsunami kann in wenigen Stunden ganze Ozeane durchqueren. Die enorme Wucht einer Tsunamiwelle reißt an Land Häuser, Bäume und Autos mit. Die Wassermassen können mehrere Kilometer ins Landesinnere eindringen. Beim Zurückweichen der Welle entsteht ein Sog, der Menschen und Trümmerteile ins offene Meer ziehen kann. Tsunamis entstehen, weil ausgelöst durch Erdbeben, Vulkanausbrüche, Erdrutsche oder Meteoriteneinschläge plötzlich riesige Wassermassen verdrängt werden. Die häufigste Ursache von Tsunamis sind Seebeben, wobei diese mindestens eine Stärke von 7,0 auf der Richterskala und das Epizentrum in weniger als 50 Kilometern Tiefe liegen müssen.

Tsunami von 2oo4

Die Länder entlang des Pazifischen Feuerrings, ein Vulkangürtel, der die Kontinentalgrenzen Asiens, Nord- und Südamerikas umgibt, sind am häufigsten von Tsunamis betroffen. Der Vulkangürtel ist das tektonisch aktivste Gebiet der Erde. 80 Prozent aller Erdbeben und 65 Prozent aller Tsunamis entstehen dort.Der schlimmste Tsunami der Geschichte war der im indischen Ozean. 2004 wurden die Küsten Südasiens und Ostafrikas im indischen Ozean vom tödlichsten Tsunami seit Menschengedenken überrascht. Ausgelöst durch ein schweres Seebeben der Stärke 9,1 breiteten sich innerhalb von wenigen Minuten riesige Flutwellen aus, die in Küstennähe bis zu 40 Meter hoch anstiegen. 230.000 Menschen verloren ihr Leben, etwa 1,7 Millionen wurden obdachlos. Das Epizentrum lag ca. 350 Kilometer vor der Küste von Nord-Sumatra. Der Tsunami erreichte die Küste nach etwa 30 Minuten.

Die 10 verheerendsten Tsunamis seit dem 19. Jhd.

DatumLandStärke des Erdbebens maximale Wasserhöhe Zahl der Todesopfer
2004Indonesien9,150,90230.000
2011Japan9,038,9015.890
1976Philippinen8,18,504.376
1945Pakistan8,015,244.000
1952Russland9,018,004.000
1933Japan8,429,003.022
1960Chile9,525,002.234
1998Papua-Neuguinea7,015,032.205
1923Japan7,913,002.144
1946Dominikanische Republik7,85,001.790

Was ist der Unterschied zwischen Tsunamis und Monsterwellen. Monsterwellen haben wenig mit Tsunamis gemein. Tsunamis entstehen durch Verdrängungswasser, oft durch Seebeben, während Monsterwellen durch die Überlagerung von mehreren Wellen entstehen (Interferenz). Monsterwellen  sind außergewöhnlich hohe, einzelne marine Wasserwellen. Die Höhe und die hohe Geschwindigkeit solcher Wellen erzeugen enorme Anprallkräfte. Kleinere Schiffe können regelrecht „verschluckt“ oder „zerschlagen“ werden. Größere Schiffe können durch die gewaltigen Kräfte manövrierunfähig werden.  Monsterwellen überschreiten die „signifikante Wellenhöhe“, also den Mittelwert der höchsten Wellen in einem Seegang, um mindestens das Doppelte. Sie haben eine vergleichsweise kurze Wellenlänge und eine relativ hohe Geschwindigkeit. Ein weiteres Merkmal ist ihre steile Vorderfront. Eine Monsterwelle fällt im Unterschied zum Tsunami zusammen, sobald sie auf Land trifft. Tsunamis hingegen können weit ins Landesinnere vordringen. Die Höhe von Monsterwellen kann durch Radarmessungen bestimmt werden. Auf senkrecht von oben aufgenommenen Satellitenbildern sind sie an einem starken Kontrast erkennbar, der durch ihre steile Vorderfront verursacht wird. Innerhalb von zwölf Jahren wurden durch Radarmessungen 466 Monsterwellen in der Nordsee registriert. Küstenzonen mit stark schwankenden Meerestiefen und unterschiedlichen Strömungsverhältnissen gehören zu den anfälligen Seegebieten, in denen unberechenbar große Wellen auftreten können. Es gibt drei Arten von Monsterwellen:

1) der Kaventsmann , eine große, relativ schnelle Welle, die nicht der Richtung des normalen Seegangs folgt;
2) die Drei Schwestern, drei schnell aufeinander folgende große Wellen, in deren schmalen Tälern Schiffe nicht den nötigen Auftrieb entwickeln können und dann von der zweiten oder spätestens dritten Woge überrollt werden.
3) die Weiße Wand, eine sehr steile Welle, von deren Kamm die Gischt herabsprüht, gefolgt von einem tiefen Wellental

Bis 1995  war die sogenannte Draupner-Welle, eine Monsterwelle mit einer Höhe von 26 Metern die vor der Küste Norwegens auf eine Ölbohrplattform prallte, als höchste Monster welle bekannt. Die Draupner-Welle überragte ihre Nachbarn um atemberaubende 26 Meter, während die umliegenden Wellen 11 Meter hoch waren. Im Gegensatz dazu war die sogenannte Ucluelet-Welle, eine monströse Wasserwand vor Vancouver Island zwar nur 58 Fuß (17,6784 m) hoch, aber fast dreimal so hoch wie die umgebenden Wellen. Die  Ucluelet-Welle,  hält damit den Rekord für die extremste Monsterwelle, die jemals registriert wurde.

