Die Odyssee der Roten Landkrabben

Die Rote Landkrabbe kommt ausschließlich auf der zu Australien gehörenden Weihnachtsinsel und den Kokosinseln im Indischen Ozean vor. Auffallend ist die leuchtende rote Farbe des Panzers, der bei einer erwachsenen Krabbe ca. 11 bis 12 cm Durchmesser misst. Die Männchen der Weihnachtsinsel-Krabbe werden größer als die Weibchen und besitzen größere Scheren, die sie bei Rivalitäts- und Revierkämpfen mit anderen Männchen einsetzen.

Rote LandkrabbeRund 60 bis 80 Millionen Rote Landkrabben leben in Erdhöhlen und und Festspalten im dichten Regenwald der Weihnachtsinsel. Die Nahrung der Weihnachtsinsel-Krabbe besteht hauptsächlich aus herabgefallenem Laub (Detritus) des Regenwaldes. Auch herabgefallene Früchte und Blüten dienen als Nahrung. Tierische Nahrung wird nicht verschmäht. Tote Krabben werden ebenso gefressen wie Vogelkadaver oder die auf der Weihnachtsinsel eingeschleppte Große Achatschnecke. Die Weihnachtsinsel-Krabbe ist allerdings auch ein Kannibale. Nachdem die geschlüpften Krabben nach einer Weile wieder ans Land gespült werden, essen diese Krabben auch manchmal ihren Nachwuchs. Weihnachtsinsel-Krabben erreichen ihre Geschlechtsreife erst nach vier bis fünf Jahren. Ihr Verhalten zu Beginn der Regenzeit im November ist rätselhaft.  Jedes Jahr zu Beginn der Regenzeit zieht es Millionen geschlechtsreife Krabben gleichzeitig vom Wald in Richtung Meer, um sich dort zu paaren. Auf ihrer Wanderung schwärmen sie über Straßen, Flüsse, Felsen und  Strände . Zuerst wandern die Männchen zur Küste und nehmen Meerwasser auf. Im angrenzenden Küstenwald graben sie Höhlen, in denen die 20-minütige Paarung stattfindet. Danach kehren die Männchen wieder zurück in den Wald.  Die Weibchen hingegen bleiben etwa 12 Tage in der Höhle, bis die befruchteten Eier – bis zu 100.000 pro Tier – vollständig ausgereift sind. Danach wandern sie zum Ufer, um die Eier dem Meer zu überlassen. Sobald die Eier mit dem Salzwasser in Berührung kommen, schlüpfen die Larven heraus. Nach etwa drei Wochen sind sie zu Babykrabben herangewachsen und wandern zurück Richtung Regenwald. Bis heute bleibt ungeklärt, wie sich die Krabben auf ihrer Wanderung Richtung Meer orientieren. Im November 2023 verzögerte sich die Massenwanderung zum Meer. Nur wenige Exemplare begannen die Wanderung, viele brachen die Wanderung ab und zogen sich wieder in die Wälder im Inneren der Insel zurück. Die große Masse der Krabben wanderte erst im Februar 2024 an die Küste. Es war das erste Mal seit Beginn der Aufzeichnungen über die Krabbenwanderung in den 1980er Jahren, dass sich die Krabben erst so spät paarten. Man vermutet den Klimawandel als Ursache. Im Jahr 2023 gab es nur rund halb so viele Regenfälle auf der Insel wie in den Jahren zuvor und der Weg zur Küste war trocken und staubig. Die Weihnachtsinsel-Krabbe ist streng geschützt und zur Zeit ihrer Wanderung herrschen Fahrverbote

Die Rote Landkrabbe  hat keine natürlichen Fressfeinde und nur wenige Nahrungskonkurrenten auf dem Boden. Fallweise kommt es zu Auseinandersetzungen mit dem Palmendieb, einem großen Landeinsiedlerkrebs. In den Neunziger Jahren ist  dann ein neuer natürlicher Feind aufgetaucht: Die gelbe Spinnerameise, die wohl von einem Schiff von Afrika eingeschleppt wurde. Die Gelbe Spinnerameise verbreitete sich über Superkolonien relativ rasch auf der Insel und hatte den Lebensraum der Weihnachtsinsel-Krabbe eingeengt. Die aggressive Ameise verätzt außerdem mit ihrem Gift die Augen der Krabben, sodass diese erblinden. Blinde Krabben können sich nicht mehr ernähren und sterben innerhalb von drei Tagen. Die Population ging stark zurück. Die australische Naturschutzbehörde Parks Australia hat mit Hilfe Biologischer Schädlingsbekämpfung, die Verbreitung der invasiven Ameisenart inzwischen eingeschränkt, sodass sich die Population der Krabben bis 2022 wieder stabilisierte.