Nicht zu unterschätzen sind auch die Gezeitenwellen. Größere Exemplare können gefährlich für die Schifffahrt sein. Es sind  Wellen, die durch die Tide (periodische Wechsel zwischen Ebbe und Flut) ausgelöst wird und sich von einer Flussmündung aus flussaufwärts bewegt. Bei Flut wird Wasser in einen Flusslauf hineingedrückt und es entsteht eine Welle bzw. mehrere Wellen, die entgegen der Strömungsrichtung des Flusses verlaufen und deren Wasserspiegelauslenkungen oberhalb des Ruhewasserspiegels liegen. Gezeitenwellen finden sich an den Unterläufen praktisch aller Flüsse, die in Meere mit deutlichem Tidenhub münden. Besonders auffällig sind extreme Formen, die Boren genannt werden. Sie sind auf Gebiete beschränkt, in denen der Tidenhub besonders groß ist. Bestimmte Gezeiten und Mündungsformen können ihre Entstehung begünstigen. Boren können entweder als einzelne brechende Welle auftreten oder auch von mehreren kleineren Wellen gefolgt werden. Die mit 8 bis 9 Metern weltweit größte Gezeitenwelle, der sogenannte „Silberne Drache“, tritt in Qiantang, China auf.. Ende August oder Anfang September fließt die Bore in die Bucht von Hangzhou hinein und rollt den Fluss Qiantang Richtung Haining mit einer Geschwindigkeit von 25–40 Kilometern pro Stunde hinauf. Auf dem Amazonas, wird bei niedriger Wasserführung im Februar/März die Springtide bis zu 5 Meter hoch und bis zu 65 Kilometer pro Stunde schnell. Die Gezeitenwelle, die aufgrund ihres lauten Grollens von den Indianern Pororoca (großer Lärm) genannt wird, wälzt sich bis zu 800 km (Stadt Óbidos) flussaufwärts. Petitcodiac in der Bay of Fundy, Kanada, war mit einer Höhe von bis zu 7,5 Meter  ehemals die größte Gezeitenwelle Nordamerikas. Nach dem Bau eines Straßendamms 1968 und der durch ihn verursachten Versandung des Flusses war sie jedoch bedeutend kleiner. Seit der Öffnung des Damms 2010 wächst sie wieder an.

Etwas ganz anderes sind Surferwellen. Die größten surfbaren Wellen der Welt findet man am Strand von Nazaré. Nazaré liegt an der portugiesischen Atlantikküste, etwa 120 Kilometer nördlich der Hauptstadt Lissabon. Die ungewöhnliche Höhe der hier brechenden Welle hat mehrere Ursachen. Vor der Küste befindet sich der Nazaré Canyon, eine über 230 Kilometer lange Meeresschlucht mit einer Tiefe von bis zu 5000 Metern. Das Ende dieses Unterwasser-Canyons liegt unmittelbar vor der Küste von Nazaré, wodurch sich auf engem Raum große Unterschiede in der Wassertiefe ergeben. Des Weiteren wird bei entsprechenden Bedingungen eine Wasserströmung entlang des Strandes an dem Felsvorsprung in das Meer gelenkt, so dass sich eine weitere Vergrößerung der Welle ergibt. Eine entsprechende Dünung vorausgesetzt, können die Wellen dann mit mehr als 20 m Höhe brechen.

Ein tsunami-ähnliches Phänomen,  ist der Meteotsunami oder meteorologische Tsunami ,das in den Küstenmeeren vieler Länder und auch an größeren Seen zu beobachten ist: Selbst bei recht ruhiger Wasseroberfläche werden hierbei plötzliche meterhohe Wellen erzeugt, die nicht vorhersagbar sind. Sie kommen praktisch aus dem Nichts, betreffen weite Küstenabschnitte und hinterlassen eine Spur der Verwüstung. Im Unterschied zu einem ‚echten‘ Tsunami ist der Auslöser der Welle kein Seebeben, sondern er wird durch kurzperiodische Luftdruckschwankungen in Verbindung mit Resonanzphänomenen und Wind erzeugt. Durch sich blockierende Luftströmungen werden lokale Luftdruckunterschiede erzeugt, die auf Meereswellen mit der gleichen Geschwindigkeit treffen müssen. Dann kann es zu einer Resonanz zwischen Luftdruck- und Wasserwellen kommen, sodass durch Resonanzüberhöhung Wellen mit bis zu mehreren Dezimetern Höhe entstehen können. Wenn die Wellen eine Bucht erreichen, werden sie wie bei herkömmlichen Tsunamis gestaut und erreichen Höhen von mehreren Metern unter der Voraussetzung, dass die Bucht über die „richtige“ Länge verfügt, um die Wellen nicht auszulöschen, sondern zu verstärken. Das Wetterphänomen kommt weltweit vor. Auf den Balearen wird es Rissaga genannt, Milghuba auf Malta und Marrubio auf Sizilien. In der Bucht von Fiume wird der Meteotsunami Stigazzi genannt und in Japan ist er als Abiki bekannt. In der Nord- und Ostsee bis nach Finnland wird er Seebär genannt. Bereits 1756 beschreibt der deutsche Naturforscher Daniel Gottlob Thebesius einen Meteotsunami unter der Bezeichnung Seebär. Seebären treten sowohl an Nord- und Ostseeküste auf. Für die nordfriesische Insel Sylt sind Seebären unter anderem für den 14. Juni 1964 und den 18. Juni 2002 dokumentiert. Es wird jedoch angenommen, dass die Zahl der tatsächlich stattgefundenen Meteotsunamis höher ist. Seebären mit einer Wellenhöhe von über einem Meter sind extrem selten. Die Gefahr von Seebären besteht aber darin, dass sie (anders als Sturmfluten) nicht vorhergesagt werden können.